Segel-Kameradschaft Unterbacher See
Bericht: Die Amalfiküste ruft uns     
SKU-Törn September 2008 –        
 

 

Anreise:
 
Bereits am Freitag konnten wir es kaum erwarten, endlich in den sonnigen Süden zu starten. Die Anreise erfolgte teils mit dem Flugzeug, teils mit dem Auto. 1.600 km galt es zurückzulegen, um die Amalfiküste zu erleben.
 

01 Amalfiküste
Amalfiküste      

Begeistert von diesem imposanten Blick haben wir uns dann zu unserer Yacht aufgemacht – die Elvira (eine Oceanis 393, Baujahr 2002) wartete in Salerno auf uns. Zunächst galt es ein paar rechtliche und technische Unklarheiten mit dem Vercharterer zu klären.
Danach nutzten wir den reichlichen Platz an Bord zum Verstauen des Gepäcks, sodaß wir uns bald mit dem Einkauf des Proviantes beschäftigen konnten. Als Tipp des Vercharterers machten wir uns zu einem kleinen Market auf, wo wir die wichtigsten Sachen für die nächsten Tage eingekauft haben. Bei dem Rechnungsbetrag von über 300 € wurde gerne bis aufs Boot geliefert.

2. Tag:  Salerno – Positano:
 
Erst in Ruhe ausgeschlafen und dann von der Feststellung aufgeschreckt, dass der Kühlschrank nicht seinen Job gemacht hat. Der Vercharterer hat sich unter Einsatz mehrerer Mitarbeiter um die Elektrik gekämpft und Erfolg gehabt.
 

07 Grosse Wäsche beim Skipper
"Grosse Wäsche" beim Skipper  

Die Clubstander von SKU und Kreuzer-Abteilung wurden gesetzt und wir konnten gegen Mittag ablegen. Aufgrund der verstrichenen Zeit war das erste Motto „volle Möhre“ – wonach unser Ableger „Möhrenmanöver“ getauft wurde (Ablegen mit gleichzeitigem Drehen über die Achterleine).
 
Erst mal galt es, Elvira näher kennenzulernen. Ein paar Schläge auf der Kreuz schafften uns einen guten Eindruck von Ihren guten Segeleigenschaften. Jeder konnte sich ausprobieren - mit Höhe kneifen oder wenden.
Unser erstes Ziel lag an der Amalfi-Küste: Positano war der Tipp user erfahrenen Revier-Guides Maggie und Achim. Besonders attraktiv war die Aussage, daß es dort immer eine freie Boje zum festmachen gibt.
 

11 Positano
    Positano

Es trat alles ein wie angekündigt. Es gab freie Bojen und wir machten uns auf, die erste anzusteuern. Dabei wurden wir schnell von freundlichen Italianern darauf hingewiesen, dass diese Boje privat betrieben ist und 60 € kostet – natürlich all inclusiv (z.B. Transfer). Nach kurzer Beratung der Crew wurde das Angebot schnell ausgeschlagen und Ausschau nach einem Ankerplatz gehalten. Wir lagen bald gemütlich vor Anker und hatten schnell die Ankerwachen eingeteilt.
 

09 Titanic
                "unsere"  Titanic

Der Blick war die ganze Nacht faszinierend und wir tauften das große Boot hinter uns „Titanic“.  Auch der Sonnenaufgang bot einen tollen Blick auf die eindrucksvolle Ortschaft.
 
3. Tag:  Positano – Procida:
 
Müde von der Ankerwache gönnten wir uns erst ein kräftiges Frühstück, bevor wir zwischen den Inseln Capri, Ischia und der Halbinsel Sorrent Richtung Procida segelten. Wettertechnisch könnten wir uns den ganzen Törn auf den 6. Sinn des Skippers verlassen. Der Himmel herrlich blau  –  steuerten wir volle Möhre.
 

15 Mole Procida
            Procida,  wo ist die Einfahrt ?

Den Hafen sehe ich wohl,  aber wo ist die Einfahrt zur Marina di Chiaiolella  (Procida)?
Ein herrlich geschützter Hafen liegt vor uns. Dies sollte unsere erste ruhige Nacht nach dem geschäftigen Ausgangshafen in Salerno und der Ankerwache in Positano werden. Die ersten Hafenduschen und Toiletten wussten wir nach den 2 Nächten auch zu schätzen.
 
17 Procida im Abendlicht
 
Als wäre das nicht schon genug des Guten, wurde der Hafen, nachdem wir uns alle wieder frisch und sauber fühlten, in ein herrliches Abendlicht getaucht. Das animierte uns zu einem wunderbaren Abendspaziergang.
 

4. Tag:  Procida  (Hafentag)
 
21 Procida
 
Nach einer etwas längeren Nachtruhe gingen wir daran, die Insel Procida etwas genauer zu erkunden. Was wir auf unserer Wanderung über das Eiland vorfanden, war Italien pur:
malerische Gassen, knatternde Motorroller, streng blickende Carabinieri und lebhaft miteinander debattierende Mütter, die gleichzeitig versuchten, ihren Nachwuchs zu bändigen. Dazwischen immer wieder beeindruckende Aussichten auf die Küstenlandschaft der Insel oder überraschende Einblicke in die sich in den Hinterhöfen und Toreinfahrten darstellende pittoreske Idylle.
 
19 Procida
 
Procida, ein sehr gepflegter Hafen in der Nachsaison, mit einem besonders freundlichem „Owner of the Port“,  wie der Hafenmeister liebevoll genannt wurde.
 
31 Hafenrestaurant
 
Nachdem wir auf unserem Marsch derart auch einige Höhenmeter überwunden hatten, stärkten wir uns in einem Hafenrestaurant des Hauptortes und genossen die einzigartige Atmosphäre Süditaliens. Der Ausflug gipfelte in einem Strandspaziergang entlang der Nordküste.
 
33 Strandspaziergang
 
Irgendwie hatte uns die südliche Seele wohl berührt, nicht anders erklärt es sich, dass wir uns am Abend auf unserer Yacht wie alle wahren Italiener berufen fühlten, Gitarre und Liederbuch heraus zu holen und einige „canzoni“ anzustimmen, um diesen Tag perfekt (?) ausklingen zu lassen.
 
35 wahren Italiener mit Gitarre und Liederbuch
  Wenn bei Capri die rote Sonne im im Meer versinkt
und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt,
zieh'n die Fischer mit ihren Booten . . .

5. Tag:  Procida – Ventotene
 
Am nächsten Morgen wurde noch einmal ausgiebig der Körperpflege nachgegangen und auch das leibliche Wohl wieder hergestellt. Der Hafenmeister fand unser Tagesziel Ventotene sehr geeignet; er war sogar so freundlich, uns anzumelden. Dann ging es wieder hinaus auf´s weite Meer mit dem Spruch  „Ventotene - va bene“.
 
Um ganz elegant zwischen Procida und Ischia hindurch zu gleiten, nutzten wir den wenigen Wind (2-3 bft) so geschickt, dass wir erst nach zwei Stunden und 6 sm den Motor anschmeißen mussten, um noch vor Einbruch der Dunkelheit in Ventotene, unserem 24 sm entfernten Ziel, anzukommen.
Die längliche Insel zeichnete sich schon früh am Horizont ab. Kurz vor der Einfahrt in den fast bootsfreien Hafen beobachteten wir ehrfürchtig die vorgelagerte noch kleinere, runde
 
49 Gefängnisinsel St. Stefano

Gefängnisinsel St. Stefano (bis 1964 genutzt – heute Naturschutzgebiet). Durch ein paar spaßige Kommentare wurde die Gänsehaus etwas gedämpft.
 
Das Anlegemanöver war unkompliziert, da wir uns ohne Bedrängnis einer vom Hafenmeister gereichten Muring-Leine bedienen und unsere Elvira in Ruhe an die Kaimauer zurren durften. Strom- und Wasseranschlüsse waren nagelneu, dessen Bedeutung uns beim Ableger am nächsten Morgen noch auf besondere Art verdeutlicht werden sollte.
 
39 Ventotene
          der Inselhafen  Ventotene

Sehr entspannt schauten wir uns an Land den Hafen an und bewunderten die historischen, von den alten Römern in den Vulkanfelsen gemeißelten Poller.
 
41 gemeißelten Poller
 
Auch ganze Läden und Wohnungen waren in den Berg geschlagen. Nach etlichen Stufen erreichten wir den urigen Dorfplatz und holten uns bei einem kleinen Rundgang noch einige Mückenstiche ab.
 
43 Wohnungen im Berg
        Wohnungen  im  Berg

Die Dorfkneipe ermöglichte uns beim Einnehmen von Erfrischungsgetränken, die heilige Messe, das dörfliche Treiben, aktuelle Radiomusik sowie den Sonnenuntergang gleichzeitig zu verfolgen.
Fürs abendliche Mahl empfahl uns die Wirtin ein Restaurant direkt am Hafen, wo wir nicht nur sehr lecker, sondern auch in Gesellschaft vom Pastor, Bürgermeister und weiteren lokalen Berühmtheiten speisten. Die Menschen hier auf der so abgeschiedenen Insel machten auf uns den Eindruck, recht zufrieden mit sich und ihrem Leben zu sein. Sehr angenehm, dies einfach auf sich wirken zu lassen…

6. Tag:  Ventotene – Capri
 
Nachdem wir viel Ruhe aufgetankt hatten und auch die Nacht diesmal zur Regeneration genutzt haben, war es Zeit für den letzten Landgang.
 
47 Landgang
 
Wir hatten uns vergewissert, dass das Liegen an der Mauer im Hafen kostenlos ist. Als wir mitten im Ablege-Manöver sind und die letzte Leine schon an Bord war, winkte der Hafenmeister nicht nur, sondern Pfiff uns energisch hinterher. Wir haben uns dann kurzfristig entschlossen, ihn ausführlich zu verabschieden. Wir gingen längsseits und er wies uns auf nicht aktuelle Unterlagen hin. Seit diesem Jahr gibt es Wasser und Strom  –  und für uns eine Rechnung von 55 € für eine Nacht. So fuhren wir wieder Mal etwas später los. Ein Blick zurück und – mangels Wind – ein paar Stunden Motorboot spielen, war das Ziel doch über 40 sm entfernt.
 
Für die lange Motorbootfahrt wurden wir mit dem vollen Service in Capri verwöhnt. Nach dem Tanken gab es noch einen Liegeplatz für uns. Unsere Oceanis 393 verliert sich zwischen den anderen Mega-Yachten ein wenig. Dann nutzten wir die Bergbahn, für einen eindrucksvollen Blick auf die Bucht von Neapel.
 

51 die Bucht von Neapel
  die Bucht von Neapel 
 
55 Capri – die Kö auf italienisch
  Capri – die Kö auf italienisch

7. Tag:  Capri – Salerno  (Wer zu schnell ablegt, den bestraft die Mooring-Leine)
 
Der morgendliche Hafen-Panoramablick in Capri bestätigte die Vorahnung, dass es klug sein würde, den Nachbarn den Vortritt beim Ablegen aus dem dicht bepackten Hafenbecken zu lassen und stattdessen noch ein wenig die Atmosphäre wirken zu lassen. So konnten wir in Ruhe das Anlegemanöver der 65m-Motoryacht eines italienischen Modezaren und Fußball-Impresarios verfolgen. Die Yellow Press wollte wissen, dass sich Prominenz aus Hollywood an Bord aufhielt. Wenige Stunden später sollten wir das Schiffchen, dessen Beflaggung alleine ungefähr die qm-Zahl unseres Vorsegels aufwies, in Amalfi wiederentdecken.
Inzwischen hatten unsere Nachbarn (offensichtlich Slovaken, die zum Frühstück augenscheinlich statt Kaffee „Wässerchen“ aus großen Gläsern bevorzugten) alles zum Ablegen klar gemacht – oder glaubten dies zumindest. Als der Mooring-Teufel ihnen einen Strich durch die Rechnung machte und so eines der Besatzungsmitglieder zwang, einen „ernüchternden“ Tauchgang in der wenig einladenden Brühe des Hafenbeckens zu unternehmen !
 

57 Liegeplatz Capri
unser Liegeplatz auf Capri  

Mit Skipper Markus und seinen ebenso innovativ wie strategisch geplanten Hafenmanövern blieb uns derartiges Ungemach erspart und wir machten uns guter Dinge und mit feiner Wettervorhersage auf zum letzten Schlag unseres Törns zurück in den „Heimathafen“ Salerno.
 
Nach zunächst flauem Wind in der Abdeckung zwischen den Inseln gab Rasmus an unserem letzten Tag in italienischen Gewässern noch mal sein Bestes in Form von perfektem Wind backstags. Noch einmal zog die beeindruckende Landschaft der Amalfiküste an uns vorbei und bei durchschnittlich 5 Knoten Fahrt sollte ein pünktliches Eintreffen im 25 sm entfernten Salerno kein Problem sein.
 
65 Reffen ist angesagt
              leider kein Matchrace sondern Reffen

Fünf Meilen vor dem Ziel tauchte eine Bavaria unseres Vercharteres hinter uns auf, die offensichtlich mit gleichem Kurs wie wir unterwegs war. Rudergänger Achim fühlte sich zu einem kleinen Matchrace herausgefordert, aber Skipper Markus war mit Blick gen Himmel skeptisch, ob es klug wäre, unter Vollzeug Dampf zu machen. Nicht ohne Grund, wie sich später zeigen sollte. Auf dem Wasser gelten eben andere Regeln als auf dem Nürburgring. Die Wetterlage änderte sich dramatisch. Hinter den Küstenbergen schob sich eine bedrohliche pechschwarze Wand heran. Die Sonne beleuchtete einzelne Küstenflecken im Kontrast zur schwarzen Wand wie unter einem Spotlight – ein ebenso bizarres wie beeindruckendes Naturschauspiel. Aber nun nichts wie ab in den sicheren Hafen.
 
Die Schwaben, die untypisch für ihre Herkunft "wenig sparsam" mit den Segeln umgingen, zogen zwar unter Unmutsbekundungen unseres Rudergängers an uns vorbei, aber dann . . .  Während wir vor dem Hafen in inzwischen aufrauhender See und Windstärken bis 6 Bft relativ entspannt das Vorsegel einholten, kämpfte die Schwaben-Crew heftig damit, das Vollzeug den Klauen der böigen Winde zu entreißen.
 

67 Gewitterstimmung
Gewitterstimmung,  zum Glück im Hafen   

Freundlich grinsend erwarteten wir sie – inzwischen ordentlich festgemacht – im Hafen. Also doch wie auf dem Nürburgring: to finish first, first you have to finish. Das Timing erwies sich wieder einmal als perfekt. Eine halbe Stunde nach dem Anlegen wütete ein heftiges Gewitter. Die perfekte Ausrede, um sich unter Deck über den restlichen Vorrat an Wein und Bier herzumachen und diesen wunderbaren Törn Revue passieren zu lassen.
 
69 die Crew
 
Am Ende:   Nachgezählt und immer noch 6 Personen  –  alle wohlauf und bester Laune.
 
Skipper:  Markus Glasmacher
Co-Skipper & Bordkasse:  Ralf Hamacher
Crew:  Ursula Peretti,  Gabi Jansen,  Maggie & Achim Rademächers
 
Ein Dank an alle, die für Informationen gesorgt haben, z.B.
  -   Hydrografisches Institut Rom (Navtex-Infos)
  -   Kreuzerabteilung des DSV (besonders Martin Muth)
  -   Agentur und Vercharterer mit Tipps und Hinweisen
 

Markus Glasmacher 
 

 
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