2. Auswahl des richtigen Platzes.
Vorab: Lautstarke Diskussionen an Bord wirken unprofessionell.
Die Auswahl des Platzes ist allein Sache des Skippers !
Wenn Sie denn die Wahl haben, können Ihnen hier die Tipps helfen, Probleme
beim oder nach dem Anlegen zu vermeiden.
Wenn Sie die Lücke gefunden haben, in die Sie einfahren wollen, prüfen Sie die
Ankerketten der beiden Nachbarboote. Gehen die Ketten exakt nach vorne ?
Gehen alle Ketten zu einer Seite ? Das könnte ein Zeichen dafür sein,
dass starker Seitenwind herrscht.
Sind die Ketten der Nachbarboote straff gespannt ? Wenn ja, ist alles ok.
Wenn nicht, besteht die Gefahr, dass bei Seitenwind das Boot mit der lockeren
Kette sich auf Ihr Boot legt und drückt . . .
Ist der Kai beschriftet oder farbig markiert ? Wenn ja, besteht die
Möglichkeit, dass Sie später wieder wegmüssen.
Jetzt müssen Sie die sichtbaren Ketten Ihrer Nachbarschiffe peilen.
Liegen die Ketten Ihrer Nachbarschiffe parallel oder streben gar
auseinander, dann haben Sie gute Karten. Sie müssen Ihren Anker nur dazwischen
plazieren. Es wird dann höchst selten zu Kettensalat kommen.
Streben die Ketten Ihrer Nachbarschiffe aber zueinander, sieht es sehr
schlecht aus. Der Ärger am nächsten Morgen ist vorprogrammiert.
Wenn Sie die Wahl haben, legen Sie an diesem Platz nicht an.
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3. Einfahren in den Liegeplatz.
Laute und hektische Kommandos sind in dieser Phase völlig fehl am Platz.
Der Ankermann steht am Bug, hat die Fernbedienung in der Hand und hat
den Blick nur (!) auf den Skipper / Rudergänger gerichtet.
Manövrieren Sie nun das Schiff in eine Position, die möglichst 100 Meter
in der Senkrechten zum Verlauf des Kais liegt.
Stellen Sie das Schiff etwas schräg (Schraubeneffekt!).
Rückwärts Gas geben. Der Schraubeneffekt zieht nun das Schiff in die
richtige Richtung. Wenn nicht, haben Sie noch etwas Strecke, um das Schiff in
die richtige Fahrtrichtung zu bringen. Das war der Sinn des etwas
größeren Abstands !
Jetzt muss der Skipper festlegen, wann er den Anker werfen will.
Das hängt von Wassertiefe und Ankergrund ab. Ich habe mir angewöhnt, jedesmal
fast die gesamte Kette zu legen (50 - 60 m). Das ist beruhigend.
Der Skipper gibt per (vorher verabredetem) Handzeichen das Kommando zum
Ankerwerfen. Wieviel Fahrt man rückwärts macht, hängt von der Stärke des
Seitenwindes ab. Je mehr Wind von der Seite, desto mehr Fahrt muss im Schiff sein.
Jetzt kommt es auch auf den Ankermann an, ob das Manöver gelingt.
Bremst er die Kette zu stark ab (beim Einfahren des Ankers) und das Schiff kommt zum
Stillstand, wird die Sache wieder problematisch, weil dann wieder der Schraubeneffekt
bzw. Seitenwind zur Wirkung kommt. Wichtig ist aber auch, dass nicht zu viel Kette
gegeben wird, dann bildet sich nämlich eine Kettenhaufen am Hafengrund.
Bei kleineren Schiffen kann man die Kette gut mit der Hand (nätürlich mit
Arbeitshandschuhen) abbremsen.
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4. Das Anlegen.
Am Kai angekommen, müssen einige Dinge gleichzeitig passieren:
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Der Rudergänger geht etwa 3 Meter vor dem Kai in den Leerlauf und bremst das
Schiff etwa 2 Meter vor dem Kai sanft ab, so dass die Festmacher geworfen werden
oder die Crewmitglieder an Land können.
Damit das Schiff nicht wieder von der Spannung der Kette vom Kai weggezogen wird, gibt
der Ankermann noch 2 - 3 Meter mehr Kette und stellt dann die Nuss fest.
Nun können die Leinen an Bord zurück geführt und belegt werden. Ist eine Rückführung
an Bord nicht möglich, sollten die Festmacher an Land auf Slip belegt werden, damit
ein Loswerfen auch unter Spannung möglich ist.
In dieser Zeit ist der Rudergänger damit beschäftigt das Schiff auf der Stelle
zu halten, um zu verhindern, dass das Heck den Kai berührt.
Gleichzeitig muss er die Arbeit der Festmacher im Auge behalten.
Erst jetzt, wenn die Achterleinen auf die richtige Länge eingestellt und belegt sind,
holt der Ankermann die Kette auf Spannung. Gut ist es, wenn an Bord eine
sogenannte "Teufelskralle" ist, die man an der Kette einpicken und auf einer Klampe
belegen kann. So nimmt man die enorme Spannung von der Nuss der Ankerwinsch.
In dieser Situation kommt es immer wieder vor, dass von Land "gute
Ratschläge" erteilt werden. Die Crew sollte vom Skipper vorher instruiert werden,
solche Anweisungen zu ignorieren und nur die Anordnungen des Skippers umzusetzen !
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5. Variante mit Heckleine zum Ufer.
Hier noch die Variante mit der Heckleine nicht an einem Steg sondern an Land (an einem
Felsen, vorhandenen Ring oder Poller, nicht aber an einem Baum).
Nicht die am Schiff befestigte oder gehaltene Leine mit dem Beiboot oder gar
schwimmend zum Ufer ziehen.
Viel einfacher ist es, die ganze Leine zum Ufer zu rudern, anzubinden und auszulegen,
während die Yacht eine oder zwei Warteschleifen dreht. Der Anker fällt erst dann, wenn
das Dingi mit der Leine an der Übergabeposition ankommt. Ist die Leine
am Heck fest, kann die Ankerkette durchgeholt werden.
Jetzt nach dem (hoffentlich) gelungenen Manöver kann an einen
'Anleger' gedacht werden. |