Bericht und Bilder: Wolf Ortlinghaus.
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Urlaub im Ferienhaus an der französischen Atlantikküste im
wunderschönen Arcachon ist eine feine Sache und ausgesprochen bequem.
Doch blickt der Skipper jeden Tag sehnsüchtig auf die Bucht und überlegt,
ob es nicht vielleicht doch eine Möglichkeit gibt, aufs Wasser zu
kommen !
In der Tat gibt es mehrere Anbieter, die Motorboote mit teilweise enormen
Motorleistungen von bis zu 350 PS vermieten. Der Inhaber von Arca-Boat erklärt uns, dass ein
Führerschein See notwendig ist. Aufgrund des teilweise kräftig setzenden Gezeitenstroms,
einiger Untiefen und trocken fallender Bereiche wäre etwas Erfahrung im Gezeitenrevier
ebenfalls hilfreich. Selbstverständlich würden wir eine Karte des Bassins und
genaue Instruktionen erhalten, um sicher zu navigieren.
Das Bassin d'Arcachon liegt ca. 60 Kilometer südlich von Bordeaux und ist bequem über
die Autobahn zu erreichen. Diese große Bucht ist durch die Halbinsel Cap Ferret vor
dem Atlantik geschützt und bestens für alle Arten des Wassersports geeignet.
Zahlreiche Fischer betreiben Fischfang und Austernzucht. Der Hauptort Arcachon verfügt
über eine große Marina mit Schwimmstegen und insgesamt mehr als 1000 Liegeplätzen.
Obwohl durch Cap Ferret gut vor dem Atlantikschwell geschützt , muss sich die Seefahrt
im Bassin nach dem Takt der Gezeiten richten. Ein Gezeitenhub von fast 4 Metern und
Strömungsgeschwindigkeiten bis zu 3,5 Knoten sind nicht zu unterschätzen.
Insbesondere haben Jollensegler bei fehlender Berücksichtigung der Gezeiten schnell
Schwierigkeiten, ihren Heimathafen ohne fremde Hilfe wieder zu erreichen.
Da die Miete für ein Motorboot nicht gerade niedrig ist, entscheiden wir uns für
ein sieben Meter langes Motorboot vom Typ Guy Couach 700.
Dieses Boot ist mit einem 50 PS Einbaudiesel ausgestattet.
Bei der Vertragsunterzeichnung bekommen wir eine Skizze des Bassins in die Hand gedrückt.
Damit sollen wir navigieren !? |
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Skizze des Bassin d'Arcachon |
Wir bekommen genaue Instruktionen, in welchen Bereichen der Bucht wir fahren dürfen.
Monsieur weist uns mehrfach darauf hin, dass der Atlantik für uns Tabu ist. Wir dürfen
maximal bis zur Dune du Pilat, der mit etwa 110 Metern höchsten Düne Europas, fahren.
Bei der Schiffseinweisung verstehen wir sofort, weshalb dieses Schiff nicht auf den Atlantik
darf - weder Kompass, Logge, Tiefenmesser noch Sicherheitsausrüstung sind an Bord.
Nur gut, dass ich "zufällig" GPS und Handfunkgerät eingepackt habe. Und wie gut,
dass meine Ehefrau tags zuvor darauf bestand, die offizielle Seekarte 7428L für das
Bassin d'Arcachon zu erwerben.
Nachdem wir nun wissen, wie der Motor gestartet und die elektrische Ankerwinsch bedient
wird, geht es los. Bei 2000 Umdrehungen schiebt uns der kräftige Diesel mit 5 Knoten
über Grund gegen den Gezeitenstrom Richtung Atlantik. Der weithin sichtbare Leuchtturm
von Cap-Ferret dient uns als Orientierung. |
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Leuchtturm Cap Ferret |
Nach gut einer Stunde haben wir Cap-Ferret erreicht und ändern unseren Kurs Richtung
Dune du Pilat. Hier ist die Dünung des Atlantiks bereits deutlich spürbar.
In mehreren Seemeilen Entfernung sehen wir die brechende See auf dem Bassin vorgelagerten
Flachs. Eine betonnte Rinne führt auf den Atlantik. Bei Sturm aus West ist es hier
vermutlich eher ungemütlich. |
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Brandung auf den Flachs des Bassin d'Arcachon |
Wir wenden und fahren die Küstenlinie entlang Richtung Norden.
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Cap Ferret |
In den nächsten zwei Stunden runden wir die Vogelinsel (Ile aux Oiseaux).
Diese ist von zahlreichen Flachs umgeben. Dank guter Betonnung ist die Passage
bei etwas Aufmerksamkeit ein Kinderspiel.
Wunderschöne Pfahlhäuser befinden sich in der Nähe der Insel,
an denen das Anlegen verboten ist. |
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Pfahlhaus nahe bei der Ile aux Oiseauxt |
Nun geht es leider schon wieder zurück in den Heimathafen.
Nach 4 Stunden und gut 20 Seemeilen machen wir in der Marina fest.
Der Ausflug war eine schöne Abwechslung zum Landleben!
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Motorboot Guy Couach 700 mit 50 PS Diesel |