Fahrtensegeln:
 
This is Scotland  
 

 
  Craobh Haven
 - Corpach
  - Fort Augustus
   - Loch Ness
    - Loch Oich
     - Oban
 
 

SY  'Evenstar'  -  Bavaria 38  
in Oban 

 

"This is Scotland" schmunzelte Tom Mowat, der Inhaber von "Portway Yacht Charters" auf unsere Frage, ob wir uns denn auf den Wetterbericht verlassen könnten. Dieser hatte für die nächsten beiden Tage Sonne und warme Temperaturen angesagt. Das ist eben Schottland, mit den viel zitierten vier Jahreszeiten an einem Tag. Das typisch schottische Wetter gehört zu einem Törn entlang der Inneren Hebriden. Es gibt ab und zu mal einen Regenschauer. Jedoch vertreibt die Sonne immer wieder schnell die gewaltigen Wolkenformationen und lässt die Temperaturen steigen. Dann ist wieder T-Shirt Wetter angesagt. Zumindest leichte Regenbekleidung ist auch im Sommer ein Muss für einen Schottland-Törn, was die Schotten allerdings anders sehen. Kaum einer der Einheimischen zieht sich eine Jacke an, wenn es mal wieder regnet. Und Regenschirme gehören nicht zum Straßenbild. Sie sind auch unpraktisch, wenn Wind aufkommt. Und so warten die Schotten den Regen einfach ab und lassen sich davon nicht stören bei einem Schwätzchen mit dem Nachbarn. Der Schauer hört ja auch wieder auf.
 


Craobh Haven

In Craobh Haven begann unser Sommertörn, dessen Ziel der Kaledonien-Kanal war. Der Hafen in der Einsamkeit West-Schottlands hat eine der wenigen voll ausgestatteten Marinas in diesem Seegebiet. Im Übrigen muss man an Mooringtonnen festmachen, die mit Pick-up-Bojen ausgestattet sind. Für den Landgang zum Nachfüllen der Vorräte ist daher das Dingi unverzichtbar. Die Crew sollte Versorgungsmöglichkeiten immer gleich ausnutzen, denn die-se sind eher selten. Deshalb ist es ratsam, vor Beginn des Törns Vorräte für die ganze Seereise einzukaufen. Geschäfte gibt es in Oban und in Fort Augustus kurz vor dem Loch Ness. Hier kann man sich nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit den unvermeidlichen Plüsch-Nessies ausstatten. Auch die Versorgung mit Wasser und Diesel ist an der Küste nicht überall gewährleistet. Wenn man eine Tankstelle oder einen Wasserhahn findet, sollte die Gelegenheit zum Nachfüllen des Diesel- und des Wassertanks unbedingt genutzt werden.
 
 


Corpach Seeschleuse

Auch das ist Schottland - Überall ist sattes Grün zu sehen, als wir uns auf den Weg nach Fort Williams machen, zum Eingang des Kaledonienkanals. In der Abdeckung entlang der Inseln Shuna, Mull, Luing und Seil wehte der Wind mäßig. Es ist immer Land in Sicht und der Seegang stets moderat. Ein idealer Törn daher für Crewmitglieder, denen noch keine Seebeine gewachsen sind und die mit der Seekrankheit zu kämpfen haben. Allerdings muss die Crew einen erfahrenen Skipper dabei haben, denn das Seegebiet an der Westküste Schottlands ist kein Anfängerrevier. In den Meeresengen wie dem Cuan Sound, den Corran Narrows und Kyle Rhea herrschen starke Gezeitenströme. Die Gezeitentabellen und Stromatlanten gehören daher zum täglichen Handwerkszeug. In den Corran Narrows verursachen die Gezeitenströme richtiges "Kabbelwasser", das unsere Yacht minutenlang vibrieren ließ.
 


Neptunes Staircase - Schleusentreppe

This is Scotland - Überall auf unserem Törn trafen wir auf nette und sehr hilfsbereite Menschen. Für die Schleusenwärter am Kaledonienkanal ist es selbstverständlich, die Leinen anzunehmen und an Bord zurückzugeben. Und es gibt eine Menge Schleusen auf dem Kaledonienkanal, insgesamt 22 auf dem Weg von Corpach am Eingang des Kanals bis zum Loch Ness. Ein echtes Highlight ist dabei "Neptune´s Staircase" mit acht Schleusen hintereinander. Diese Herausforderung kann man gelassen angehen. Die Schleusenwärter werfen den Yachten und Hausbooten beim Hochschleusen auch Leinen zu, wenn der Schleusenhub besonders hoch ist. So muss kein Crewmitglied mit Tauwerk beladen glitschige Leitern hochklettern. Wenn die Besatzung eines Hausboots so gar nicht mit dem Schleusen zurecht kommt, übernimmt der Schleusenwärter auch mal die gesamte Leinenarbeit. Wir haben die Schotten als gelassene Menschen kennen gelernt, die gerne mal ein Schwätzchen mit den Bootstouristen halten. Und die Verständigung ist gar nicht mal so schwer, wenn sich das deutsche Ohr an den schottischen Akzent gewöhnt hat.
 
 


Whiskey Destillerie in Oban

Zu Schottland gehören natürlich die Whiskey Destillerien. Diese sind überall auch an der Küste zu finden. Wir haben die Whiskey Brennerei in Oban besichtigt. Der Probierschluck am Ende der Besichtigung gehört selbstverständlich dazu. "This is Scotland" haben wir am Ende gesagt, als wir die Charteryacht nach einer Woche wieder Tom Mowat zurückgegeben haben. Ein anspruchsvoller Törn lag hinter uns mit vielen unerwarteten Eindrücken von Land und Leuten. Es muss ja nicht immer das Mittelmeer sein.
 

Inge Bradinal
 
Fragen und Anregungen:  Email  inge.bradinal@t-online.de

 

 
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