Das ist die große Halbinsel, mit der sich das französische Festland
zwischen Ärmelkanal und dem Golf von Biskaya in den Atlantik hinausschiebt.
Ein mächtiger Gebirgsklotz aus Granit und Gneis hob sich hier vor rund 500
Millionen Jahren aus dem Urmeer. Im Binnenland hat er seine markanten Gipfel
verloren, aber die Küstenlinie haben Wasser und Wind im Laufe der Jahrmillionen
großartig zurechtgenagt.
Eine der schönsten Küsten Europas ist so hier entstanden - und vielleicht auch
die aufregendste, denn nirgendwo sonst kann man der Begegnung von Land und Meer,
von Wasser und Stein an so vielen unterschiedlichen Schauplätzen zusehen.
Da sind einmal die hochdramatischen, wo der Ozean an den Spitzen weit vorgestreckter
Felsfinger gegen Bastionen aus Urgestein anrennt. Und die entrückten, die Schauplätze
von Legenden und Überlieferungen, Götterdämmerungsszenerie. Dann die beschaulichen,
Orte freundlicher Begegnung in weitgeschwungenen Buchten, vor der Kulisse von Wiesen,
Apfelgärten, alten Bauerndörfern. Wenn sich auch die
barocken Schnörkel der Küstenlinie oft der Straße entziehen - die Schönheit dieser
Landschaft läßt sich vom Auto aus entdecken. Stellenweise führen Aussichtsstrecken
unmittelbar an der Steilküste entlang, und die großartigste Szenerie am Ende
vorgeschobener Felszungen ist oft durch Stichstraßen erschlossen.
Der Granit begleitet den Bretagnefahrer, setzt seine Akzente in vielerlei Gestalt
und Farbe. Schwarze Felsnadeln in der Gischt, silbrige Klippen über stillem Blau,
hochgewölbte braune Steinrücken, Labyrinthe aus aufgetürmten rosigen Blöcken vorm
Strand.
Und man begegnet dem Stein als Zeugnis. Er erzählt von den Menschen, die vor
Jahrhunderten und Jahrtausenden an diesen Küsten wohnten. Nur rätseln kann man
über jene Menschen, die in grauer Vorzeit die Steinreihen von Carnac
aufstellten. |