Die Südküste Mallorcas im September.  
 

 
Ein Absegeltörn auf der Ostsee im vorigen Jahr,  mein erstes Segelerlebnis auf dem Meer überhaupt,  war mir doch ein wenig zu stürmisch gewesen.

Deshalb hatte ich beschlossen, es dieses Jahr einmal in wärmeren Gewässern mit dem Segeln zu versuchen. In der SKU-Segelbörse waren leider keine Angebote für September. Also durchforstete ich die passenden Internetseiten nach Mitsegelmöglichkeiten. Das Angebot von www.segelabenteuer.com war mir sympathisch und so flog ich am 10. September für eine Woche nach Palma de Mallorca.

 
Yachthafen La Lonja  

 
Der Liegeplatz im Yachthafen La Lonja war schnell gefunden, malerisch am Fuße der Kathedrale "Le Seu" von Palma gelegen, und nach und nach trudelte am ersten Tag die Crew ein. Meine größte Sorge, dass ich es 7 Tage lang mit unsympathischen Leuten zu tun hätte, war vollkommen unbegründet. Es stellte sich heraus, dass außer mir nur drei weitere Gäste an Bord waren - allesamt Seglerinnen - sowie der Skipper Beat (sprich: Beh-at, darauf legt er Wert).
 
Nach dem Großeinkauf bei einer spanischen Supermarkt-Kette, keine 10 Minuten zu Fuß vom Liegeplatz entfernt, folgte die erste Nacht an Bord. Da das Schiff, eine 50 Fuß große Bavaria Cruiser, nicht voll belegt war, gab es für jeden Gast eine eigene Kabine: wahrer Luxus. Ich hatte mir eine Stockbettkabine ausgesucht, da ich im letzten Jahr auf der Hanse 370 sehr beengende Erfahrungen mit der Heckkabine gemacht hatte und die Höhe der Stockbettkabine auf der Bavaria deshalb sehr zu schätzen wusste.

 
unser Schiff in der Bucht von Cabrera  

 
Am ersten Morgen gab es im Cockpit Frühstück - bei strahlendem Sonnenschein und 25 Grad Lufttemperatur, die sich noch im Laufe des Tages auf 34 Grad erhöhen würde. Danach raus aus dem Hafen und Segel gesetzt.
 
Der erste Tag führte uns an der Südostküste entlang, bei gemütlichen 3 Windstärken, bis Sa Rapita, ein netter Hafen mit anschließendem Traum-Badestrand. Nicht weit vom Yachthafen empfahl Inge, eine Mitseglerin, die seit Jahren auf Mallorca wohnt und arbeitet, das Fischrestaurant "Ca'n Pep", mit Blick auf die Inselgruppe von Cabrera - jedenfalls bei Tag. Wir waren allerdings abends dort und der Himmel war so dunkel wie das Meer und es schien, als höre die Welt hinter der Böschung auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf.
 
Weiter ging es am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück in die Badebucht Platja de ses Roquetes, an der Südspitze von Mallorca. Hier wollten wir frühstücken und baden. Der Wind frischte jedoch derart auf, dass das Frühstück auf dem Cockpit-Tisch hin und her schaukelte und es ein wenig ungemütlich wurde. Also ab über die Badeplattform ins türkisgrüne, 25 Grad warme und klare Wasser. Herrlich !
 
Nachdem alle wieder an Bord und trocken waren, segelten wir um den Punta Salinas weiter an die Südostküste nach Cala D'Or, einem sehr langen und schmalem Yachthafen. Wir erhielten einen Liegeplatz direkt gegenüber des neuen und komfortablen Badehauses und am Fuße des exklusiven Yachtclubs, der - auf einem kleinen Hügel gelegen und mit Pool - ausgesprochen luxuriös daher kam. Viele schöne Restaurants entlang beider Seiten des Hafenbeckens luden zum Bummeln und Speisen ein und hier gilt: sehen und gesehen werden.

 
Cala D'Or  

 
Geht man in Richtung "Innenstadt" von Cala D'Or hügelaufwärts, dann findet man einen Touristenort, in dem ein Restaurant neben dem anderen liegt und es auch mitten in der Nacht noch taghell und reichlich laut ist - nicht wirklich schön.
 
Weiter ging es am nächsten Tag bei Windstärke 4 in Richtung Cabrera. Unser Skipper hatte sich eine staatliche Genehmigung besorgt, ohne die man nicht in die Nähe der Inseln kommen darf, da alle 18 Inseln unter Naturschutz stehen. Anfang des 19. Jahrhundert wurden hier recht unmenschlich 7.000-9.000 gefangene Franzosen (die Zahl ist von Reiseführer zu Reiseführer verschieden) einfach ausgesetzt, ohne Essen oder sonstige Hilfsmittel - davon starben dann die meisten elenderweise.
 
Heute werden nur 50 Genehmigungen pro Tag für den Besuch der Inseln ausgestellt, und es lohnt sich, dies zu versuchen. Es gibt dort eine wunderschöne Bucht, in der wir an einer Mooringtonne festmachten, da das Ankern verboten ist, um den Meeresgrund nicht zu beschädigen. Dann ging es mit dem Dinghi in Richtung Hafengebäude, wo es eine sehr empfehlenswerte "Cantina" gibt. Die beste Sangria weit und breit. Bei Vollmond nachts zurück im Dinghi aufs Schiff - ein Erlebnis, das mir noch lange im Herzen bleiben wird.

 
die "Cantina" auf Cabrera  

 
Leider mussten wir am anderen Tag die Inseln wieder verlassen.  Von den dort oft gesehenen Delphinen hat sich auch leider keiner blicken lassen. Der einzige Delphin, den wir auf dem Törn sahen, war der auf einer Postkarte in einem Souvenirgeschäft in Palma.
 
Von Cabrera ging es vorbei an Palma de Mallorca auf die andere Seite der weiten Bucht, nach Santa Ponca, gegenüber von Peguera. Vorbei an der Isla Malgrats - ein wunderschöner Anblick der Klippen, auf denen Seevögel nisteten und die fast golden im Licht des Sonnenuntergangs leucheten - also die Klippen, nicht die Vögel. Auch Santa Ponca ist ein länglicher Hafen, in dem - laut Skipper - hauptsächlich Eignerboote liegen und kaum Charterboote.
 
Der nächste Supermarkt ist leider ein gutes Stück entfernt. Wer auf TV Soaps steht, der kommt auf dem Weg zum Supermarkt am Café Katzenberger vorbei - laut Internet "das wahrscheinlich blondeste Cafè der Welt". Uns hat es jedoch nicht interessiert. Die eigentliche Bucht von Santa Ponca ist reichlich zugebaut, der Hafen jedoch ein Stück entfernt. Hier kann man abends auch gut beim Italiener auf der Terrasse sitzen, mit Blick über den Hafen.

 
die Klippen und Höhlen von Portals Vells  

 
Am nächsten Tag brachte uns der Wind in die Bucht von Portals Vells, in der wir eine weitere Nacht ankerten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mir Ankern immer ganz anders vorgestellt hatte, nämlich: Anker ins Wasser lassen, fertig. Aber vielleicht sollte ich meine Segelbücher noch einmal richtig lesen, denn es dauerte ein Weilchen, bis alles richtig lag und wir sicher fest waren. Nachdem eine Yacht, die in der Nähe der Klippen windgeschützt lag, gegen Abend die Bucht verließ, haben wir uns an deren Stelle begeben. Hier war der leichte Schwell nicht mehr zu spüren.
 
Die Bucht selbst besteht aus drei kleineren Buchten, kristallklarem Wasser und schönen Klippen. Auf einer Seite einige Höhlen, in denen vor Jahren eine Madonna stand, die von gestrandeten Genuesern gestiftet wurde, welche froh waren, den Schiffbruch überlebt zu haben. Heute gibt es nur noch einen Steinaltar in der Höhle, die Madonna wurde später in einer Kirche in Sicherheit gebracht.
 
Nach einer Nacht, in der die Bewegung des Schiffs uns wunderbar schlafen ließ, segelten wir zurück nach Palma. Auf dem Rückweg wollten wir noch Halt machen am "Roxy Beach", einer Strandbar in Puerto Portals gelegen. Dort kann man mit dem Schiff ankern und wird mit dem Dinghi abgeholt, um seinen Drink in der Bar zu nehmen. Leider waren jedoch alle Ankerplätze an dem Tag bereits belegt - die Alternativen hatten leider nicht genug Tiefe für unsere Yacht. Schade !

 
So ging eine entspannte und schöne Woche auf Mallorca zu Ende. Die wunderschöne Küste ist auf jeden Fall einen Törn wert und hat mich nicht das letzte Mal gesehen. Beim nächsten Törn, gerne wieder mit segelabenteuer.com, hoffe ich auf "lebende" Delphine und etwas mehr Wind. Aber alles in allem muss ich sagen, dass mir das Mittelmeer als Segelrevier auf jedem Fall besser gefallen hat, als die stürmische Ostsee. Insbesondere, dass man weniger Kleidung tragen und nicht so frieren muss. Aber vielleicht sollte ich der Sommer-Ostsee noch eine Chance geben - irgendwann.

Regina  Lindackers  
 

 
  Das Schiff:  Bavaria 50   
    Länge:   15,40 m
  Breite:     4,49 m
  Tiefgang:  1,85 m
  Gewicht:  12,6 t
  Groß-Segel:  53 qm
  Roll-Genua:  70 qm
Doppelkajüten:  5
Kojen:  10
Dusche / WC:  3

Dieseltank:    320 l
Wassertank:  790 l
 

 
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