“Explore Arcitc Norway – Erforschen Sie das arktische Norwegen”
so lautet der Slogan unseres Vercharterers.
Die Crew auf der SY “Blue Babe” einer Hanse 411
Nach einigen Frühjahrstörns Richtung Bornholm oder Kopenhagen sollte es für uns dieses Jahr ganz weit nach Norden gehen.
Wir, das waren Oliver Harms, die Brüder Michael und Thomas Erichsen, zwei von zahlreichen Absegeltörns in der SKU bestens bekannte Hamburger, sowie Skipper Mike Hartmann. Die Anreise erfolgte per Flug über Kopenhagen und Oslo nach Tromsö. Mit einer Hanse 411 stachen wir nach ausgiebiger Proviantierung dann in den frühen Morgenstunden des 2. Juni 2013 in See.
Route der “Blue Babe” 2013
Häfen und Marinas sind in den nördlichen Breiten sehr rar.
Nach 11 Stunden dann der erste Hafen in Skjervoy. Aufgrund mangelnden Windes wollten wir vorsichtshalber Diesel nachtanken – leider war die Schiffstankstelle defekt.
Die Sonne schien schon seit Tagen (und Nächten) ohne Unterbrechung, warum also nicht gleich weiter ? Schließlich wollen wir das Nordkap erreichen ! So ging es noch in der Nacht weiter nach Norden und raus aufs Nordpolarmeer.
Faszinierende Landschaften
Bei vereinzelten Wolken erlebten wir eine grandiose Mitternachtssonne
In Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt, fanden wir am nächsten Morgen eine funktionierende Dieseltankstelle. Nach einem ausgiebigen Frühstück am Gästesteg und kurzem Landgang ging es wieder direkt weiter.
In Hammerfest – im Hintergrund unser Schiff
Nach 187 sm standen wir am 3.6. um 23:37 auf 71°18,4 N und 025°78 E und damit genau nördlich des Nordkaps.
Bis hierhin waren wir über 43 Stunden fast non-stopp unterwegs. Leider hatte sich gegen Abend die Sonne hinter dicken Wolken verzogen und wir konnten das Kap nur im Nebel sehen.
Nordkap nur im NebelNordkap nur im Nebel
Die Gegenseite: Nordkap-Plateau mit dem Globus (71° 10′ 21″)
Auch sonst war uns das Kap nicht besonders wohlgesonnen: Aus Nordwest sowie Nordost gab es zwei alte Dünungen, die sich am Nordkap zu einer unangenehmen Kreuzsee vereinigten. Wie man es denn auch von einem richtigen Kap erwartet, folgten auf totale Windstille innerhalb von Minuten Wind mit Ge- schwindigkeiten weit über 30 Knoten und Regen. Bis vier Uhr morgens kämpften wir uns durch und erreichten Honningsvag.
Navigation bei Seegang
Endlich mal ein paar Stunden Schlaf im Hafen. Außerdem Gelegenheit zum Souvenir-Shopping, schließlich ist dies auch der nördlichste Hafen der Hurtigrutenschiffe mit einer Menge Tagestouristen. Diesel gab es auch hier keinen und so ging es bereits nach 15 Stunden Aufenthalt zurück Richtung Heimathafen.
Wir trafen auch die MS “Lofoten” – den letzten Oldtimer der Hurtigruten
Zwischenstopps gab es noch in Hammerfest (nur zum Tanken und Frühstück – das kannten wir schon).
30 Stunden nach Beginn der Rückfahrt fanden wir eine wunderschöne Ankerbucht. Rund um uns herum von der Mitternachtssonne beschienene Schneefelder an 600 Meter hohen Steilwänden. Dazwischen rauschende Wasserfälle.
Wunderschöne Ankerbucht mit von der Mitternachtssonne beschienenen Schneefeldern
Nachdem wir zu Abend gegessen hatten (es war mittlerweile bereits 24:00 Uhr) machten wir noch schnell das Schlauchboot zur Besichtigungstour klar. Schließlich wollten wir doch noch durch den Schnee laufen.
Im Juni auf Meereshöhe im Schnee
Am nächsten Morgen ging es erneut früh weiter. Vannvag stand als letzter Etappenhafen auf dem Programm. Pünktlich um Mitternacht waren wir dort – nachdem wir erneut die Mitternachtssonne über dem Nordpolarmeer sehen durften.
Nach ein paar Stunden Schlaf und ausgiebigem Frühstück brach der letzte Segeltag an. Hier wurde uns nochmal alles geboten: von moderatem Segelwind über Flaute bis hin zu plötzlichen 32 Knoten Wind in der letzen Stunde und zum Aufkreuzen in den Heimathafen. Fun pur. Und die Sonne schien bereits wieder ohne Unterbrechung seit wir in Honningsvag vor 3 Tagen losgesegelt waren !
MS “Nordnorge” – eins der Hurtigruten-Schiffe, die an der Küste täglich verkehren
Insgesamt haben wir 420 Seemeilen in 6 Tagen und in (fast) pausenlosem Wachsystem zurückgelegt. In Erinnerung bleiben Eindrücke einer faszinierenden Landschaft mit gigantischen Dimensionen. Berge wie in den Alpen, mit Schnee teilweise bis zum Wasser. Eine Einsamkeit, die nur durch wenige Fischer oder ein paar Hurtigroutenschiffe unterbrochen wird. Segler haben wir in der ganzen Woche nicht ein einziges Mal gesehen. Dafür Delfine und Natur pur. Und Nordkap-Segler können wir uns nun auch nennen.
Das war ganz sicher nicht das letzte Mal Nord-Norwegen !
Karte der Hurtigrouten in Nord-Norwegen