Melanie und Thomas Lindenberg segeln zwar erst aktiv seit einigen Jahren, dürfen sich aber seit diesem Jahr schon zur Gruppe der Langfahrtsegler zählen. Sie sind Eigner einer Bavaria 36, die speziell zu diesem Zweck ausgerüstet wurde und haben sich sehr intensiv auf ihren „Ausstieg auf Zeit“ vorbereitet.
Sie hatten dabei auch auf die Weiterbildungsangebote der SKU zurückgegriffen (Sicherheitstraining / Medizin an Bord etc.)
Ihr Vorhaben: Von Warns in den Niederlanden zum Mittelmeer und dort eine ausgiebige Erkundung der vielen Länder und Regionen.
Will man nicht über Flüsse und Kanäle ins Mittelmeer gelangen, so bleibt von den Niederlanden aus nur der Weg an der Atlantikküste entlang. Irgendwann trifft man dann zwangsläufig auf die Bucht von Biscaya und möchte man diese nicht – vorbei an La Rochelle und Bilbao – der Küste entlang Runden, dann steht eine Überquerung des Golfs von Biscaya an. Es handelt sich dabei um einen außerordentlich weitläufiges und durchaus ernstzunehmendes Revier – bekannt für Stürme. Aufgrund des rapide ansteigenden des Festlandschelfs von etwa 5000 m auf wenige Hundert Meter ist bei starken Winden bisweilen mit hohen Wellen zu rechnen.
Wolf Ortlinghaus und ich hatten Melanie und Thomas vor langer Zeit versprochen, sie bei der Überquerung der Biskaya zu begleiten. Leider konnte Wolf aufgrund privater Verpflichtungen dann doch nicht teilnehmen.
Zu Dritt sind wir insofern von Brest in Frankreich nach La Coruna in Spanien gesegelt. Wir hatten ein stabiles Hochdruck-Wetterfenster erwischt und sind am 19.07.2020 um 7:00 Uhr gestartet. Am 21.07.2020 um 3:07 Uhr haben wir in La Coruna in Nordspanien festgemacht.
Dazwischen lagen 367 Seemeilen ü. G. die wir ohne Probleme oder Zwischenfälle zurücklegen konnten. Dabei haben wir rund 9 Stunden den Motor eingesetzt – den größten Teil davon von Brest aus auf die Biscaya hinaus. Die Nachtwachen erfolgten abwechselnd im Vier-Stunden-Takt mit je zwei Stunden Überlappung. Für uns war das eine praktikable Lösung.
Während der Wind in den ersten Stunden ab Brest fehlte, blies es für den Rest unserer Reise mit 4 bis 5 Beaufort. Für unseren letzten Reiseabschnitt Richtung La Coruna waren zunächst 6 bis 7 Windstärken angekündigt, diese blieben uns am Ende jedoch erspart und es wehte mit 4 bis 5.
Insgesamt 7 Mal bekamen wir Besuch von Delfinschulen. Einmal waren es rund 50 Tiere, die uns auf unserer Reise Richtung Süden begleiteten. Manchmal waren es aber auch nur ganz wenige Tiere die dann bis zu einer halben Stunde bei uns blieben. Ein schönes Erlebnis und irgendwie ein beglückendes Gefühl, diese Tiere in ihrem natürlichen Element beobachten zu können.
Der Wind blies die gesamte Reisedauer aus nördlicher Richtung. Insofern haben wir große Teile der Strecke mit einer Schmetterlingsbesegelung, teilweise gerefft, hinter uns gebracht. Etwa zeitgleich querten zwei weitere Yachten unter deutscher Flagge die Bucht von Biscaya. Es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Strategien waren, auf die andere Seite zu gelangen. Während wir weit überwiegend auf Vorwindkurs gesegelt sind, hat eine andere Yacht unterstützend den Motor eingesetzt, die Dritte mit Raumwindkurs vor dem Wind gekreuzt. Alle haben ihr Ziel mit der von ihnen gewählten Strategie erreicht.
Dass eine gute und solide Segelausbildung bei langen Fahrten essentiell ist, zeigte sich dann bei der nächtlichen Ansteuerung von La Coruna. Wir wählten die westliche von zwei Einfahrten und wurden von mehreren Richtfeuern und beleuchteten Fahrwassertonnen bis in den Stadthafen geleitet – nach der mehrtägigen Überfahrt eine Herausforderung, die letztendlich aber sehr gut gemeistert wurde.
Für mich geht es in wenigen Tagen weiter zum langersehnten Familienurlaub auf Mallorca. Melanie und Thomas werden ihren Weg Richtung Süden fortsetzen und durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer segeln. Ich wünsche Ihnen alles Gute und bin glücklich, sie begleitet haben zu dürfen.
Navigationshilfen: Plotter-Navionics / NV Atlas Atlantic Falmouth to Vigo.
Für aktuelle Wetterinformationen Garmin Inreach.
Wenn ihr die weitere Reise mit der „Horizonte“ verfolgen möchtet: Instagram „syhorizonte“