Anno dazumal, als es noch keinen Computer gab, ein Smart-Telefon noch nicht
einmal in den Filmen wie "Krieg der Sterne" vorkam, musste ich meinen Wehrdienst ableisten.
Damals noch 18 Monate. Ich war auf eigenen Wunsch bei der Marine. Die
Eignungs-Sonder-Prüfung in Wilhelmshafen dafür hatte ich bestanden.
Es waren drei Monate Grundausbildung, drei Monate Fachrichtungsausbildung, für mich an
der Marineversorgungsschule List auf Sylt. Gosch gab es da noch nicht, aber ein "Butterschiff",
auf dem bei einer Abendfahrt zollfrei eingekauft werden konnte.
Zum 1. Schnellbootgeschwader nach Kiel-Holtenau bin ich dann für zwölf Monate an Bord
versetzt worden. Gewohnt, wenn im Heimathafen, haben wir auf dem Wohnschiff "Knurrhahn". Eng,
kameradschaftlich und in Dreistockwerk-Betten. An Bord hatte nicht jeder eine feste Koje.
Einige mussten auf dem Boden im Mannschaftsdeck schlafen. Dafür wurden die Tische vom Boden
abgeschraubt und in der Kömbüse übereinander gestellt. Luftmatratzen auf den Boden und darüber
Hänge- matten für die restlichen. Ich war privilegiert, ich hatte die beste Koje, unten
und quer zur Fahrtrichtung.
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Geschwader-Wappen |
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Im Zusammenhang eines Manövers sind wir durch den Nord-Ostsee-Kanal gefahren.
Da wir Munition an Bord hatten, wurde die Alphabet-Flagge "Bravo" gesetzt, was den
Handelsschiffen abverlangte uns auszuweichen. Wir hatten mit dem 25 Meter langen Schnellboot
Wegerecht. "S" steht für Schnellboot und "Raubmöwe" war der Name. Die 5
Geschwader-Boote stammten noch aus dem Weltkrieg. Übrigens als Doppel-Karweel-Beplankung aus
Holz gebaut.
Die beiden sieben Meter langen Rohre für die "Aale", wie die Torpedos genannt wurden,
waren gut sichtbar an Oberdeck, ach ja, und ein Flack-Geschütz auf der Back. Mit den drei
Maschinen mit jeweils 20 Zylindern und 3000 PS konnten wir bei Äußerster Kraft (AK) 42 Knoten
fahren. Marschgeschwindigkeit waren 24 – 32 Knoten. Bei Ale-Ale (Alle Kraft voraus) waren es
36 Knoten. Zum Geschwader gehörten schon zwei Turbinen-Boote, die im Test waren. Die fuhren
damals schon 56 Knoten.
Wir waren das Wetter-Erprobungs-Boot. Das heißt, raus aus der Kieler Förde auf die Ostsee,
wenn die Anderen Zweifel hatten, ob überhaupt ausgelaufen werden kann. Und es hat
oft genug "gekachelt"! Und Holzschiffe verwinden sich bei heftiger See. Dann gehen alle Schränke
auf und alles fällt heraus. Und wenn dann per Morsesignale das Kommando "Schwimmweste an" und
"alle Luken dicht" kam, dann wird man vor der See ehrfürchtig. Ohne Wind-See kam man nicht
von der Brücke in die Achter-Abteilung zum Mannschaft-Schot. Unter Deck gab es keinen Weg.
Und wer noch nicht durch den Kanal gefahren war, wurde getauft.
Recht robust und ausgesprochen seemännisch herzlich. Natürlich kostet das
eine symbolische Kiste Bier, aber 24 x 0,33 l reichten nicht. Das Bier war für
Bordeinheiten mit Chinin versetzt, damit die Flaschen nicht "hoch gingen" bei dem Rütteln und
Vibrieren während der Fahrt. Und es vibrierte
und rüttelte bei hoher Fahrt und Seegang ! Wir hatten nur 1,50 Meter Tiefgang. Und der
damalige Schnellbootfahrer Spruch lautete: "Schnell fahren, schnell denken,
schnell saufen".
Der Nautiker musste die Urkunde erstellen. Noch mit Bleistift zart vorgezogenen
Leitlinien und Buchstabenschablone, Ideen und Tusche.
Nicht wie heute per PC oder Laptop und Drucker mit unendlich vielen Vorlagen aus dem Internet
und vielen Versuchen, bis es fertig ist.
Und was oder wer ist "Dwarslöper" ?
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Kanal - Taufurkunde |
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