4. Tag: Procida (Hafentag)
Nach einer etwas längeren Nachtruhe gingen wir daran, die Insel Procida etwas genauer zu
erkunden. Was wir auf unserer Wanderung über das Eiland vorfanden, war Italien pur:
malerische Gassen, knatternde Motorroller, streng blickende Carabinieri und lebhaft miteinander
debattierende Mütter, die gleichzeitig versuchten, ihren Nachwuchs zu bändigen.
Dazwischen immer wieder beeindruckende Aussichten auf die Küstenlandschaft der Insel oder
überraschende Einblicke in die sich in den Hinterhöfen und Toreinfahrten darstellende
pittoreske Idylle.
Procida, ein sehr gepflegter Hafen in der Nachsaison, mit einem besonders freundlichem
„Owner of the Port“, wie der Hafenmeister liebevoll genannt wurde.
Nachdem wir auf unserem Marsch derart auch einige Höhenmeter überwunden hatten, stärkten wir uns
in einem Hafenrestaurant des Hauptortes und genossen die einzigartige Atmosphäre Süditaliens.
Der Ausflug gipfelte in einem Strandspaziergang entlang der Nordküste.
Irgendwie hatte uns die südliche Seele wohl berührt, nicht anders erklärt es sich, dass wir uns am
Abend auf unserer Yacht wie alle wahren Italiener berufen fühlten, Gitarre und Liederbuch heraus
zu holen und einige „canzoni“ anzustimmen, um diesen Tag perfekt (?) ausklingen zu lassen.
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Wenn bei Capri die rote Sonne im im Meer versinkt
und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt,
zieh'n die Fischer mit ihren Booten . . . |
5. Tag: Procida – Ventotene
Am nächsten Morgen wurde noch einmal ausgiebig der Körperpflege nachgegangen und auch das
leibliche Wohl wieder hergestellt. Der Hafenmeister fand unser Tagesziel Ventotene sehr geeignet;
er war sogar so freundlich, uns anzumelden. Dann ging es wieder hinaus auf´s weite Meer mit dem
Spruch „Ventotene - va bene“.
Um ganz elegant zwischen Procida und Ischia hindurch zu gleiten, nutzten wir den wenigen Wind
(2-3 bft) so geschickt, dass wir erst nach zwei Stunden und 6 sm den Motor anschmeißen mussten,
um noch vor Einbruch der Dunkelheit in Ventotene, unserem 24 sm entfernten Ziel, anzukommen.
Die längliche Insel zeichnete sich schon früh am Horizont ab. Kurz vor der Einfahrt in den
fast bootsfreien Hafen beobachteten wir ehrfürchtig die vorgelagerte noch kleinere, runde
Gefängnisinsel St. Stefano (bis 1964 genutzt – heute Naturschutzgebiet). Durch ein
paar spaßige Kommentare wurde die Gänsehaus etwas gedämpft.
Das Anlegemanöver war unkompliziert, da wir uns ohne Bedrängnis einer vom Hafenmeister
gereichten Muring-Leine bedienen und unsere Elvira in Ruhe an die Kaimauer zurren durften.
Strom- und Wasseranschlüsse waren nagelneu, dessen Bedeutung uns beim Ableger am nächsten
Morgen noch auf besondere Art verdeutlicht werden sollte.
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der Inselhafen Ventotene |
Sehr entspannt schauten wir uns an Land den Hafen an und bewunderten die historischen, von
den alten Römern in den Vulkanfelsen gemeißelten Poller.
Auch ganze Läden und Wohnungen waren in den Berg geschlagen. Nach etlichen Stufen erreichten wir
den urigen Dorfplatz und holten uns bei einem kleinen Rundgang noch einige Mückenstiche ab.
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Wohnungen im Berg |
Die Dorfkneipe ermöglichte uns beim Einnehmen von Erfrischungsgetränken, die heilige Messe,
das dörfliche Treiben, aktuelle Radiomusik sowie den Sonnenuntergang gleichzeitig zu verfolgen.
Fürs abendliche Mahl empfahl uns die Wirtin ein Restaurant direkt am Hafen, wo wir nicht nur sehr
lecker, sondern auch in Gesellschaft vom Pastor, Bürgermeister und weiteren lokalen Berühmtheiten
speisten. Die Menschen hier auf der so abgeschiedenen Insel machten auf uns den Eindruck, recht
zufrieden mit sich und ihrem Leben zu sein. Sehr angenehm, dies einfach auf sich wirken zu lassen…
6. Tag: Ventotene – Capri
Nachdem wir viel Ruhe aufgetankt hatten und auch die Nacht diesmal zur Regeneration genutzt haben,
war es Zeit für den letzten Landgang.
Wir hatten uns vergewissert, dass das Liegen an der Mauer im Hafen kostenlos ist. Als wir
mitten im Ablege-Manöver sind und die letzte Leine schon an Bord war, winkte der Hafenmeister
nicht nur, sondern Pfiff uns energisch hinterher. Wir haben uns dann kurzfristig entschlossen,
ihn ausführlich zu verabschieden. Wir gingen längsseits und er wies uns auf nicht aktuelle
Unterlagen hin. Seit diesem Jahr gibt es Wasser und Strom – und für uns eine
Rechnung von 55 € für eine Nacht. So fuhren wir wieder Mal etwas später los. Ein Blick zurück
und – mangels Wind – ein paar Stunden Motorboot spielen, war das Ziel doch über 40 sm entfernt.
Für die lange Motorbootfahrt wurden wir mit dem vollen Service in Capri verwöhnt. Nach dem
Tanken gab es noch einen Liegeplatz für uns. Unsere Oceanis 393 verliert sich zwischen den
anderen Mega-Yachten ein wenig.
Dann nutzten wir die Bergbahn, für einen eindrucksvollen Blick auf die Bucht von Neapel.
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die Bucht von Neapel
Capri – die Kö auf italienisch
7. Tag: Capri – Salerno
(Wer zu schnell ablegt, den bestraft die Mooring-Leine)
Der morgendliche Hafen-Panoramablick in Capri bestätigte die Vorahnung, dass es klug sein
würde, den Nachbarn den Vortritt beim Ablegen aus dem dicht bepackten Hafenbecken zu lassen
und stattdessen noch ein wenig die Atmosphäre wirken zu lassen.
So konnten wir in Ruhe das Anlegemanöver der 65m-Motoryacht eines italienischen Modezaren und
Fußball-Impresarios verfolgen. Die Yellow Press wollte wissen, dass sich Prominenz aus Hollywood
an Bord aufhielt. Wenige Stunden später sollten wir das Schiffchen, dessen Beflaggung alleine
ungefähr die qm-Zahl unseres Vorsegels aufwies, in Amalfi wiederentdecken.
Inzwischen hatten unsere Nachbarn (offensichtlich Slovaken, die zum Frühstück augenscheinlich
statt Kaffee „Wässerchen“ aus großen Gläsern bevorzugten) alles zum Ablegen klar gemacht – oder
glaubten dies zumindest. Als der Mooring-Teufel ihnen einen Strich durch die Rechnung machte
und so eines der Besatzungsmitglieder zwang, einen „ernüchternden“ Tauchgang in der wenig
einladenden Brühe des Hafenbeckens zu unternehmen !
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unser Liegeplatz auf Capri
Mit Skipper Markus und seinen ebenso innovativ wie strategisch geplanten Hafenmanövern blieb uns
derartiges Ungemach erspart und wir machten uns guter Dinge und mit feiner Wettervorhersage auf
zum letzten Schlag unseres Törns zurück in den „Heimathafen“ Salerno.
Nach zunächst flauem Wind in der Abdeckung zwischen den Inseln gab Rasmus an unserem letzten
Tag in italienischen Gewässern noch mal sein Bestes in Form von perfektem Wind backstags. Noch
einmal zog die beeindruckende Landschaft der Amalfiküste an uns vorbei und bei durchschnittlich
5 Knoten Fahrt sollte ein pünktliches Eintreffen im 25 sm entfernten Salerno kein Problem sein.
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leider kein Matchrace sondern Reffen |
Fünf Meilen vor dem Ziel tauchte eine Bavaria unseres Vercharteres hinter uns auf, die
offensichtlich mit gleichem Kurs wie wir unterwegs war. Rudergänger Achim fühlte sich zu einem
kleinen Matchrace herausgefordert, aber Skipper Markus war mit Blick gen Himmel skeptisch, ob es
klug wäre, unter Vollzeug Dampf zu machen. Nicht ohne Grund, wie sich später zeigen sollte. Auf
dem Wasser gelten eben andere Regeln als auf dem Nürburgring. Die Wetterlage änderte sich dramatisch.
Hinter den Küstenbergen schob sich eine bedrohliche pechschwarze Wand heran. Die Sonne beleuchtete
einzelne Küstenflecken im Kontrast zur schwarzen Wand wie unter einem Spotlight – ein ebenso
bizarres wie beeindruckendes Naturschauspiel. Aber nun nichts wie ab in den sicheren Hafen.
Die Schwaben, die untypisch für ihre Herkunft "wenig sparsam" mit den Segeln umgingen, zogen zwar
unter Unmutsbekundungen unseres Rudergängers an uns vorbei, aber dann . . .
Während wir vor dem Hafen in inzwischen aufrauhender See und Windstärken bis 6 Bft relativ
entspannt das Vorsegel einholten, kämpfte die Schwaben-Crew heftig damit, das Vollzeug den Klauen
der böigen Winde zu entreißen.
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Gewitterstimmung, zum Glück im Hafen
Freundlich grinsend erwarteten wir sie – inzwischen ordentlich festgemacht –
im Hafen. Also doch wie auf dem Nürburgring: to finish first, first you have to finish. Das
Timing erwies sich wieder einmal als perfekt. Eine halbe Stunde nach dem Anlegen wütete ein
heftiges Gewitter. Die perfekte Ausrede, um sich unter Deck über den restlichen Vorrat an
Wein und Bier herzumachen und diesen wunderbaren Törn Revue passieren zu lassen.
Am Ende:
Nachgezählt und immer noch 6 Personen – alle wohlauf und bester Laune.
Skipper: Markus Glasmacher
Co-Skipper & Bordkasse: Ralf Hamacher Crew:
Ursula Peretti, Gabi Jansen, Maggie & Achim Rademächers
Ein Dank an alle, die für Informationen gesorgt haben, z.B.
- Hydrografisches Institut Rom (Navtex-Infos)
- Kreuzerabteilung des DSV (besonders Martin Muth)
- Agentur und Vercharterer mit Tipps und Hinweisen
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