20.07.2005
Bereits um 05.45 Uhr verlassen wir das gastfreundliche Lerwick. Weiter geht es Richtung Fair Isle.
Wir wollen in Fair Isle übernachten um dann weiter zu den Orkneys zu segeln.
Bei NW 5 Beaufort geht es zügig gen Süden. Gegen 12.30 Uhr stehen wir 3 Seelmeilen östlich
der Insel Fair Isle. Die Sicht wird dramatisch schlechter und so beschließen wir notgedrungen
die Ansteuerung von Fair Isle abzubrechen. Nicht umsonst wird die Gegend um Fair Isle als "The Hole",
das Loch bezeichnet. Regelmäßig ist hier mit schlechter Sicht und teilweise sehr rauer See
zu rechnen. Der Wetterbericht prognostiziert Nördliche Winde um 7 bis 8 Beaufort für die nächsten
2 Tagen. Somit können wir die Schottische Nordküste sowie die Orkneys ebenfalls aus unserem
Reiseplan streichen. Der nächste sichere Hafen, der sich bei allen Seegangsverhältnissen
ansteuern lässt ist Peterhead ca. 120 Seemeilen südlich von unserer aktuellen Position. Wir
stecken den Kurs ab und kochen uns erstmal etwas zu Essen. Aufgrund der anstehenden Nachtfahrt bei
Starkwind müssen wir mit unseren Kräften haushalten. Die Wachen werden eingeteilt. Wer
Freiwache hat legt sich hin und versucht zu schlafen.
Abends nimmt der Wind weiter zu, ab 03.00 Uhr
haben wir kontinuierlich 7 Windstärken, gegen 04.00 Uhr dann sogar 8. Paulchens Bruder meistert
die sicherlich 3 Meter hohen Wellen bravourös. Im Groß haben wir das 2. Reff und die Fock
haben wir auf Handtuchgröße gerefft. Die Loge zeigt teilweise knapp 10 Knoten an. Bei
achterlichen Winden sausen wir nur so auf unser Ziel zu.
Mittlerweile befinden wir uns in der Nähe von Peterhead. Auch hier ist wieder das Anmelden über
Funk angesagt. Der Mitarbeiter von Peterhead Port Control ist ausgesprochen hilfsbereit und gibt uns
ausführliche Hinweise wie wir die Marina im Hafengelände finden. Er gibt uns die Anweisung
2 Fischtrawlern Richtung Hafeneinfahrt zu folgen. Leichter gesagt als getan. Bei dem Seegang verlieren
wir die beiden schnell aus den Augen. Kurze Zeit später zeigt sich ein Trawler noch einmal und
signalisiert uns somit die Hafeneinfahrt. Jetzt heißt es nur noch quer durch die Peterhead Bay
und dann kurz vor dem Strand nach Backbord in die Marina abbiegen. Um 05.15 Uhr machen wir erschöpft
aber glücklich in der Marina nach 160 Seemeilen fest.
21.07.2005
Nachdem wir uns einige Stunden von der anstrengenden Überfahrt ausgeruht haben, geht es auf nach
Peterhead City. Eine freundliche schottische Hafenstadt mit ausgezeichneten Versorgungsmöglichkeiten
erwartet uns. Im Hafen bekommen wir bei "The Old Smoke House" ausgezeichneten Fisch zu moderaten
Preisen. Im nicht allzu weit entfernten Supermarkt Morrisions mit ausgezeichnetem Sortiment gelingt
es uns die Bordvorräte sinnvoll zu ergänzen. Noch immer bläst ein stürmischer
Wind aus Nord.
22.07.2005
BBC 4 verkündet NNW 6 bis 7, später abnehmend auf 5 bis 6. Also wieder Rauschefahrt gen
Süden. Vorsorglich bleibt das 2 Reff im Groß. Wir melden uns vorschriftsmäßig
bei Peterhead Port Control und erhalten die Erlaubnis auszulaufen. In der Bucht setzen wir bereits
die Segel und verlassen dann erst die schützende Hafenanlage. Aktuell bläst es immer noch
mit mehr als 30 Knoten aus nördlichen Richtungen. Kurz nach Verlassen des Hafens zeigt sich zum
Abschied noch eine Robbe.
Ziel ist für uns das ungefähr 180 südlich gelegene Sunderland. Im Laufe des Tages
lässt der Wind etwas nach. Die See beruhigt sich und wir genießen schnelles Segeln vor
dem Wind. Am späten Nachmittag haben wir nur noch moderate 3 Windstärken. Kurzerhand
schlagen wir die Arbeitsfock ab und setzen die Genua. Kurze Zeit später sind wir sogar gezwungen
eine Weile den Diesel mitlaufen zu lassen. Dann frischt der Wind zum Glück aus nord-östlichen
Richtungen auf.
Nach einer erneuten Nachtfahrt machen wir am 23.07 um 14.30 Uhr am Meldesteiger in der Sunderland
Marina fest. Wir nutzen den Nachmittag für einen kleinen Bummel durch Sunderland. |
24.07.2005
Jetzt steht unser letzter langer Schlag dieses Segeltörns an - wir wollen von Sunderland nach
Texel gut 250 Seemeilen quer über die offene Nordsee. Der Wetterbericht geht derzeit weiter von
nord-östlichen Winden aus. Bei unserem geplanten Kurs von 120° werden wir deutlich südlich der
Dogger Bank bleiben und somit kritische Wassertiefen vermeiden.
Bei schwachen nördlichen Winden verlassen wir die Marina Sunderland. Immer wieder müssen wir
unseren Diesel um Unterstützung bitten, da der Wind nicht ausreicht. Erst abends frischt der Wind
auf. Endlich geht es auch unter Segeln wieder zügig voran. Während der Nacht dreht der Wind
auf Nord-Ost und nimmt weiter zu. Mittags haben wir 5 bis 6 Windstärken und reffen die Genua,
wenig später das Groß ebenfalls.
Auf unserem Weg Richtung Holland passieren wir zahlreiche Ölplattformen. Besonders Nachts sind
diese riesigen Ungetüme eindrucksvoll anzuschauen. Mittlerweile stehen wir am Abend des 25.07.2005
ca. 30 Seemeilen vor Texel und gönnen uns erst einmal eine kleine Pause in dem wir Paulchens
Bruder beiliegen lassen. Schnell ist ein warmes Gericht gezaubert und jeder stärkt sich in Ruhe
vor dem zweiten Nachtschlag. In den nun folgenden Stunden queren wir insgesamt 3 Verkehrstrennungsgebiete,
zuerst Bottney Ground gefolgt von Westfriesland und kurz vor den holländischen Inseln das VTG Texel.
Gerade vor Texel stellen wir ein sehr hohes Aufkommen von Berufsschiffen fest. Dank guter Sicht und
sorgfältigem Ausguck meistern wir auch diese Herausforderung ganz entspannt.
Das gut befeuerte Fahrtwasser entlang von Texel erleichtert uns die Ansteuerung.
Um 04.45 Uhr machen wir nach fast 260 Seemeilen über die Nordsee in Oudeschild auf Texel fest.
Nun sind wir wieder in den Heimatgewässern von Paulchens Bruder. Wir haben nun nach immerhin fast
900 Seemeilen unser großes Ziel Edinburgh - Shetlands - Holland erreicht. Nach einem Anleger
legt sich jeder erst einmal für einige Stunden hin. |
26.07.2005
Wir verbringen einen erholsamen Tag in Oudeschild und genießen vor allem den frischen Fisch.
27.07.2005
Weiter geht es Richtung Ijsselmeer. Durch die Waddenzee segeln wir nach Kornwerderzand. Der Flutstrom
schiebt mit und so machen wir nach zahlreichen Kreuzschlägen schon um 13.00 Uhr in der Schleuse
Kornwerderzand fest. Nur 10 Minuten später sind wir wieder Binnenschiffer und segeln ganz
entspannt bei Nieselregen und 3 Beaufort über das Ijsselmeer Richtung Enkhuizen.
In den folgenden Tagen erholen wir uns in kurzen Tagesetappen von unserem Nordseetörn und
erkunden Ijssel- und Markermeer. Am 29.07 heißt es dann wieder zurück nach Lelystad
in den Heimathafen von Paulchens Bruder. Nach 1022 Seemeilen, vielen neuen Eindrücken, einem
unvergesslichen Törn legen wir "unser Schiff" wieder wohlbehalten in seine Box. |