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SKS–Extrem oder einmal Fish and Chips
in Lowestoft (GB).
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Törn:
03.08. bis 10.08.2012
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Bericht und Bilder:
Wolf Ortlinghaus. |
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SY "Waikiki"
in Stavoren |
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Dieser SKS–Extremtörn richtet sich an Segler, die bereits Erfahrung im Umgang
mit seegehenden Yachten haben, die Segelmanöver bereits beherrschen und im Rahmen
eines anspruchsvollen Hochseetörns ihre Fähigkeiten im Hinblick auf Gezeitennavigation,
Nachtfahrt und Hochseesegeln vertiefen wollen. |
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Sailing Island bietet regelmäßig einwöchige Ausbildungstörns
von Stavoren / IJsselmeer über die südwestliche Nordsee an die englische Ostküste an.
Auf diesem Törn war ich der Skipper.
Wir übernehmen am (Fr.) 03.08.2012 in Stavoren unsere S.Y. "Waikiki",
eine Sun Shine 37. Alle Crewmitglieder verfügen bereits über Erfahrung
auf Yachten. Mitsegler Ronny ist SKS-Schein Inhaber und skippert seit einigen Jahren selber
Yachten; somit wird er gleich zum Wachführer und Co-Skipper befördert. Bei Spaghetti und
Tomaten-Mozarella-Salat planen wir unseren ersten langen Schlag von Stavoren nach Lowestoft
an der englischen Ostküste. Wir rechnen mit etwa 30 Stunden Reisezeit und
stimmen schon im Vorfeld das Wachsystem ab. Als zweites Ziel bietet sich bei einem
Englandtörn natürlich auch ein Besuch in einem englischen Pub mit Fish and Chips an
! Da wir alle gerne Fisch essen, ist das eine tolle Perspektive.
Am Samstag verlassen wir um 08.00 Uhr Stavoren, setzen Segel und legen mit 280°
Kompasskurs Den Oever als erste Etappe an. Bei drei Windstärken macht sich jeder mit
der „Waikiki“ vertraut. Alle sind sofort von den ausgezeichneten Segeleigenschaften
dieser französischen Segelyacht begeistert. Nur wenig mehr als zwei Stunden später
machen wir in der linken Kammer der Stevinsluizen in Den Oever fest, um
ins Wattenmeer zu schleusen. |
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Ein imposantes Gebilde, so eine Bohrinsel |
Im Wattenmeer werden sogleich die navigatorischen Fähigkeiten der SKS Aspiranten
auf die Probe gestellt. Noch bremst uns der Gezeitenstrom etwas. Eine Stunde später
kentert der Strom und hilft uns zügig voran zu kommen. Einige Kreuzschläge später
haben wir das Schulpengat passiert und befinden uns auf der offenen Nordsee. Gegen
Abend werden Rühreier mit Speck und frischer Paprika serviert. Um 22.00 Uhr übernimmt
die erste Wache. Ronny, Barry und Alex können erst einmal 4 Stunden schlafen. |
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Man muss die Hauptschifffahrtsstrasse (Verkehrstrennungsgebiet)
queren, hier ein Gastanker |
Mittlerweile sind wir bei 3 bis 4 Windstärken aus Südwest wieder unter Segeln
hoch am Wind unterwegs. Es geht flott voran. Gegen 23.00 Uhr wird unsere Plicht
von achtern angestrahlt. Die Wolken haben sich verzogen und der Vollmond sorgt
für eine wunderschöne Beleuchtung. Bohrinseln und Frachtschiffe erfordern immer
wieder unsere volle Aufmerksamkeit. Das Segeln bei stetigem Südwest, sternenklarer
Nacht und angenehmen Temperaturen ist ein wahrer Genuss. Die 4 Stunden Wache vergehen
wie im Flug. Um 02.00 Uhr übernimmt die zweite Wache. Weiterhin geht es unter Segeln
gut voran. In den Morgenstunden lässt der Wind deutlich nach, so dass unser Motor
eine Zeit lang Unterstützung leisten muss. |
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Ansteuerung Lowestoft (Südtonne Holm) |
Wenige Stunden später erkennen wir in der Ferne Land. Gegen 13.00 Uhr haben
wir unsere Ansteuerung, die südliche Untiefen-Tonne-Süd "Holm", erreicht und gehen
in den ausgetonnten Stanford Channel. Alex nimmt derweil mit Lowestoft-Port Control
per UKW-Funk Kontakt auf. Wir erhalten die Erlaubnis den Hafen
anzulaufen. Mit Gegenverkehr ist nicht zu rechnen. Wie bei den meisten Häfen mit
intensiver kommerzieller Schifffahrt, wird auch in Lowestoft der Schiffsverkehr
von den Hafenbehörden geregelt.
Die Überfahrt nach England haben wir in ziemlich genau 30 Stunden mit guter
Seemannschaft und ruhigem Wetter ganz unspektakulär bewältigt. Allen ist bewusst,
dass bei zwei bis drei Windstärken mehr die Überfahrt deutlich anspruchsvoller
und je nach Windrichtung evtl. gar nicht machbar gewesen wäre. |
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Royal Norfolk & Suffolk Yacht Club, der älteste
überhaupt (eine feine Adresse) |
Aus den Annalen des RNSYC:
On April 9th, 1859, a number of
"boating gentlemen" (as they were described) met at the
Maid's Head Hotel in Norwich and formed
"The Norfolk & Suffolk Yacht Club".
Club's Royal status granted 1898. |
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Nach der Hafeneinfahrt biegen wir nach Backbord in die Marina
des Royal Norfolk & Suffolk Yacht Clubs ein. Um 14.00 Uhr machen wir fest und
gönnen uns ein Willkommens-Bier und lassen die erste Etappe nachwirken. |
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Eine typische Häuserzeile in Lowestoft |
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Der Strand |
Jetzt gönnen
wir uns erst einmal eine Dusche und besichtigen anschließend Lowestoft. Abends
gibt es ausgezeichneten Fish and Chips und ein Bier in der Bar des Yacht Clubs.
Die Marina können wir nur wärmstens empfehlen ! |
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Fish and Chips im
Königlichen Yacht Club |
Am nächsten Morgen heißt es wieder von England Abschied zu nehmen.
Mit einigen anderen Yachten bekommen wir die Freigabe für das Verlassen des
Hafenbeckens. Wir mögen bitte nur auf Windcats, die Arbeitsboote für die
Offshore Windfarmen, aufpassen. Beim Verlassen sehen wir, dass der Hafen für
einlaufende Schiffe gesperrt ist. Die Signalanlage zeigt das internationale
Signal dreimal Rot übereinander. |
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Seaside von Lowestoft |
Wenig später setzen wir Segel. Anfangs geht es nur langsam voran. Im Laufe
des Vormittags steigert sich der Wind aus südwestlichen Richtungen auf vier
Windstärken. Wir machen gute Fahrt und nähern uns wieder heimischen Gewässern.
Gegen Abend bereiten Robert und Alex auf unserem schaukelnden Heim eine
frische Gemüsesuppe zu. Bei dem mittlerweile auf fünf Beaufort zugenommenen Wind rollt
unsere „Waikiki“ bei raumem Kurs beträchtlich. So gestaltet sich die Zubereitung des
Abendessens als sportliche Einlage. Es schmeckt uns wunderbar und stärkt uns gleich
für die anstehende Nachtwache. Diesmal darf sich die Wache 1 zuerst schlafen legen.
So hat jede Wache einmal das Vergnügen in den Sonnenaufgang zu segeln. |
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Im Watt ist genaue Navigation erforderlich
(hier östlich von Texel) |
Am frühen Morgen sind wir bereits wieder im Wattenmeer und genießen bei
wundervollem Sonnenschein und tollem Wind fantastische Segelstunden. Der Strom
hilft uns wieder und so sind wir wenig später in Kornwerderzand, um uns in
den Lorentzsluizen in das IJsselmeer schleusen zu lassen. |
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Lorenzsluizen
in Kornwerderzand (Binnenseite) |
In Makkum machen wir bei Kibbeling Mittagpause, um anschließend intensiv
Hafenmanöver zu übern. Am späten Nachmittag segeln wir noch mal zwei Stunden
gen Süden, um wieder in unserem Heimathafen in Stavoren die Nacht zu verbringen.
Robert ist am Steuer wieder ganz begeistert von den Segeleigenschaften unserer
Yacht: "Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole
- unser Schiff segelt einfach hervorragend !" |
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Ausreffen am Wind -
mit etwas Übung ganz einfach und flott |
Die nächsten zwei Tage verbringen wir mit intensivem Üben aller
Prüfungsmanöver: Wende, Halse, Beiliegen, Reffen, Boje über Bord, An- und Ablegen
und vieles mehr. Zwischendurch stärken wir uns mit diversen Fischgerichten und Chilli
sin Carne. Neben der Praxis beackern wir navigatorische Fragen und Yachttechnik. Da
wir gut voran kommen, ist sogar noch mal ein Schlag nach Medemblik möglich.
Am Ende der Woche stehen nach einer anspruchsvollen und erfolgreichen Zeit 400
Seemeilen mehr auf der Logge der "Waikiki". Alle sind sich einig, dass dieser Segeltörn
jede Menge an Wissen, Erfahrungen und auch Freude vermittelt hat. |
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Die Crew (Skipper W.O. links vorne)
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Revier
Die offene Nordsee ist ein anspruchsvolles Gezeitenrevier, stark frequentierten
Schifffahrtswegen, Offshore-Anlagen und Verkehrstrennungsgebieten. Die englische
Ostküste hält ihre eigenen Herausforderungen in Form von vorgelagerten
Sandbänken und starken Gezeitenströmen bereit. Die kürzeste Distanz zwischen
der holländischen und englischen Ostküste beträgt 100 Seemeilen. Somit ist ein
Nachtschlag Voraussetzung für eine Überfahrt nach England. Als Ausgangshäfen
bieten sich Den Helder, Oudeschild und IJmuiden an.
Veranstalter
Sailing Island mit Sitz in Mönchengladbach hat ein umfangreiches Schulungs-
und Törnprogramm. Von Stavoren werden regelmäßig SKS, SSS und Schwerwettertörns
sowie Skippertrainings mit von der Seeberufsgenossenschaft (SeeBG) abgenommenen
Segelyachten durchgeführt.
Weitere Informationen können unter
www.sailingisland.de
entnommen werden. |
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Die gesegelten Kurse |
Seekarten
Nierländische Seekarten
o 1810 Ijsselmeer
o 1811 Wattenzee West
o 1801 Noordzeekust, de Panne tot Den Helder |
Imray Charts
o C25 Harwich to River Humber and Holland
o C28 Harwich to Wells-next-the-Sea |
Offshore Wind Energy Region
o Lowestoft / Great Yarmouth in the East of England |
Bilder-Galerie
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