Kuttel Daddeldu  und  Fürst Wittgenstein
 
 
Daddeldu malte im Hafen mit Teer
Und Menning den Gaffelschoner Claire.
Ein feiner Herr kam daher,
Blieb vor Daddeldu stehn
Und sagte: "Hier sind fünfzig Pfennig,
Lieber Mann, darf man wohl mal das Schiff besehn ?"
Daddeldu stippte den Quast in den Mennig,
Daß es spritzte, und sagte: "Fünfzig ist wenig.
Aber, God demm, jedermann ist kein König."
Und der Fremde sagte verbindlich lächelnd: "Nein,
Ich bin nur Fürst Wittgenstein."
 
Daddeldu erwidert: "Fürst oder Lord -
Scheiß Paris !  Komm nur an Bord."
Wittgenstein stieg, den Teerpott in seiner zitternden Hand,
Hinter Kuttel das Fallreep empor und kriegte viel Sand
In die Augen, denn ein schwerer Stiefel von Kut-
Tel Daddeldu stieß ihm die Brillengläser kaputt,
Und führte ihn oben von achtern nach vorn
Und von Luv nach Lee.
Und aus dem Mastkorb fiel dann das Brillengestell aus Horn,
Und im Kettenkasten zerschlitzte der Cutaway.
Langsam wurde der Fürst heimlich ganz still.
Daddeldu erklärte das Ankerspill.
 
Plötzlich wurde Fürst Wittgenstein unbemerkt blaß.
Irgendwas war ihm zerquetscht und irgendwas naß.
Darum sagte er mit verbindlichem Gruß:
"Vielen Dank, aber ich muß - - -".
Joachim Ringelnatz      
 

 
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