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Kompassrosen hießen seit etwa 1300 die in den Portolan-
und Plattkarten eingedruckten Richtungsrosen mit 360-Grad- oder
32-Strich-Einteilung. Sie dienten den Seefahrern des zuende gehenden
Mittelalters und der beginnenden Neuzeit für die Kursfindung.
Ausgehend von einer zentralen, gross gedruckten Kompassrose waren diese
Karten mit einem systematischen Liniennetz und zahlreichen Nebenrosen
bedeckt. Ein Meilenmaßstab und der an Bord neu eingeführte
Kompass halfen, die Entfernung zu den wichtigsten Zielorten zu errechnen.
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Der Atlantik mit Madeira
und den Kanarischen Inseln sowie die Küsten
Spaniens und Nordafrikas.
Ausschnitt aus dem Katalanischen Atlas 1375
von Abraham Cresques mit
dem von Kompassrosen ausgehenden Liniennetz. |
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In den romanischen Seefahrtsgebieten wurden die Kompassrosen auch
»Windrosen«
genannt, weil dort die Bezeichnungen für die Himmelsrichtungen
mit den vorherrschenden Windrichtungen identisch waren:
z. B.
Tramontana (N), Greco (NE),
Levante (E), Scirocco (SE),
Ostro (S), Libecco (SW),
Ponente (W), Maestro (NW).
Nach der Erfindung der Zylinderprojektion für winkelgetreue
Seekarten durch Gerhard Mercator (1512 – 1594) verschwanden
die oft kunstvoll gestalteten Kompassrosen nach und nach vom Kartenbild, sie waren
für die Navigation nicht mehr notwendig. |