SKU unterwegs:   Elba - Korsika 2010
 

 
Vom 19.09. bis 02.10.2010 war SKU-Fahrtenseglerwart Markus Glasmacher mit einer kleinen Flottille unterwegs im Seegebiet Elba-Korsika.  Hier der Bericht von ihm und seiner Crew und einigen Fotos vom Törn.
 

 Unser Schiff,  SY "Kenole"
 

Tag 1:   Scarlino – Marina die Campo
Am ersten Segeltag erwischt uns die mediterrane Vielfalt – Sonne und Wind reichlich. Nach dem Auslaufen erreicht der Wind schnell 6 Bft. Da die letzten Tage Südwind vorherrschte, aktuell jedoch der Wind aus Nordwest kommt, haben wir eine Kreuzsee, die ungemütlich ist. So entscheiden wir, nicht nach Capraia zu gehen, sondern in Rauschefahrt die Südküste von Elba anzusteuern. Wir nehmen Kontakt zur "Gaia 3" (dem 2. Boot der SKU-Flottille) auf, mit der wir uns auf Elba treffen wollen. Marina di Campo wird als Treffpunkt vereinbaren.
Als wir in die Landabdeckung der Südspitze Elbas kommen, wird der Seegang deutlich angenehmer. Der NW-Wind kann hier nicht so stark aufs Wasser pressen.  Die "Gaia 3" liegt schon vor Anker und winkt uns zu. Wir stellen leider schnell fest, dass die gestern so erfolgreich ausprobierte Ankerwinsch seinen Dienst eingestellt hat. So gehen wir erst bei der "Gaja 3" längsseits. Gerhard und Rainer stellen fest, dass einer der 3 Kontakte am Stecker gebrochen ist. Wir nehmen Kontakt mit dem Base-Manager von Parallelo auf, der uns eine provisorische Reparatur erlaubt. Alternativ bietet er uns an, in Marciano Marina einen Techniker zur Verfügung zu stellen.
Mit dem nötigen Werkzeug und gut mit Tape isoliert bringen Gerhard und Rainer die Ankerwinsch wieder dazu ihre Dienste aufzunehmen. So ankern wir auf dem gut haltenden Grund in der Bucht vor der Marina die Campo. Da wir gut gebunkert haben benötigen wir keine Infrastruktur der kleinen Marina, die noch nicht einmal Muring-Leinen hat. Abends gab es Gerhards Dinghi-Service, der uns eine schöne Together-Party an Bord der "Kenole" beschert hat. Er holte die Gaia-Crew ab, die reichlich Getränke zum Event beisteuert. Das sorgte für gelöste Zungen. So gab es viel Spaß bei Musik mit der Gitarre und schönen Geschichten.
 

 Ansteuerung Marciano Marina 

Tag 2:   Marciano Marina
Kurz nach dem Frühstück rief uns Sascha (deutsch-sprechender Mitarbeiter von Parallelo) an. Wir erläuterten den Stand der Reparatur und ein paar kleinerer Defekte (Toilette im Vorschiff saugte kein Wasser an; Log war nicht funktionsfähig) und unseren Entschluss, Marciano Marina anzulaufen. Da wir noch längere Zeit auf Korsika die Dienste des Ankers benötigen war dies aus unserer Sicht erforderlich, damit dort die Reparatur von Profis durchgeführt bzw. überprüft wird. Nach einem erfrischenden morgendlichen Bad im Meer wartet ein Frühstück unter der warmen, südlichen Sonne. Wir bemerken, dass ca. 1,5 m unter der Wasseroberfläche alte Muringleinen hängen, die nur schwer zu erkennen sind. Beim Ablegen sind wir entsprechend vorsichtig.
Wir haben einen schönen Segeltag der Wind erreicht mittags bis 25 Knoten. Die "Gaia 3" ist auch vom Segelwind begeistert, sodass wir auf den Mittagsstopp in der Fetova-Bucht verzichten. Sascha schickt uns eine SMS, daß ab 17 Uhr der Techniker verfügbar ist. Nachmittags schläft der Wind leider schnell ein, so motoren wir das letzte Stück zur Marina. Der Techniker schaut sich unsere Störungen an und verspricht am kommenden Morgen um 9 Uhr mit der Reparatur zu beginnen.
 

 Cap Corse 

Am Abend galt es diesen für uns neuen Ort zu erkunden. Gemeinsam besichtigen beide Crews den Ort. Auf dem kleinen Marktplatz finden wir ein schönes Restaurant mit einer sympathischen, deutschsprachigen Kellnerin. Wir wurden kulinarisch und vom Service bestens verwöhnt.
 
Tag 3:   Marciano Marina – xxx Bucht
Wir sind begeistert, der Techniker kommt pünktlich am nächsten Morgen. Nachdem die Bedienung des Ankers wieder strahlend vom Profi präsentiert wird und auch die Toilette wieder funktioniert, genießen wir erst mal den Rest des Tages. Es ist ein toller Nachmittag, den wir in der xxx-Bucht verbringen. Wir ankern neben der "Gaia 3" und nutzen die Zeit zum Baden.
Der Mond zeigt sich in voller Pracht – wir wollen daher den Vollmond nutzen, um Korsika im Nachtschlag zu erreichen. Wir kochen in der Bucht und segeln in den Sonnenuntergang. Leider schlief der Wind recht bald ein, sodass wir bald unter Motor fahren mussten.

 

   Auf dem Weg zum Plag du Lotus 

Tag 4:   Lotus-Bucht 
Im Schichtbetrieb erreichen wir in den frühen Morgenstunden die Lotus-Bucht bei St. Florent. Dort machen wir einen längeren Stop zum Baden und Chillen. Lediglich die Ausflugs-Boote stören an diesem tollen Ort, wo wir als einzige Yacht vor Anker liegen.
Da wir schon mittags wieder fit sind, zieht es uns weiter.Wir gehen in Richtung SW. Die nächsten Ziele erweisen sich als wenig geeignet. Es soll ein solider Hafen für die Nacht nach der Überfahrt sein. Abrosia ist voll und auch L’ile Rousse hat nur Plätzchen an der Außenmole, was uns zu unkomfortabel ist. So entdecken wir schnell die Vorzüge von Calvi, einem großen, geschützten und komfortablen Hafen. Schnell machen wir die Bekanntschaft unserer schwedischen Nachbar-Lieger, die uns berichten, dass sie 4 Wochen in Calvi bleiben wollen. Schnell kommt jedoch ein Wermutstropfen zum anderen: Die Duschen sind defekt („en Panne“), der Ort erweist sich als etwas teuer und im von uns gewählten Restaurant kommt es nach wenigen Minuten zu einer Schlägerei. So schnell haben wir selten das Lokal gewechselt. Dennoch tut es dem Reiz Calvis keinen Abbruch; am nächsten Morgen besichtigen wir die Zitadelle. Auf dem Rückweg gibt sich Calvis „Andre Rieu“ die Ehre und spielt auf. Schnell wechseln auch 3 seiner CD’s in unseren Besitz.
 

 Hafen und Bucht von Calvi bei Mistral 

Tag 5:   Calvi – Baie de Crovani
Calvi könnte der Wendepunkt unserer Reise werden – es gibt viele Optionen. Einerseits lockt eine Bahnfahrt nach Corte, um das Landesinnere zu entdecken, andererseits stehen die Aussichten gut, Korsika zu umrunden. Wir entscheiden gemeinsam, die Umrundung Korsikas anzugehen.
Wir brechen mittags in Calvi auf und möchten mal wieder etwas buchteln. Unter Berücksichtigung der Windverhältnisse fällt unsere Wahl auf die Baie de Crovani. Ein altes Bergwerk, welches heute noch einen kleinen Camping-Platz und Restaurant hat, spricht uns an. Unser Anker findet zwischen dem Seegras einen Flecken Sand, auf dem er uns gut bei 8-9 m Wassertiefe über Nacht hält. Sehr idyllisch und ruhig gestalten wir mit Gesang und Gitarre den Abend.
 
 
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  Wal in Sicht 

Tag 6:   Baie de Crovani - Cargese
Eigentlich sollte es ja Girolata werden – die kleine Bucht mit den gut geschützten Muring-Bojen hatte es unserem Skipper angetan. Das schnell fallende Barometer – teilweise 2,2 hPa in 3 Std – motiviert uns jedoch, den vom letzten Jahr bekannten Ort Cargese anzulaufen. Wir fühlen uns sofort heimisch und geniessen einen tollen Abend bei guten Essen und Live-Musik mit Tanz.

 

 Baie de Crovani 
 

 Baie de Crovani 

 
Tag 7:   Cargese und der Plage de Peru
Der Wetterbericht hat Mistral mit reichlich Wind angekündigt. Wir bleiben im Hafen und erkunden die Umgebung. Da Cargese keinen eigenen Strand hat, wird der Plage de Peru als Strand von Cargese benutzt. Wir wählen den Weg am Rand des Meeres und stürzen uns danach in die permanent steigende Brandung. Wir merken, der Mistral kommt und freuen uns, hier bei bestem Wetter den Mistral vorbeiziehen zu lassen.
Abends gibt es Gutes aus der Bordküche (Pfannekuchen von Gerhard) und unsere selbstgemachte Musik.

 

 Plage du Peru 

 
Tag 8:   Cargese - Calvi
Die Wetterprognose sieht im Süden übel aus. Das Tief will nicht schnell genug vorbei und die Vorhersage hat auch keine Probleme, zahlen wir 8 oder 9 Bft anzukündigen. Wir entscheiden uns den Rückweg über Cap Corse zu nehmen und uns die Straße von Bonifacio mit der bekannten Düse zu ersparen.
Auch wenn die Prognose für den Norden besser aussieht; die Praxis bringt durchaus neue Herausforderungen. Wir laufen bei 5 Windstärken aus, die sich mit Reff 1 gut segeln lassen. Eine Stunde später steigt der Wind schon auf 6 Bft. Wir binden Reff 2 ein. Eine weitere Stunde später sind wir bei 7 Bft. Spätestens jetzt zeigt sich, dass die Besegelung für diese Verhältnisse ungeeignet ist (keine Arbeits- oder Sturmfock, kein Reff 3). Achterlicher Wind mit Groß (Reff 2) und einer kleinen Fock ist schlecht zu fahren.
 

 unterwegs bei 8 Beaufort 

Wir bergen die Segel und laufen unter Maschine vor dem SW-Wind ab. Die Wellen nehmen zu und übersteigen die angekündigte Höhe von 4 Metern; auch die Böen erreichen mitunter über 40 Knoten. Selbst unter Maschine beschleunigt uns der achterliche Wind um ca 1,5 - 2 Knoten zusätzlich bei normaler Marschfahrt (ca. 2000 U/Min). Als wir am späten Nachmittag Calvi erreichen, freuen wir uns, in 6 Std auf 42 anstrengende Meilen zurückblicken zu können. Der Hafenmeister gibt uns einen schönen Liegeplatz mit Blick auf die Zitadelle und „Nase im Wind“, sodass wir eine ruhige Nacht verbringen und uns gut erholen können.

 

  Hafen Calvi
 

 Zitadelle von Calvi

Tag 9:   Calvi
Bereits am frühen Morgen kündigt es sich an: der Wind schnellt auf 19 – 22 Knoten im gut geschützen Hafen hoch. Der Wetterbericht verrät uns die Ursache: Neben dem Tief, welches Sizilien & Sardinien besucht haben wir eine Mistral-Lage, die auch den Norden nicht verschont.
Wir erörtern die Möglichkeiten und entscheiden uns, I’lle Rousse per Bahn kennenzulernen und zu erkunden. Bei der Fahrt mit der Korsischen Bahn entlang der Küste sehen wir in sicherer Entfernung, wie die weißen Schaumkronen auf dem Meer brechen und die Brandung Musik macht. Die vielfältigen Impressionen wollen als Bilder dokumentiert werden. Gerhard und ich stellen uns gern dieser Aufgabe.
 

 Bahnhof  L'ile Rousse 
 

 Chemin de fer de la Corse 

Tag 10:   Calvi – St. Florent
Die Wetterberichte zeigen Ihre Vielfalt: Der DWD bietet für das Seegebiet westl. Korsika 5 Bft aus NW (Welle 1,5m); Wetteronline für den Küstenbereich SW 3-4; Meteo France für das nördliche Korsika WSW 5-6, stellenweise 7 Bft. Der Blick aufs Meer weckt sofort unsere Lust aufs Segeln- Sonne und keine weißen Wellenberge machen schnell klar – wir müssen raus. Nach einem kleinen Tankstopp an der Hafeneinfahrt sind wir für die nächste Etappe gut gerüstet. Der Verbrauch ist mit knapp 2,5 Liter pro Stunde sehr gut. Wir laufen mit einem Reff im Groß und Fock aus und erreichen bei Wind um 5 schnell 7 Knoten Fahrt. Eine Stunde später gibt der Wind noch was dazu – 6 Bft aus SW. Wir binden das Reff 2 ein und passen die Fock an, um komfortabel segeln zu können. Dass soll es aber noch nicht gewesen sein. Der Wind hat mehr Power und zeigt uns was 7 Bft mit dem Meer machen. Als die Böen dann bis auf 38 Knoten steigen, bergen wir Groß und Genua um mit Maschine vor der Welle abzulaufen. Erneut vermissen wir ein Reff 3 und eine kleinere Fock.
 

 Wolken und Meer 

Die Wellen machen uns riesig Spaß - sie beeinflussen unsere Fahrt deutlich. Unsere "Kenole" schiebt sich durch Wasserberge von 4 m übers Meer. St. Florent präsentiert sich von seiner besten Seite. Tolles Bergpanorama und eine idyllische City begeistern uns. Wir sitzen draußen in einem schönen abendlichen Hafenpanorama, genießen Pizza und Muscheln. Aber der Tag ist mit dem Essen nicht zu Ende. Wir entscheiden „Komm lass uns Leben“ (Zitat Gabi) zum Spruch und Song des Abends zu machen. Für eine entsprechende Vielfalt an Musik sorgt das Bordradio. Party ist angesagt, sodass wir von Rock bis Rap einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abend haben. Es wird getanzt, gesungen und viel gelacht.

 

 Einfahrt von St. Florent 
 

 Bucht von St. Florent 

Tag 11:   St. Florent – Macinaggio
Der Wind verspricht viel Segelspaß – also laufen wir zeitig aus und freuen uns, Cap Corse wieder zu besichtigen. Unser Ziel ist Macinaggio – eine moderate Strecke und viel Zeit fürs Segeln. Der Wind lässt jedoch leider am Nachmittag so sehr nach, dass wir die letzte Strecke motoren müssen, um im Hellen anzukommen. Die Duschen – die nach Hafenhandbuch gratis sein sollen – sind bereits geschlossen.
Wir wählen unter den Restaurants eine nette Bar aus und werden von einer sympathischen Kellnerin bedient. Sie spricht sogar deutsch und wir haben viel Spaß – mit und ohne Ihr ;-)
 
Tag 12:   Macinaggio – Golfo della Lacona
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir Korsika Ade sagen müssen. Der Törn geht dem Ende zu und wir möchten einen kurzen Trip in die Fetovaia Bucht machen. Vom Revierführer als schönste Bucht Elbas beworben besuchen wir die Bucht. Die Bucht ist ein langer Strand mit entsprechender Gastronomie. Trotz des guten Ankergrundes entschließen wir uns weiter zu fahren, denn sie ist leider nach SE offen. Sieben Seemeilen später finden wir im Golfo della Lacona einen Ankerplatz auf gutem Sandgrund.
 

  Tankstelle Macinaggio 
 
Tag 13:   Golfo della Lacona – Scarlino
In den frühen Morgenstunden werden wir von den Einflüssen des Tiefs über dem Ligurischen Meer geweckt, weil sich der Wind dreht und unangenehmer Schwell in die Bucht kommt. Wir gehen nach einem Kaffee Ankerauf und frühstücken unter Maschine. Kaum ist alles in der Pantry verstaut hissen wir die Segel und geniessen einen schönen Segeltag. Viel Sonne und Windstärke 3 bis 4 entschädigen uns für das Wetter der letzten Tage.
Wir laufen am frühen Nachmittag in Scarlino ein, tanken auf und legen beim Vercharterer an. Es dauert nicht lange bis uns ein Regenschauer sagt, es ist Zeit, die Heimreise anzutreten.

 
alle Bilder von Markus Glasmacher
 

  8 Beaufort
 

 
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