Fahrtensegeln: |
Das erste Mal - Ostseetörn 2005 |
30.07 - 05.08.2005 Heiligenhafen - Bagenkop - Marstal - Grömitz
SY 'Elke' - Bavaria 36
(anklicken = grosses Bild) |
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Törn-Bericht von Klaus Willeken-Konermann
"Rauher Wind, enorme See..." |
Alles in allem eine Crew mit wenig Erfahrung, aber viel Entdeckergeist. So kam es dann, dass wir
als geeignetes Revier für einen ersten Sologang auf offenem Wasser die Ostsee, genauer die
Kieler und die Lübecker Bucht ins Auge fassten. Die Wahl stellte sich im nachhinein als
goldrichtig heraus, weil sie einerseits den Flair von "richtigem" Meer bot, uns aber andererseits
nicht überforderte. Über das Internet war per "PC-Ostsee" ein Vercharterer in Heiligenhafen
schnell gefunden, der uns eine Bavaria 36 namens "Elke", Baujahr 2004, zur Verfügung stellte. |
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31.07.2005 |
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Der Abend endete noch mit einem überraschenden "Kurkonzert". Im Hafen gibt es einen kleine
Aussichtsturm mit einer umlaufende Galerie. Und dort postierten sich, ungeachtet der Sturmes und
des Regens 4 Dänen mit Trompete und Horn und bliesen zum Abendkonzert. Schon merkwürdig,
diese Dänen. Und auch merkwürdig diese Segler, die sich nach und nach, vor dem Unwetter
fliehend, im Haufen eingefunden hatten und nun im Regen an Deck standen und den merkwürdigen
Dänen lauschten. |
01.08.2005 |
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Unser Ziel sollte eigentlich Maasholm sein, jedoch blies der Wind aus genau dieser Richtung. So
beschlossen wir, einfach nur einige Meilen auf und ab zu kreuzen und dann das 8 sm entfernt,
Marstal anzulaufen; unser unerreicht gebliebenes Ziel vom Vortag. Es hat viel Spass gemacht,
und allmählich gewöhnten wir uns an die Starkwindbedingungen. Meist hatten wir beide
Reffs eingebunden und die "Elke" machte dennoch 6-7 kt. Fahrt. Das Navigieren erwies sich als
etwas schwierig, da nach einer Weile keiner mehr so richtig lange unter Deck bleiben wollte.
Nicht das jemandem richtig schlecht war, aber unter Deck? Nein, dass musste nicht sein. Lars,
unser Fußgänger bekam seine ersten Unterweisungen in der Bootssteuerung und hatte das
Ruder schnell im Griff. |
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Marstal empfing uns mit einer völlig überfüllten Marina. Hafenmeister am Hafeneingang
gab es nicht. Jeder sucht sich seinen Platz selbst. Das führt dann dazu, dass man in eine Gasse
einbiegt und vor sich ein Boot sieht, das gerade dort drehen möchte um wieder raus zufahren und
natürlich kommt noch ein drittes Boot entgegen. Ich glaube wir sind jede Stegreihe abgefahren,
erfolglos. Dafür bekam ich als Steuermann ausreichend Gelegenheit, wenden auf engstem Raum zu
üben. Der Höhepunkt war der Versuch, an ein festgemachtes Boot ins Päckchen zu gehen,
ein Holländer. Wir fahren an dessen Leeseite heran, Lars steigt über um die Festmacher
entgegenzunehmen, und eine Frau kommt ans Deck. Christoph wirft Ihr den Festmacher zu und Sie lässt
ihn liegen und erklärt irgendetwas auf niederländisch. Der Wind treibt uns wieder ab ins
Hafenbecken und wir lassen einen verdutzt blickenden Lars zurück. Die gute Frau war der Meinung,
das wir nicht bei Ihr festmachen sollten (die Fender hingen aber außenbords). |
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02.08.2005 | |
Die Fahrt verläuft ereignislos. Wir queren wieder die Schiffahrtsstraße, diesmal ist
mehr Verkehr und es ist verflixt schwierig die Geschwindigkeit der großen Pötte richtig
abzuschätzen. Bei Dunkelheit muss ich das auch nicht haben, denke ich so bei mir. Wir bringen
Lars Knoten und seemänische Fachausdrücke bei. Wirklich unglaublich, was einem da so
einfällt: Bei Speigatt, Obermarsbramstege und der Geschichte vom Klabautermann kriegt Lars
sich vor Lachen nicht mehr ein. Schon komisch, die Segler. Großenbrode schaffen wir nicht,
weil der Wind auf 2 bft abnimmt. Also wird es Heiligenhafen und da haben wir ja einen Stammplatz
und einen Waschraumschlüssel. Den Abend verbringen wir in der Stadt und sitzen draußen
beim Bier in der Sonne (ja, auch das gab's in diesem Sommer!). | |
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Warmes Essen auf See, der Wind läßt es zu. Gegen 15.00 Uhr motoren wir dann den Rest
der Strecke in den Hafen von Grömitz. Uschi legt an und wir besichtigen das berühmte
Ostseeheilbad. Kurz gesagt, wir fanden es enttäuschend. Mit Hotels zugebaut, sehr voll,
wenig reizvoll. Auch die Marina ist sehr groß, hat aber nur wenige, sehr mäßige
sanitäre Anlagen. Eintrag in das Logbuch: Grömitz sieht mich nicht wieder. |
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Wir nähern uns einem Segelboot (ca 40 ft.) das wir schon eine Weile beobachten, weil es mit
geborgenem Großsegel und flatternder Fock nicht von der Stelle kommt und unter den schwarzen
Regenwolken beträchlich hin- und herschwankt. Offenbar gibt es es ein Problem mit der Winsch,
jedenfalls können Sie die Schoten nicht dicht holen. Als wir heran sind, haben sie das Problem
gelöst und fahren vorsichtig mit gereffter Fock parallel zu unserem Kurs. Wir haben das
Groß noch stehen (gerefft) und die Fock zur Hälfte gesetzt und rauschen lässig an
ihnen vorbei mit dem Gefühl: Schaut mal, wir haben das im Griff. Pfui, wie arrogant, aber ein
paar Tage auf der Ostsee bringen einen schon weiter, das Selbstwertgefühl steigt. | ||
Das berühmte "Lieblingsstück" mit den vielen Erinnerungen. Angesichts des Windes und des
beschränkten Raums kommt ein Wendemanöver aber nicht in Frage. Abends mache ich einen
Eintrag ins Logbuch über die genaue Position des "Verlustes" und tröste Lars damit,
dass wir den Ort zur Trauerbewältigung jederzeit wieder ansteuern können. Unter der
Brücke wird es rau und kabbelig. Da treffen jetzt irgendwie die Wellen aus allen Richtungen
zusammen und "Elke" wird heftig durchgeschüttelt; die Crew auch. Wir fahren noch zwei
Stunden Richtung Westen und wenden dann unwiderruflich. Es geht zurück in den Ausgangshafen.
Nach 6 Tagen noch tanken, festmachen in der Box, mittlerweile alles eingespielte Routine. Die
"Scheininhaber" habe dazugelernt, aus dem "Fußgänger" Lars ist ein tätiger
Mitsegler geworden (der im September schon wieder aufs Ijsselmeer mit will!). |
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