Herr Möller ist für diesen Abend extra von Buchholz in der Nordheide,
südlich von Hamburg, zu uns gereist.
Er hat zunächst über seinen Werdegang berichtet. Er ist in Buchholz geboren und sein Vater
war Walfänger. Als er drei Jahre alt war ist die Familie nach Argentinien ausgewandert, und
nach mehr als zehn Jahren wieder nach Deutschland zurückgekommen. Somit ist Herr Möller
zweisprachig mit deutsch und spanisch aufgewachsen.
Herr Möller ist heute, wie er es benennt, „im Unruhestand“, denn er wird immer wieder
von der Reederei angesprochen, Routen zu übernehmen.
Als ich erstmals mit ihm Emailkontakt hatte, war er gerade im Pazifischen Ozean unterwegs.
Das war im frühen Sommer 2016.
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Als Moses hat er auf den bekannten Cap San Schiffen der Reederei Hamburg Süd begonnen.
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Die Cap San Flotte gehört zur Oetker-Gruppe. Auf Verlangen von Herrn Rudolf Oetker,
einem Enkel des bekannten Dr. August Oetker, waren die Schiffe damals schon für die gesamte
Crew mit klimatisierten Kabinen ausgestattet. Eine Besonderheit.
Ein Schiff der Flotte, die "Cap San Diego", liegt heute als Museumsschiff in Hamburg
an den Landungsbrücken. Und, wenn dieses Schiff auf Fahrt geht, ist oft Herr Möller
der Kommandant an Bord. |
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Anhand einer Route von Hamburg in den Pazifischen Ozean hat Kapitän Möller dann seine
vielen Erlebnisse geschildert. |
Unser Vortrags-Kapitän hat uns stets bescheiden und mit einem gewissen trockenen Humor
die Situationen geschilderte. Er hat seine Offiziere immer wieder aufgefordert das Radar
auszuschalten und stattdessen mit dem Fernglas die Situation auf dem Wasser zu beobachten.
So hat er im Mittelmeer einmal Bootpeople aufgenommen, die mit einem Boot mit
Außenborder 200 Kilometer von der Küste entfernt mehr durch Zufall von der Brücke entdeckt
worden waren. Die Schiffbrüchingen hatten tagelang keine Nahrung und inzwischen kein Wasser
mehr. Sie wurden in Cagliari auf Sardinien den italienischen Behörden übergeben. |
Hier ein Bild von der Fahrt durch den Suezkanal |
Auf Routen wie im Roten Meer und weiter südlich, wo Piratenüberfälle vorkommen, wird das
Schiff der Reling entlang mit einem Nato-Stacheldraht gesichert. |
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Zusätzlich werden Wasserstrahler entlang des Schiffes eingesetzt. Zur weiteren
Sicherungen waren früher vier bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord, später dann noch zwei
Spezialisten. Sobald ein verdächtiges Schiff, oft als Fischerboote getarnt, sich dem
Schiff bis auf 350 Meter nähert, wird ein Warnschuss vor den Bug gegeben. Kommt es weiter
näher wird sogar gezielt scharf geschossen.
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Zur Sicherheit der Crew gibt es einen speziellen Evakuierungsraum im Schiff.
In den die Crew bei Gefahr flüchtet, und diesen zum Inneren des Schiffes hermetisch
verschließen kann. Damit werden Geiselnahmen ausgeschlossen. |
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Dort sind dann Wasser und Lebensmitte vorhanden. Ebenso Funk und Satelliten-Telefon
zur Kommunikation mit den Kriegsschiffen, die zur Sicherung der Handelsflotte in dem Gebiet
pattrollieren.
Aus dieser Kammer kann per geheimem Knopfdruck die gesamt Technik des Schiffen außer
Betrieb gesetzt werden. Ebenso kann eine Bordwandtüre geöffnet werden, um zu flüchten.
Oft fahren die Handelsschiffe als Konvoi in Begleitung von Kriegsschiffen, die dort zur
Sicherung stationiert sind.
In diesen Gebieten nutzen die Handelsschiffe auch verstärkt Sextanten, um bei einem Abweichen
von GPS-Daten, was in Kriegszeiten in der Gegend vorkommen kann, reagieren zu können. |
Auf der Brücke |
Solche Handelsschiffe haben eine ökonomische Marschgeschwindigkeit von 16 Knoten, wobei
sie bei AK - äußerte Kraft – 23 Knoten erreichen können. Bei der ökonomischen Geschwindigkeit
verbraucht ein Containerschiff von guten 300 Metern Länge 40 Tonnen Schweröl in 24 Stunden.
Seglern wird ausgewichen. |
Segler
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Natürlich haben wir auch erklärt bekommen, welche speziellen Ladungen auch schon mal
an Bord sind, wie die Container geladen, seefest verankert und gewartet werden.
Was alles an Bord ist und das auch Passagiere mit fahren. |
Im Englischen Kanal |
Bei der Fahrt im Engl. Kanal steht der Kpitän immer mit auf der Brücke.
Bei Indonesien ist mal eine Seglercrew an Bord gekommen und hatte „Butterbrotpapier“ dabei.
Herr Kap´tän dachte die wollen Lebensmittel haben. Nein, wollten sie nicht,
stattdessen baten sie darum sich eine Abzeichnung von der Seekarte machen zu dürfen.
Früher kam es auch mal vor, dass Segler ihn angefunkt haben und nach der Position
gefragt haben, aber das ist heute nicht mehr, da sind die ja oft besser ausgestattet als
die Großschifffahrt ! Es kommt aber immer wieder vor, dass er von Seglern
per Funk angesprochen wird. Sollten wir auch machen, wenn wir ein Schiff der Hamburg Süd
sehen, und ruhig mal nachfragen, ist Herr Kap´tän Möller an Bord. |
Die "RIO BRAVO" |
Meistens ist er auf Fahrt der einzige Deutsche an Bord. Die Mannschaft kommt entweder
aus Äthiopiern oder von den Kiribati-Inseln. Er hat uns Situation in Südamerika geschildert,
wo man versucht hatte, Drogen auf das Schiff zu schmuggeln und wie er diese brenzlige
Situation gelöst hat. |
Gäste in Südamerika |
Er hätte noch Stunden weiter aus seiner jahrzehntelangen Seefahrt-Erfahrung erzählen
können, aber die Abendstunden waren bereits fortgeschritten, so dass wir ihn leider mit
Rücksicht auf die berufstätigen Frühaufstehen-Müsser ihn unterbrochen haben, um zum Ende
zu kommen.
Herr Kapitän zur See Birger Möller hat für seinen Vortrag für den er 110 Bilder
ausgesuchte hatte, kein Honorar verlangt. Stattdessen bat er um Spenden für Familien, die
er seit Jahren in armen Ländern unterstützt. Und da ist Herr Möller sehr vielseitig aktiv.
Die SKU hat auch ordentlich gespendet.
Schön war anzusehen wie ansehnlich die Glasvase danach gefüllt war.
Ein ganz besonderer Vortrag, der so nicht andernorts zu finden ist.
Die, die nicht gekommen sind, haben eine Chance vertan.
Horst Runge
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