SKU-Bericht, die Ostsee ruft
Fahrtensegeln:       Die Ostsee ruft,  Ziel Bornholm.
 

 
Arhus – Bornholm  und  zurück 

Wie jedes Jahr, so ging es auch dieses mal wieder in die Ostsee.  
Wir, das sind Skipper Manfred Otto mit Dirk Deppe, Dirk Morche und Andreas Unger, chartern seit mehreren Jahren eine Dynamic 43. Diese hochseetüchtige Yacht ist für Regatten konzipiert und belegt mit ihrem Eigner bei der alljährlich stattfindenden "Fynen Rund"-Regatta jeweils vordere Plätze. Das Schiff hat eine Gesamtlänge von 13,05 Metern und verfügt über etwa 110 qm Segelfläche  (ohne Spinnaker).
 
Nun zum Törn selber.
Am 12.06.04 übernahmen wir um 10:30 Uhr in Arhus das Schiff. Da wir den Eigner gut kennen, ist die Übernahme kein großer Akt. Es muss nichts großartig kontrolliert werden. Genauso wird auch bei der Rückgabe verfahren. Entstandene Mängel oder Schäden werden dem Eigner sofort mitgeteilt, die dieser dann auch umgehend beseitigt, sodass die nächste Crew ein einwandfreies Schiff übernehmen kann.
 
Um 16:30 Uhr entschlossen wir uns noch nach Oer auszulaufen, einen günstig gelegenen künstlich in einem Ferienhausgebiet angelegten Hafen. Übrigens der einzige Dänemarks, der nur über eine Schleuse angelaufen werden kann. Diesen erreichten wir nach ca. 20 sm um 19:30 Uhr.
 
Leider stellten wir fest, dass der Kühlschrank ständig ausfiel. Neben Reh- und Lammbraten mussten noch andere Leckereien für eine gute Verpflegung gekühlt werden. Deshalb war es wichtig, dass der Kühlschrank richtig lief. Der Eigner schickte am nächsten Tag einen Monteur, der aber nichts ausrichten konnte. Andreas Unger hatte bald herausgefunden, wie man das Kühlaggregat überlistete, damit es immer wieder für ein paar Stunden lief. Wir beschlossen, trotz dieses Handikaps, Richtung Bornholm auszulaufen.
 

Bornholm - Ostküste 

 
Der Seewetterbericht für das Kattegat sagte SSO 3 auf West drehend. Es lief sehr gut und so entschlossen wir uns, die Nacht durchzulaufen, um Bornholm ohne Zwischenstopp zu erreichen. Die Wachen wurden eingeteilt. Manfred und Andreas Steuerbordwache und die beiden Dirks bildeten die Backbordwache. Wechsel war alle vier Stunden vorgesehen. Nur bei Manövern, wie Segel reffen oder ähnlichem, musste die Freiwache ihren Schlaf unterbrechen, um zu helfen.
 
16:00 Uhr Securitywarnung der dänischen Marine: in unserem Seegebiet hatte ein Frachter 3 Container verloren. Höchste Aufmerksamkeit, da die Container kaum aus dem Wasser ragen und somit schwer zu erkennen sind.
 
Da der Wind zulegte und es in die Nacht ging, wurde um 22:30 Uhr die Segelfläche verkleinert (gerefft). Durch den Öresund segelte die Bb-Wache ab 00:00 Uhr an Helsingör und Kopenhagen vorbei Richtung Süden. Im Öresund wimmelt es nur so von verschiedenen Lichtern und es ist gar nicht so einfach hier die Übersicht zu behalten. Hinzu kommt der rege Schiffsverkehr der großen Ozeanriesen, die aus dem Skagerrag kommend in Richtung Süden fahren. Diese Schiffe sind bis zu 20 Knoten (36 Km/std) schnell.
 
Der Wind hatte zugelegt und blies mit 5 Windstärken. Gegen 06:00 wurde der Falsterbo-Kanal erreicht. Dieser Kanal ist eine Abkürzung in Richtung Osten. Die Ozeanriesen müssen die Insel Falsterbo umfahren, wo hingegen die kleineren Schiffe den Kanal durchfahren können und einige Seemeilen sparen. Vor dem eigentlichen Kanal befindet sich eine Brücke, die stündlich geöffnet wird. Wir erreichten diese um 06:10 Uhr. Normalerweise würde das bedeuten, dass man bis 07:00 warten muss. Andreas schlug vor, dass der Skipper alleine auf dem Segelschiff zu sehen ist und alle anderen unten bleiben. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Der Brückenwärter hatte ein Einsehen mit dem armen einsamen Segler und öffnete die Brücke, sodass wir ohne Zeitverlust den Falsterbokanal passieren konnten. Danach waren wir wieder in freiem Wasser und konnten Richtung Ost auf Bornholm zusegeln.
 
Der Wind hatte weiter zugenommen und wehte nun mit bis zu 6 Bft, in Böen 7. Die Seen (sprich Wellen) waren bis zu 2,50 m hoch. Es ist schon beeindruckend, wenn man diese von achtern ankommen sieht, und sie stehen als Wasserwand hoch über dem eigenen Kopf. Unser Etmal (d.h. die ohne Halt gefahrene Strecke nach 24 Stunden) betrug 165 Seemeilen. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 7 Knoten. Kurz vor der Einfahrt Rönne erreichten wir kurzzeitig einmal 10,8 kn Geschwindigkeit.
 
Um 16:20 Uhr machten wir im Hafen von Rönne auf Bornholm nach 187 Seemeilen fest. Am Abend besuchten uns Werner und Ellen Franken sowie Klaus und Uschi Müller, die auch im Hafen von Rönne lagen. Der recht lustige Abend dauerte bis 02:00 Uhr. Erst dann ging unsere Crew nach ca. 40 Stunden schlafen.
 
Der Wetterbericht hatte für die nächsten Tage unfreundliches Wetter vorausgesagt. Wir entschlossen uns länger als geplant zu bleiben, um die Insel Bornholm näher kennen zu lernen. Mit dem Bus fuhren wir über die Südroute auf die andere Inselseite, zumal uns Werner dort ein gutes Fischrestaurant empfohlen hatte. Es war ein guter Tipp. Für 82 Kronen konnte man Fisch essen bis man platzt.
 
Noch eine nette Begebenheit, die auch die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Dänen herausstellt. Wie gesagt, wir fuhren mit dem Bus auf die andere Seite der Insel. An der Bushaltestelle stellten wir fest, dass man mit einem anderen Bus über die nördliche Route praktisch eine Inselrundfahrt machen konnte. Wir hatten aber eine Rückfahrkarte nur für diese eine Strecke gelöst. Wir stiegen in den „verkehrten“ Bus ein. Die Busfahrerin ließ uns wieder aussteigen, weil der Fahrschein für ihren Bus nicht galt. Daraufhin setzten wir uns auf die Bank, um über unsere weiteren Aktivitäten zu beratschlagen. Plötzlich ging die Tür vom Bus auf. Die Fahrerin kam heraus und sagte zu uns: „Wenn du kein Geld hast, kannst du gerne mitfahren.“ Das Angebot haben wir natürlich angenommen. Ob unsere Rheinbahnfahrer in Düsseldorf dieses auch so machen würden?
 

Bornholm - Hammershus 

 
Nach 2 Tagen mussten wir Bornholm verlassen und uns auf die Rückreise begeben. Über Gislövsläge und Dragör segelten wir wieder Richtung Öresund. Im Öresund konnten wir zwei gegenläufigen Wetterfronten nicht mehr ausweichen. Wir hatten zeitweilig Böen mit über 8 Windstärken gemessen und mehrere Windhosen gesichtet. Da wir den Hafen Kopenhagen vor uns hatten, entschlossen wir uns, diesen anzulaufen und das Wetter vorbeiziehen zu lassen.
 
Als der Wind auf 4-5 bft nachgelassen hatte, machen wir Leinen los und segelten weiter nach Helsingör. Hier fand gerade eine große Regatta mit Hafenfest statt, das wir besuchen konnten.
 
Mit der Zeit drehte der Wind immer mehr. So entschlossen wir uns, noch die Insel Anholt, eine kleine schnuckelige Insel im Kattegat, anzulaufen. Nach 62 sm und über 9 Std Fahrzeit erreichten wir unser Ziel. Um die Insel zu erkunden, haben wir uns Fahrräder geliehen. Abends hat Manfred noch mit einer holländischen Folkloreband, die mit einem Plattbodenschiff unterwegs war, Musik gemacht.
 
Ursprünglich wollten wir noch einen Hafentag einlegen. Aber die Wettervorhersage für die nächsten Tage verhieß nichts Gutes. Ein Segler, mit dem wir uns über das Wetter unterhielten, teilte uns mit, dass ein Sturmtief mit Windstärke 8-9 bft. aus West heranziehen würde. Deshalb entschlossen wir uns am nächsten Tag zum Festland nach Grena und bereits am Mittwoch weiter Richtung Heimathafen zu segeln.
 
Schon bei dieser Überfahrt hatten wir bis zu 7 Windstärken mit hoher Welle zu überstehen. Bei diesen Wetterverhältnissen macht sich dann eine eingespielte Crew bezahlt. Ohne Probleme erreichten wir unseren Heimathafen Arhus und konnten das Schiff ohne Havarie und Beschädigungen festmachen. Die Hafeneinfahrt war durch die hohen Wellen nicht ungefährlich. Ein Segler wurde durch eine Welle quergelegt und hat sich dabei den Mast halbiert.
 
Insgesamt sind wir 461,7 Seemeilen gesegelt. Für nächstes Jahr haben wir uns bereits wieder angemeldet.

Bericht:   Manfred  Otto
 

 
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