Über 600 Jahre
deutsche Schiffahrts- und Schiffbau-Geschichte präsentiert die Bremer Hansekogge.
Als 1962 bei Baggerarbeiten in der Weser der guterhaltene Rumpf dieses
mittelalterlichen Frachtschiffes gefunden wurde, war - ohne
daß dies damals jemand ahnte - auch der Grundstein
für das Nationalmuseum Deutsches Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven gelegt. Das
wurde zwar erst 1975 eröffnet, aber die über 2000 numerierten Einzelteile der
aus dem Weserschlick geborgenen Kogge warteten schon vorher in Feuchtbehältern
in Bremerhaven darauf, erforscht und zusammengefügt zu werden.
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Kogge-Siegel
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Es war ein jahrelanges Forschungs-Puzzle, das viel Geduld, Fachkenntnis und
auch Geld kostete, um die Geschichte der Hansekogge zu erforschen; denn außer
ungenauen bildlichen Vorlagen gab es nichts, was auf Form, Größe und konkrete
Bauart dieses Schiffes schließen ließ. So entstand
in Bremerhaven mit dem Zusammenfügen der Kogge von 1380 auch erstmals
ein Archiv von Bauzeichnungen. Nichts lag näher, als dem im Konservierungsbad
stehenden Original nun eine originalgetreue Replik hinzuzufügen. Nicht als
touristisches Spielzeug, sondern in erster Linie, um herauszufinden, wie diese
Schiffe sich in der See verhalten, wie sie segeln und wie man sie handhaben
konnte und kann. Es war die Fortsetzung der Forschung.
Also entstanden in Bremerhaven und Kiel - ziemlich zeitgleich - zwei
Kogge-Nachbauprojekte. Die Kieler hielten sich ganz genau an die Vorgaben
des Museums, die Bremerhavener im Grundsatz auch, machten aber Kompromisse,
wo es um nautische Sicherheit geht. Inzwischen segeln
beide Koggen mit Erfolg, haben etliche Reisen hinter sich, und vor allem die
Bremerhavener Kogge ist in jeder Beziehung international aktiv und hat nach
der Fertigstellung rund um das Schiff einen Freundeskreis und neue
Traditionen der Hanse aufgebaut.
In dreijähriger Bauzeit entstand die Bremer Hansekogge am Neuen Hafen in
Bremerhaven in einer Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme mit eigener Traditionswerft,
auf der während der gesamten Bauzeit auch altes Handwerk beim Bearbeiten
der über 200 Jahre alten Eichenhölzer aus den Wäldern zwischen Elbe und
Weser ausgeführt wurde - vom Biegen dicker Planken über Feuer bis hin zum
Schmieden von über 800 eisernen Nägeln bis zu einer Länge von 20 Zentimetern.
80 Tonnen Eichenholz für den Rumpf mit mächtigem Kastell und Lärche für das
Deck wurden auf diese Art kunstvoll zusammengefügt. Beide Kogge-Schwestern,
jede auf ihre Art, haben sich in vielen Reisen und auch bei Stürmen bewährt
und gleichzeitig auch demonstriert, daß es für die Seeleute der Hansezeit
kein Vergnügen gewesen sein kann, mit Koggen auf den Kursen der Hanse bei
Wind und Wetter zur See zu fahren.
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