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21.02.2004
Heute geht es endlich los. Laut Internet haben gestern schwere Stürme auf den Kanaren heftige
Schäden verursacht. Am Flughafen berichten Crewmitglieder einer Yacht von Windbeutel Reisen, dass
ihr Schiff aufgrund der Wetterverhältnisse noch in La Gomera liegt. Selbst die Fähren hatten bei
einer Seegangshöhe von 8 bis 10 Metern den Betrieb eingestellt. Heute sollen sich die Wetterverhältnisse
wieder beruhigen. Jetzt heißt es aber erstmal "Boarding". Wir besteigen unsere Boeing von Thomas
Cook. Der Service an Bord ist ausgezeichnet und dank guter Verpflegung und zahlreicher Zeitschriften
haben wir einen ausgesprochen angenehmen Flug.
In Teneriffa werden wir bereits erwartet. Teneriffa Marketing hat, wie im vergangenen Jahr,
den Transfer zum Hafen organisiert. In einem Kleinbus geht es mit weiteren Crewmitgliedern nach
Las Galletas. Las Galletas ist ein kleiner Fischerhafen im Süden von Teneriffa unweit vom
Flughafen. Schon von weitem sehen wir zahlreiche Yachten mit den roten Dorada Fahnen unseres
Getränkesponsors, einige davon liegen vor Anker auf Reede. Insgesamt nehmen diesmal 10
Yachten an der Charterweek mit mehr als fünfzig Seglern teil.
Wir werden von Patricia und Angel (beide ECC Yacht Charter) und Achim Goergens (So Long Yachting),
begrüßt und können direkt unsere Yacht in Besitz nehmen. Unsere Boncho, eine
Bavaria 36, liegt glücklicherweise vor Buganker am Steg. Wir brauchen also kein Dingi um das
Gepäck an Bord zu bringen. Die Malena, das zweite Schiff unserer Gruppe, liegt auf Reede und ist
nur mit dem Beiboot zu erreichen. Eine echte Herausforderung für Dietmar und seine Crew.
Zwei Mitarbeiter von ECC bringen uns zu einem Supermarkt. In aller Ruhe füllen wir mehrere
Einkaufswagen mit Lebensmitteln und Getränken. Der Vorrat soll für eine Woche reichen.
Nachdem schließlich auch die Einkäufe an Bord verstaut sind, geht es zur Welcome Party.
Einheimische in traditioneller Kleidung musizieren extra für uns. Neben dem Dorada Bier vom
Fass gibt es Fleisch und Fisch vom Grill und zahlreiche weitere Speisen aus der kanarischen
Küche. Ein toller Beginn unseres Kanarentörns ! |

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22.02.2004
Zeitig stehen wir auf. Nach dem Frühstück machen wir uns in Ruhe mit der Yacht vertraut,
führen die Sicherheitseinweisung durch und besprechen für den Fall der Fälle die Notrolle. Um
09.00 Uhr geht es zum Skipper-Briefing. Zur Einstimmung ist für heute nur ein kurzer Schlag nach La
Gomera geplant. Laut Wetterbericht können wir mit Südost um 2 bis 3 Windstärken
rechnen. Später soll der Wind auf Südwest drehen. Viel ist das nicht, für den ersten Tag
zum Eingewöhnen sicherlich ganz gut. Auch diesmal wollen wir wieder versuchen zu angeln. Achim
kommt zu uns und verteilt Köder. Jedes Boot bekommt einen für langsame und schnelle Fahrt. Ab
5 Knoten sollen wir den kleineren Köder für schnelle Fahrt einsetzen.
Um 10.35 Uhr holen wir unseren Anker auf. Zu unserer Überraschung haben sich Reste eines
Fischernetzes in unserem Ankergeschirr verfangen. Was hier so alles im Hafenbecken liegt ! Nun
aber wirklich los, raus auf den Atlantik. Alte Dünung empfängt uns, der Wind weht schwach aus
Südwest. Kurzerhand setzen wir unser Groß als Stützsegel und legen einen Kurs von 280°
Richtung La Gomera an. Marc nimmt unsere Angel in Betrieb und so schleppen wir unsern Köderfisch
hinter uns her. Wir sind schon ganz gespannt, wer sich wohl dafür interessiert.
Gegen 14.00 Uhr nimmt der Wind endlich etwas zu und wir können unserem Diesel eine Ruhepause
gönnen. Es folgen zwei wundervolle Stunden Segeln bei Sonnenschein und mäßigen Winden.
Um 16.45 Uhr machen wir nach 28 Seemeilen im Yachthafen San Sebastian de la Gomera an einem
Schwimmsteiger fest. Auf den anderen Schiffen wurde leider auch kein Fisch gefangen. Achim erzählt
etwas von Walfischen, die er gesehen hat. Die hätten wohl die ganzen Fische verscheucht.
Wir genießen trotzdem gutgelaunt unseren "Anleger".
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23.02.2004
Heute wollen wir nach La Palma. Dies bedeutet eine Distanz von gut 50 Seemeilen. Laut Angel können
wir mit 4 bis 5 Windstärken aus Südwest rechnen. Unser Wetterbericht aus dem Internet sagt
für die Region um La Palma ebenfalls Südwest 4 voraus. Das hört sich gut an. Bevor es
losgeht bunkern wir noch Wasser und Diesel.
Direkt im Vorhafen setzen wir unsere Segel und schaffen es noch vor der einlaufenden Katamaranfähre
den Hafen gen Norden zu verlassen. Auch heute vertreiben wir uns wieder die Zeit mit Angeln. Gegen Mittag
befinden wir uns nördlich von La Gomera. Der Wind weht hier in der Abdeckung nur noch schwach.
Kurzerhand lassen wir unseren Diesel an, um etwas zügiger voran zukommen. Sofort fällt uns der
veränderte Klang des Motors auf. Das vertraute Plätschern des Kühlwassers fehlt offensichtlich.
Nach einem kurzen Check des Kühlsystems liegt der Verdacht nahe, dass unser Impeller defekt ist.
Leider haben wir dies wichtige Ersatzteil nicht an Bord. Also bleibt der Motor aus und es wird weiter
gesegelt.
Gegen Mittag frischt der Wind deutlich auf. Nun geht es wieder zügig voran. Kurze Zeit später müssen
wir schon reffen. Mittlerweile haben wir gute 6 Windstärken. Nachdem unsere Boncho auch im zweiten
Reff immer wieder aus dem Ruder läuft, bergen wir das Großsegel vollständig. Auch die
Genua haben wir auf Sturmfockgröße verringert. Der Seegang ist mittlerweile beeindruckend.
Dazu kommen Regenschauer und Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von gut 40 Knoten. Teilweise zieht
unsere Boncho das komplette Seitendeck durchs Wasser. Eine Welle flutet das Cockpit und Mike steht bis
zu den Knien im Wasser.
Gegen 16.00 Uhr hat die erste Yacht, die Leinad, Santa Cruz de la Palma erreicht und berichtet von
schweren Fallböen im Hafen. Kurze Zeit später meldet El Tonique einen Ruderschaden und bittet
die Leinad vorsorglich um Unterstützung beim Einlaufen in La Palma. Wie wir später erfahren,
ist ein Bolzen der Doppelruderanlage abgeschert und hat die gesamte Ruderanlage blockiert. Der Crew
gelingt es die Blockade zu beheben und unter Notpinne und Autopilot die Fahrt fortzusetzen.
Um 18.00 Uhr stehen wir 3 Seemeilen südöstlich der Hafeneinfahrt. Hier befinden wir uns in
der Abdeckung der Insel und haben nur noch umlaufende Winde. Die El Mojo Picon läuft noch einmal
aus, um uns einzuschleppen. Nach einer guten halben Stunden heftigen Schaukelns kommt unser "Schlepper"
in Sicht. Achim manövriert geschickt die Bavaria 44 in unsere Nähe. Nach dem zweiten Versuch
besteht eine Leinenverbindung zwischen El Mojo Picon und Boncho. Mit langsamer Fahrt geht es nun als
Schleppverband in Richtung Santa Cruz de La Palma. Im nördlichen Teil des Hafens angekommen lösen
wir die Schlepptrosse und starten unseren Motor. Wir gehen als drittes Schiff längsseits neben der
Tzigane ins Päckchen. Nach und nach gesellen sich noch andere Yachten dazu. Am Schluss sind wir
zu sechst.
Die Malena und eine weitere Yacht aus unserer Flottille liegen im Päckchen direkt hinter dem
Großsegler Alexander von Humboldt. El Tonique und El Pato Luca haben im Fischereihafen
Unterschlupf gefunden. El Tonique darf die Box des Travellifts belegen ! Die Crew der Leinad hatte
als erste im Hafen eine Leiter von einer nahen Baustelle "ausgeliehen". Diese erlaubt es
uns, halbwegs "elegant" an Land zu gelangen.
Mittlerweile haben wir unseren Impeller ausgebaut und in der Tat sind 3 der 6 Flügel fast
vollständig abgerissen. Die anderen Flügel zeigen ebenfalls sehr starke Verschleißspuren.
Damit kann nun wirklich kein Kühlwasser mehr gefördert werden. Auf keinem der Schiffe der
Flotte findet sich ein passender Impeller. Angel verspricht uns einen Ersatzimpeller am nächsten
Tag von Teneriffa einfliegen zu lassen. Froh, überhaupt so gut angekommen zu sein, lassen wir den
Tag bei einem gelungenen Abendessen an Bord ausklingen.
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24.02.2004
Hafentag - heute kann jeder La Palma erkunden oder sich einfach nur ausruhen. Für heute Abend haben
wir eine Einladung von der Tourismusministerin in den Real Club Nautico erhalten. Unser wichtigstes Ziel
ist es natürlich, für unseren defekten Motor das Ersatzteil zu bekommen. Wir treffen uns noch
einmal mit Angel und geben ihm den defekten Impeller, damit auch wirklich das richtige Teil bestellt
wird. Danach schauen wir uns die Alexander von Humboldt an, schlendern durch Santa Cruz, machen einige
Besorgungen und trinken zum Abschluss gemütlich einen Kaffee.
Obwohl wir unseren Kühlschrank seit gestern nicht mehr in Betrieb hatten, sind die Verbraucherbatterien
komplett entladen. Also kein Heißwasser, kein Kühlschrank und die Beleuchtung ist mittlerweile
auch etwas schwächlich. Mike schlägt vor die Bilgenpumpe für die Motorkühlung zu
missbrauchen und setzt dies kurz entschlossen in die Tat um. Nach kurzer Zeit fördert unsere
Bilgenpumpe Wasser aus der Bilge in den Kühlkreislauf und unser Motor läuft zumindest für
die Stromerzeugung. Kurz bevor es zum Abendessen in Real Club Nautico geht, trifft unser neuer Impeller
ein. Nach dem Einbau und kurzen Test geht es dann los zum gemeinsamen Essen.
Wir werden mit einem richtigen Festmahl in einem netten Ambiente verwöhnt. Es gibt frittierte
Muräne, Shrimps, Feta Käse in Knoblauch gebacken und anschließend gepökelte
Rippchen mit zahlreichen Beilagen wie Mais, Möhren, Kichererbsen, Kartoffeln und Kohl. Zum
Abschuss wird Kuchen serviert.
25.02.2004
Heute soll es wieder zurück nach Teneriffa gehen. Dies soll mit 70 Seemeilen der längste Schlag
unseres Törns werden. Als Zielhäfen sind Los Christianos und Los Gigantes im Gespräch. Bis
wir uns aus unserem Päckchen befreit haben ist es 06.20 Uhr geworden. Nun aber zügig los, wir
haben schließlich einige Seemeilen vor uns. Nach 4 Seemeilen sind wir aus der Abdeckung der Insel
heraus und setzen Segel. Bei nördlichen Winden um 4 bis 5 ist es ein wahres Vergnügen Richtung
Teneriffa zu segeln. Über Funk teilt Achim allen Schiffen mit, dass es heute doch nach Los Gigantes
gehen soll. Dieser Hafen liegt ca. 12 Seemeilen Nordöstlich von Los Christianos und ist somit eher
ungünstig für den morgigen Schlag nach Gran Canaria. Wir haben mittlerweile beschlossen, nach
Los Christianos zu segeln, dort Pause zu machen, um danach die Nacht durchzusegeln. Die Leinad ist heute
als letztes Schiff aus La Palma abgesegelt und will ebenfalls die Nacht durchsegeln. Die Crew der Malena
hat vor in Los Gigantes einen Zwischenstopp einzulegen, um danach wie wir die Nacht auf See zu
verbringen.
Wir genießen fantastisches Segeln bei traumhaften Wetter und schleppen mal wieder unseren Köder
hinter uns her. Nachmittags erreichen wir bei achterlichen Winden wahre Geschwindigkeitsrekorde -
sowohl Log und GPS vermelden mehr als 10 Knoten Fahrt. Unsere Boncho kommt auf der langen Atlantikwelle
immer wieder ins Surfen. Nach gut siebzig Segelmeilen lassen wir unseren Anker in der Bucht von Los
Christianos fallen. Jetzt schwimmen wir eine Runde um das Schiff und danach gibt es Abendessen.
Nach Einbruch der Dunkelheit holen wir unseren Anker auf und segeln in die Nacht.
25.02.2003
Nach einer ruhigen Nacht mit teilweise schwachen Winden nähern wir uns im Morgengrauen Gran Canaria.
Wir erleben einen wunderbaren Sonnenaufgang über Gran Canaria. Gegen 08.30 Uhr erreichen wir Puerto
de Mogan. Zu unserer großen Freude sehen wir die Leinad am Meldesteiger und machen längsseits
an ihr fest. Der Hafen ist zur Zeit komplett belegt. Somit haben wir jetzt erst einmal Zeit für ein
ausgiebiges Frühstück. Gegen 10.00 Uhr bekommen wir einen Liegeplatz für die Nacht
zugewiesen.
Nach der Erkundung von Puerto Mogan entschließen wir uns zu einem Ausflug nach Maspalomas an die
Südspitze von Gran Canaria. Maspalomas gehört mit seinen berühmten Stränden zu den
besonderen Touristenattraktionen. Uns interessiert vor allem der Leuchtturm. Wir besteigen einen Bus
und auf geht es. Es ist beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit der Busfahrer die engen Kurven der
Küstenstrasse nimmt. Dies ist eindeutig der gefährlichste Teil unseres Segeltörns.
Mittags nehmen wir einen kleinen Imbiss in einem der Cafes am Strand zu uns. Danach geht es wieder mit
dem Bus in halsbrecherischer Geschwindigkeit zurück nach Puerto de Mogan. Am späten Nachmittag
wird das Beiboot für einen kleinen Badeausflug genutzt. Immerhin haben wir Wassertemperaturen von
22°C. Den Abend verbringen wir gemeinsam mit unseren Freunden von der Malena in einem Fischrestaurant.
26.02.2003
Heute geht es wieder zurück nach Santa Cruz de Teneriffa in den Heimathafen unserer Yachten. Als
krönenden Abschluss hat Achim für den letzten Tag eine Regatta geplant. Gesegelt wird nach
Yardstick. Die Regeln sind einfach - jede Yacht meldet die Startzeit, die Position um 14.00 Uhr und den
Zieldurchlauf an die El Mojo Picon. Die Startlinie ist nach Norden begrenzt und die Ziellinie nach
Süden. Marc hat im Vorfeld die Yardstickzahlen der teilnehmende Yachten besorgt und wird die
Auswertung vornehmen. Wir verholen uns unter Maschine soweit wie möglich nach Norden und gehen dann
unter Segeln über die Startlinie. Wir genießen wunderbares Segeln bei 4 bis 5 Bft.
Der gleichmäßige Nordost-Passat bringt uns in Rekordzeit nach Teneriffa. Kurz vor dem Ziel
müssen wir noch einmal richtig hoch an den Wind um die Ziellinie regelkonform zu überfahren.
Wir können es kaum glauben - nach errechneter Zeit haben wir mit unserer Boncho den ersten Platz
ersegelt. Wir freuen uns riesig über dieses tolle Ergebnis.
Für Abends haben Patricia und ihre Familie eine Good-Bye Party organisiert. Es gibt zahlreiche
Spezialitäten des Landes und natürlich frisch gezapftes Dorada Bier. Wir feiern noch bis
spät in die Nacht und stellen mit Bedauern fest, dass dieser tolle Segeltörn nun schon
wieder zu Ende ist. Eins ist sicher - die Charterweek Canary Islands 2005 ist bereits in
Planung !
Fazit: Auch die zweite Charterweek Canary Islands war ein tolles Erlebnis, hervorragend vorbereitet von
ECC Yacht Charter und
So Long Yachting. Zahlreiche Helfer und Sponsoren haben zum Gelingen der Veranstaltung
beigetragen. |
Wolf Ortlinghaus |
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Bilder-Galerie
Charterweek Canary Islands 2004 |

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