Wir haben das Vergnügen Anfang November 2013 die Motoryacht "Betti", eine Sealine 300, von Enkhuizen nach Düsseldorf zu überführen.
 
Die Yacht ist mit zwei Volvo Penta Diesel Maschinen mit Z-Antrieben ausgestattet und somit für uns als Segler eine gänzlich neue Erfahrung. Z-Antriebe sind Innenbordmotoren mit einem nach außen geführten lenkbaren Antrieb und somit vom Fahrverhalten Außenbordern vergleichbar.

 
31.10.2013
Tanja bringt Ole und mich nach Enkhuizen. Dort findet am Nachmittag im Stadthafen die Schiffsübergabe statt. Wir richten uns auf unserer schwimmenden Bleibe ein, vervollständigen die Sicherheitsausrüstung und prüfen die gesamte Schiffstechnik und machen uns mit der Bedienung vertraut.
Vor uns liegen immerhin gut 300 Kilometer Fahrt!
Für morgen steht die Überfahrt des Ijsselmeers von Enkhuizen in das Ketelmeer an. Der Wetterbericht geht von Südwest bis Süd bei 4 bis 5 Windstärken aus. Das hört sich machbar an.

 
01.11.2013
Regen und Wind weckt uns zeitig auf. Nach einem kurzen Frühstück und Verabschiedung von Tanja legen wir ab. Kurzes Eindampfen in die Vorspring und schon geht es mit seewärts gelegtem Ruder rückwärts von der Kaimauer weg. Mit langsamer Fahrt voraus machen wir uns mit den Manövriereigenschaften von Betti vertraut.
Im Compagnieshaven machen wir nach kurzer Fahrt an der Tankstelle fest. Der erste Anleger gelingt bei Wind und ausgesprochen engen Platzverhältnissen bestens.
408 Liter Diesel verschwinden in den Tanks von Betti. Wasser bunkern wir ebenfalls. Jetzt sind wir bereit für die Fahrt nach Düsseldorf.
 
Los geht's !
Bei 1500 Umdrehungen geht es mit 7 Knoten Fahrt Richtung Ketelmeer. Die knapp 15 Seemeilen zur Ketelbrug werden wir von der kurzen IJsselmeerwelle ordentlich durchgeschaukelt.

 
Auf dem Ketelmeer geht es deutlich ruhiger zur Sache - durch die Landabdeckung gibt es kaum Welle. Das ruhige Wasser nutzen wir um in Gleitfahrt zu gehen. Bei knapp 3000 Umdrehungen erreichen wir 22 Knoten Fahrt durchs Wasser. So geht es ab jetzt flott voran.
Wir fahren im betonnten Fahrwasser und gelangen über die Keteldiep in die IJssel. Nach wenigen Minuten erreichen wir das malerische Städtchen Kampen. Zahlreiche Boote der braunen Flotte liegen hier. Zu dieser Jahreszeit ist kaum noch ein Schiff unterwegs.

 
Vereinzelt begegnen uns Frachtschiffe auf der IJssel. Dank Gleitfahrt werden Fluss aufwärts fahrende Frachter mühelos von uns überholt. Um 15.00 Uhr machen wir nach ungefähr 140 Kilometern im Yachthafen Dorada Beach an der Tankstelle fest. Zur Sicherheit wollen wir hier die Treibstoffvorräte ergänzen. 140 Liter Diesel gehen diesmal in die Tanks. Unsere Betti verbraucht im Schnitt offensichtlich bei Einsatz beider Motoren einen Liter Diesel je Kilometer.

 
Weiter geht es die IJssel Strom auf. Nach 30 Kilometern gelangen wir in den Pannerdens Kanaal. Bei dem Ort Huissen verbindet eine Gierseilfähre die beiden Ufer. Eine Gierseilfähre nutzt zur Fortbewegung die Strömung des zu querenden Flusses.
 
Wenig später befinden wir uns schon auf dem Rhein dem neuen Heimatrevier von Betti. Bei Rheinkilometer 854 machen wir im Yachthafen Emmerich fest. Nach gut 9 Stunden Fahrt sind wir froh für heute angekommen zu sein.

 
02.11.2013
Um 07.30 Uhr legen wir bei Nieselregen und mäßiger Sicht ab. Mit Verdrängerfahrt geht es Rhein aufwärts. Als sich nach einiger Zeit die Sicht bessert gehen wir wieder in Gleitfahrt. Bei Rheinkilometer 790 passieren wir Walsum Aldenrade und wenig später den Duisburger Hafen, den größten Binnenhafen der Welt.

 
2 Stunden nach Fahrtbeginn erreichen wir die Flughafenbrücke Düsseldorf. Um 11.00 Uhr machen wir bereits in der Marina Düsseldorf fest. Hier bei Rheinkilometer 743 km ist Bettis neuer Heimathafen.
 

 
Revierinformationen
Das IJsselmeer ist für Motoryachten nur bei ruhiger See wirklich zu empfehlen. Auf dem Ketelmeer ist in der Regel mit deutlich weniger Seegang zu rechnen. Die Gelderse IJssel ist recht einfach zu befahren. Gute Betonnung und moderate Berufsschifffahrt sowie eine Vielzahl Yachthäfen mit ansprechender Infrastruktur laden zu einem längeren Verweilen auf diesem Fluss ein.
Auf dem Rhein geht es aufgrund der starken Strömung und dem intensiven Schiffsverkehr weniger geruhsam zu. Zumindest bei der Begegnung mit Frachtschiffen ist erhöhte Aufmerksamkeit dringend nötig. Stets gilt es das Verhalten der Berufsschifffahrt richtig einzuschätzen um rechtzeitig Ausweichmanöver einleiten zu können. Mit einem vernünftig ausgestatteten Sportboot und etwas Erfahrung lässt es sich auch auf dem Rhein entspannt fahren.
 

Kartenmaterial / Literatur

• IJsselmeerkarte 1810
• ANWB Wateratlas D - Gelderse IJssel 2012/2013
• ANWB Waterkaart L - Grote Rivieren Oost 2012/2013
• Der Rhein 2 - Von Koblenz bis Arnhem/Nijmegen, Wolfgang Banzhaf (Autor), Jörn Kleinbub (Illustrator)
• Navionics Seekarte und Flußkarte Europa für iPhone

Motoryachtausbildung auf dem Rhein

Ab April 2014 wird mit der Sealine 300 auf dem Rhein ausgebildet. Weitere Informationen: Motoryachtausbildung auf dem Rhein