Dem wahrhaft abwechslungsreichen Bastia widmen wir den nächsten Tag und so verbringen
wir die meiste Zeit mit Erkundungen und Einkäufen. Tags darauf geht es trotz
Südwind gen Süden nach Solenzara. Aufgrund des etwas rauhen Seegangs fühlt sich
heute scheinbar nicht jeder an Bord wohl und so machen wir dann doch mittags schon
in Campoloro / Port de Taverna Zwischenstation. Die Marina liegt direkt an der
Schnellstraße von Bastia nach Bonifacio und bietet leider nichts Sehenswertes.
Die Marina neigt zur Versandung und auch heute wird wieder eifrig gebaggert.
Auch am nächsten Tag geht es wieder früh los. Es soll in einem Schlag zum Golf
von Porto Vecchio zu gehen. Die Distanz beträgt ca. 50 Seemeilen. Wie auch
tags zuvor, segeln wir an endlosen Sandstränden vor einem beeindrucken
Gebirgspanorama entlang. Am frühen Nachmittag laufen wir bei strahlendem
Sonnenschein in den Golf von Porto Vecchio ein. Wir sind alle begeistert von den
landschaftlich reizvollen Ufern des Golfs mit seinen zahlreichen Ankerplätzen.
Gegen 15.00 Uhr erreichen wir den Yachthafen von Porto Vecchio. Der Hafenmeister
weist uns einen Liegeplatz in einer mir recht eng erscheinenden Boxenreihe zu.
Es gibt so gut wie keinen Raum zum Manövrieren. Bei viel Wind dürften An- und
Ablegemanöver recht abenteuerlich werden.
Der nächste Tag wird ausgesprochen ruhig. Wir verlassen den Golf und ankern ca.
3,5 Seemeilen südlich davon vor dem Plage de Palombaggia. Hier verbringen wir
schöne Stunden mit Baden und Schlauchbootfahren. Nachmittags umsegeln wir noch
die Isles Cerbicales, ehe es wieder in den Yachthafen von Porto Vecchio geht.
Anse de Canelle, Badestrand und Fluss
Wir haben jetzt auf dieser Reise den für uns südlichsten Punkt erreicht und machen
uns wieder auf gen Norden nach Solenzara. Wir laufen bei WSW 5-6 aus. Als wir den
Golf verlassen, nimmt der Wind auf bis zu 7 Windstärken aus westlichen Richtungen zu.
Mit teilweise 8 Knoten Geschwindigkeit über Grund rauschen wir gen Norden. Leider
dauert das Vergnügen nicht lange und der Wind nimmt deutlich ab. 4 Seemeilen vor
Solenzara lassen wir in der Bucht Anse de Canelle den Anker fallen, um ausgiebig zu
baden. Anschließend nutzen wir unser Schlauchboot, um den Strand zu erkunden. Auf
dem Rückweg müssen wir dann eifrig paddeln, weil unser Außenboder keine Lust mehr
hat. Im Yachthafen von Solenzara wird an Bojen nach Anweisung des Hafenmeisters
festgemacht. Die Versorgungsmöglichkeiten sind ausgezeichnet. Im nahen Städtchen
gibt es zahlreiche Geschäfte und Restaurants.
Weiter geht es nach Norden wieder nach Bastia. Für heute abend sagt der Wetterbericht
zunehmende Winde mit Fallböen bis zu 10 Windstärken für die Region von Bastia voraus.
Wieder legen wir uns an eine Boje und mit dem Heck an die Môle Génois. Abends lockern
wir vorsorglich die Achterleinen und holen die Vorleine ordentlich dicht, damit
unser Heck schön weit von der Pier entfernt ist. Gegen 22.00 Uhr geht es dann
richtig los. Mit Böen von 8 bis 9 Windstärken wird es jetzt richtig unruhig im Hafen.
An Schlaf ist nicht zu denken. Als besonderer Höhepunkt läuft um Mitternacht noch
eine 25 Meter lange historische Regatta Yacht ein und legt sich vor Anker genau
neben uns. Wir sind jetzt zwischen zwei deutlich größeren Schiffen eingekeilt und
die Fender schreien bei jeder Windböe gequält auf.
Bei der unveränderten Wettervorhersage beschließen wir noch einen geruhsamen Tag in
Bastia zu verbringen. Die meisten Skipper haben offensichtlich die selbe Entscheidung
getroffen und so bleibt der Hafen recht voll. Wir können den Hafenmeister überreden
unsere "Tongo" aus der Umklammerung zu befreien. Mit seinem Motorboot verlegt er
kurzerhand alle Yachten um 1 bis 2 Meter so können sich alle Schiffe wieder frei
bewegen. Gott sei Dank! So verbringen wir trotz starken Wind und Schwell wieder eine
halbwegs erholsame Nacht.
Bastia, Blick auf die Altstadt
Morgens um 8 Uhr legen wir dann auch ab mit Kurs auf Elba. Gegen 10.00 Uhr kommt
ausgezeichneter Segelwind mit 3 bis 4 Windstärken aus SSO auf. Unterwegs üben wir
dann noch einen verloren gegangenen Fender wieder einzufangen. Da der Seegang
moderat ist, darf jeder ein paar Anläufe probieren.
Als Ziel haben wir uns bei der Windrichtung wieder Marciana Mariana ausgesucht.
Bevor wir dort einlaufen, ankern wir in der westlichsten Schönwetterbucht Cala
Sant'Andrea. Die See ist so ruhig, daß sich zahlreiche Badegäste mit ihren Tret-
und Schlauchbooten weit aufs Meer hinaus trauen. Bei der Ankunft in Marciana Marina
müssen wir feststellen, daß alle Liegeplätze mit Moorings bereits belegt sind. So
müssen wir diesmal unseren Anker einsetzen. Genau jetzt schlägt wieder mal Murphy
zu und der Gaszug bricht. Zum Glück ist Windstille und so können wir rückwärts mit
Leerlaufdrehzahl an die Mole fahren. Natürlich noch ohne Anker. Unser Nachbar,
der Skipper der Tramontana vom DHH, holt seinen Anker nochmal auf und nimmt uns
längsseits. Jetzt bringen wir gemeinsam unsere beiden Anker aus und dann geht es
erneut rückwärts an die Mole. Da kann man nur sagen "Herzlichen Dank"!
Tags darauf findet sich bei uns an Bord ein lustloster Mechaniker ein, der es dann
doch noch schafft, den Gaszug auszutauschen. Leider beschädigt er bei der Reparatur
das Gehäuse der Schaltung erheblich. Tongo bleibt auch nichts erspart. Mit
reichlich Verspätung geht es nun weiter Richtung Porto Ferraio. Auch heute wird
selbstverständlich der obligatorische Badestop eingelegt. Diesmal in der Bucht
Porticciolo, einem gerade mal für zwei Yachten geeigneter Einschnitt 3 Seemeilen
östlich von Marciana Marina. Auch am letzten Tag lassen wir kurz vor Porto Azzuro
noch mal unseren Anker fallen, um zum letzten Mal bei diesen Törn im Mittelmeer zu
baden. Nachmittags machen wir dann in Porto Azzuro fest. Schiff und Mannschaft sind
wohlauf und vor allem gut erholt. Abends genießen wir dann noch mal ausgiebig die
italienische Küche. Wir sind alle mit dem Erreichten rundum zufrieden. Dieses
fazinierende und teilweise anspruchsvolle Revier hat uns wirklich begeistert.
Navigation / Wetter:
An die Navigation werden keine besonderen Ansprüche gestellt. Die Ansteuerung der
meisten Häfen ist mit dem richtigen Kartenmaterial recht einfach. Vor Portoferraio ist
auf die häufig verkehrenden Fähren zu achten. Das Wetter kann sich gerade
rund um Korsika sehr kurzfristig ändern. Aus diesem Grund sollte dem Wetterbericht
besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Auf der Ostseite von Korsika sind hefte
Fallböen bei einer Westwindlage keine Seltenheit. Besonders zwischen Bastia und
Cap Corse sowie zwischen Porto Vecchio und Bonifacio kann es dadurch zuweilen
etwas ungemütlich werden.
Vercharter / Vermittler:
Unsere Sun Odyssey 34.2 Bj. 2000, war gepflegt und recht
vollständig ausgerüstet. Einzig eine Ankerleine für den Zweitanker war nicht
vorhanden. Der Vercharterer Sailor's Center Genua beeindruckte uns durch fehlende
Organisation. Die Übergabe verlief total unkoordiniert und es fühlte sich keiner
verantwortlich für das Schiff. Für die Rückgabe stand gar kein Mitarbeiter des
Vercharteres zur Verfügung. Schließlich mußten wir den Schlüssel dem hilfsbereiten
Hafenmeister übergeben. Der Stützpunkt von Sailor's Center in Porto Azzuro scheint
nur aus einigen wenigen Schiffen zu bestehen. Die Mitarbeiter reisen offensichtlich
jeweils für die Schiffsübergabe per Fähre an. Das erklärt die von uns festgestellten
Schwierigkeiten zumindest teilweise, ist aber für einen Kunden nicht akzeptabel.
Bericht und Bilder: Wolf Ortlinghaus
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