Letzte Etappe von Falmouth/UK nach Hindeloopen/NL. 20.08. – 03.09.2016
Ich bedanke mich beim Yachteigner, Dr. Guido Marx für seine persönliche Einladung zur Törnteilnahme und bei unserem SKU-Clubmitglied, Reiner Eberle für die Kontaktvermittlung und Unterstützung.
Das Azores Adventure Cruise 2016 war eine seglerische Veranstaltung, die von einem professionellen Seglerehepaar Yvonne Kuijpers und Paul Matthijssen, die beiden Begründer und Organisatoren von „Ocean People“, speziell für niederländische Yacht-Eigner konzipiert wurde.
Die SY PLAYMOBIL von unserem Segelfreund Guido war die einzige deutsche Yacht, von den gestarteten 15 Yachten.
Strecken und Häfen sowie die Tages-Wegpunkte waren bereits umfangreich
ausgearbeitet. Gestartet worden ist gemeinschaftlich als Flotille in Vlissingen / NL.
Die Route führte entlang der belgischen Küste, der französischen Küste mit einem Abstecher nach Guernsey, und von Brest quer durch die Biskaya nach La Coruña/ E,
weiter entlang der Iberischen Halbinsel bis nach Lissabon. Es wurden besondere Häfen angesteuert und Hafentage eingelegt.
Von Lissabon zu den Azoren. Dort wurden Yachtmaster Ocean Prüfungen abgelegt und die vielen schönen Inseln besichtigt.
In einem Schlag ging es dann in 10 Tagen und 10 Nächten von den Azoren nach Falmouth / GB, wo dann Reiner und ich an Bord gegangen sind.
So haben sich 16 ausgesuchte Crewmitglieder bei den Etappen abgelöst.
Zusammen mit dem Eigner und Skipper Dr. Guido Marx haben wir das Schiff nach Hindeloppen / IJsselmeer gesegelt.
http://blog.segelyacht-playmobil.de/der-toern/toernplanung/unsere-routen/
Die PLAYMOBIL, ist eine in der Segler-Welt sehr bekannte Yacht.
Eine außergewöhnliche Yacht, die nach Vorgaben des Eigners mit sehr viel Liebe für Ästhetik, Funktionalität, Qualitäten sowie Segeleigenschaften und Details gebaute,
37 fts. Yacht von der Werft „Breehorn“ in den Niederlanden.
http://blog.segelyacht-playmobil.de/schiff/
Täglich wurden mehrmals an den einzelnen Tageswegpunkten die Situation an Bord und die Position zum nächsten waypoint per Funk bei allen Yachten abgefragt. Umgangssprache war meist niederländisch.
Die erste Etappe von Falmouth hatten wir raumen Wind bei 5-6 bft., so dass wir am späten Abend die 72 sm bis Dartmouth mühelos erreichten.
Die üblichen Schwimmstege ohne Landbrücke, Wasser und Landstrom, also mit Wassertaxi an Land, wie so oft in Süd-England üblich.
Wenn man seine Mülltüten mit aufs Taxi nimmt, wird der Schwimmsteg mit den Müll- Containern angelaufen um die Tüten zu entsorgen.
Dartmouth ist eine sehr nette und reizvolle Stadt mit einer ungewöhnlichen Fähre.
Das nächste Etappenziel war Portland. Wieder wegen der Gezeiten ein sehr frühes Aufstehen um die optimale Strömung zu nutzen.
Portland war bei den Londoner Olympischen Spielen, der Austragungsort für die Wasser- Sportarten. Damit war dort eine moderne und vorbildliche Marina.
Weiterfahrt mit guten ablandigen Winden aus Nord. Stärke und Richtung ideal.
Durch die Küste streckenweise mit Düsenwirkung. Flotte Fahrt, tolle Schräglage, ein Segelgenuss par excellence.
Temperaturen stiegen ständig, so das ein häufiger Kleiderwechsel notwendig war.
Der nächste Zielhafen war Cowes auf der Isle of Wight.
Vom Westen kommend, endlich mal die Needles bei strahlendem Sonnenschein passieren. Bisher kenne ich diese berühmte Passage nur bei unsichtigem und stürmischem und feuchtem Wetter.
Cowes ist eine berühmte Seglerstadt.
Wir haben ganz weit den Fluss hinauf mit 12 Schiffen an einem Schwimmsteg gelegen. Keine Landverbindung.
Um zu einer Sanitäreinrichtungen auf der anderen Flussseite zu kommen, das Wassertaxe per Funk auf Kanal 72 rufen, 2,50 GBP bezahlen und dann in einem Restaurant für 7 Minuten warmes Wasser einen Coin (1 Pfundmünze)
in den Automaten eingeben. Der Taxifahrer ist so hilfsbereit, dass er gleich Wechselgeld in passenden Münzen ausgibt.
Duscht man zu lange ist das Taxi weg und muss für die Flussüberfahrt wieder gerufen
werden. Großbritannia lebt eben weiter seine Traditionen.
Schwimmstege haben keinen Landstromanschluss, da ist ein mitgebrachter Akkulader sehr hilfreich, um weiter mit der weiten Welt verbunden zu sein.
Hier fand dann eine Abschiedsparty auf dem Schwimmsteg statt, für die jedes Boot etwas zum Essen und seine Getränke beigesteuert hat.
Der Solent, die Wasserfläche zwischen Southampton und der Isle of Wight, ist ein besonderes Revier mit netten Städten, leicht erreichbar, ausgeprägte Gezeiten und viel britische Tradition der Sportschifffahrt.
Es gibt sie immer noch die Hovercraft-Fähren von Portsmouth zur Isle of Wight mit höllenlärm und 35 kn Speed. Wenn man sie sieht, sind sie auch schon da, also immer Achtung und Ausguck!!
Immer wieder beeindruckend die beiden Festungen in der östlichen Einfahrt.
Nächster Tag weiter nach Eastbourne, ein sonniger Tag, aber lange ohne wirklichen Wind.
Erst gegen Mittag kam ein Wind auf, der zum Segeln geeignet war. Wir haben gegenüber dem Motoren nur 1 kn an Geschwindigkeit verloren, Genacker gesetzt. Später ist der
Wind dann doch eingeschlafen.
Auf der Fahrt entlang an wunderbare Kreidefelsen mit sehr scharfen und klaren Bruch Konturen und mit schönen Licht- und Schattenstrukturen
Eastbourne.
Lagen in einer neuen Marina, die nur durch eine Schleuse und damit gezeitenfrei erreichbar ist. Sehr ordentlich und empfehlenswert diesen Ort anzulaufen.
Morgen, Samstag, um 9 Uhr wird entschieden wie weiter verfahren wird.
Entweder hier bleiben und die ungünstigen Winde abwettern, oder morgen noch nach Dover und dann von dort aus nach Zeebrügge.
Oder ….
Statt morgens das Briefing, das tägliche gemeinsame Treffen aller Schiffsführer zur Feinabstimmung, war es um 21 Uhr.
22 Uhr Leinen los und ab in die Schleuse.
Die Crews, die noch einen Tag in Eastbourne verbleiben, haben mit Kerzen und Lichtern auf der Schleusenmauer Abschied signalisiert.
Ein toller Gemeinschaftssinn hatte sich entwickelt.
In die Nacht hinein ging es lange unter Motor in Kiellinie als Konvoi Richtung VTG / TSS (VTG Verkehrs-Trennungs-Gebiet / TSS Traffic-Separation-Scheme).
Nach ca. 2,5 Stunden kam Wind auf. Es war eine mondlose Nacht und man konnte die Sterne sehen.
Beide VTG Seiten waren stark befahren. Wir querten auch im Konvoi vorschriftsmäßig. Der Wind nahm zu und kam den ganzen Tag raumschots, so dass wir stets über
6 Knoten Fahrt machten.
Die Ansteuerung Zeebrügge war ein welliger Ritt mit achterlichem Wind und starkem Strom, aufgewühlter und sehr kabbeliger See. Guido beherrscht seine Yacht perfek. 130 sm in 21,5 Stunden eine sehr gute Zeit.
Die anderen 4 Boote sind in kurzen Abständen eingelaufen.
Wir haben einen Hafentag eingelegt um das Boot für eine festliche Heimkehr
vorzubereiten.
Hier trennten sich endgültig die Heimatziel der verbliebenden Yachten.
Über Schevedingen sind wir weiter nach Amsterdam. Durch die guten Beziehungen von Guido konnten wir direkt in der Messe-Marina festmachen, obwohl zu dieser Zeit eine Bootsmesse stattfand. Der Lageplan Marina wurde mit dem bordeigenen Bluetooth – Mobildrucker ausgedruckt.
Da wir auf dem Messegelände lagen, konnten wir somit auch die Messe besuchen.
Nur beim Ausgang gab es natürlich eine Diskussion, wie wir wieder zurück durch die Messe zum Boot kommen. Lösung, wir bekommen einen Stempel ins linke Handgelenk, das half problemlos.
Amsterdam ist und bleibt auch ein Vielvölker- Schmelztiegel. Und immer wieder eine besuchswerte und reizvolle Stadt.
Der letzte Seetag, von Amsterdam nach Hindeloopen. Wegen der Wettervorhersage sind wir nicht erst nach Stavoren, sondern direkt nach Hindeloopen gesegelt.
Es wurde bald nach dem Ablegen das Boot geschmückt, sowie mit den Gastflaggen, die auf der Reise eingesetzt worden sind, es waren einige.
Weitere Fahnen fanden ihren Platz in der Takelage.
Guido hat seine letzten Meilen nach Hause selber gesteuert. Bei kräftigem raumem Wind mit 5- 6 bft. , merkt man schon eindeutig sein Können und seine langjährige Erfahrung,
zumal die Einfahrt von Hindeloopen schmal ist. Flinkes, inzwischen gut eingeübtes Segelbergen, direkt im Innenhafen.
Kaum in die Marina eigelaufen, kamen schon Freunde von Guido, die ihn ganz herzlich begrüßten.
Ich habe Guido meinen Glückwunsch ausgesprochen.
Man merkte ihm einerseits an, froh wieder da zu sein, aber auch die mentale
Überwältigung so eine lange Reise, ohne Schaden überstanden zu haben, aber auch eine Genugtuung für sich selber. Erst langsam legte sich seine Anspannung.
Er sprudelte beim Erzählen was er erlebt hatte.
Die gesegelte Gesamtstrecke beträgt 4.650 Seemeilen in 99 Tagen.
Ich glaube seine längste Strecke überhaupt, und viel und weit gesegelt ist er schon oft.
Er ist vom Segeln beseelt, eingenommen und begeistert sowie immer von neuem angespornt.
Für mich ein faszinierender Ausnahmesegler, dabei auch immer ein sehr angenehmer Partner, Skipper und Lehrer, der sein umfangreiches Wissen angenehm weiter gibt.
Meine große Hochachtung.
Fazit:
Eine außergewöhnliche Schluss-Etappe eines besonderen Segelereignisses, der Azores Adventure Cruise 2016.
Mit vielen schönen Wettertagen, großartigen Segelerlebnissen, tollen Landschaften und unvergesslichen Seetagen. Eine sehr harmonische Partnerschaft und Atmosphäre an Bord. Ein bleibendes Erlebnis.
Ich bin stolz auf die tolle Crew-Leistung zusammen mit Guido und Reiner.
Horst Runge
Im September 2016