Der geistige Urheber der weltweiten Entdeckungen im 15. Jahrhundert war der dritte Sohn
des Königs Johann I. von Portugal - der Infant Henrique, Heinrich, der Seefahrer.
Er hat in den Portugiesen geradezu eine Leidenschaft für kühne Entdeckungsreisen entfacht
und wenn als Auswirkung dieser Fahrten vom Mutterland ein großes überseeisches
Reich zufiel, ist dies Heinrich, dem Seefahrer zu verdanken. In Portugal wird sein
Andenken daher auch heute noch hoch in Ehren gehalten.
Heinrich rüstete fast jährlich Schiffe aus, um vor allem die Küsten und das Innere
Afrikas erforschen zu lassen. Seine Expeditionen entdeckten 1419 die Madeiragruppe im Westen
Afrikas, 700 km von der Küste Marokkos entfernt; 1434 das Kap Bojador, ein
westafrikanisches Vorgebirge gegenüber den Kanarischen Inseln, 1441 Kap Blanco,
1445 das Kap Verde, den westlichsten Punkt Afrikas
(Dakar), 1447 die Azoren, jene 630 km lange Inselgruppe, die 1380 km westlich vom
portugiesischen Festland aus dem Atlantik ragt, 1455 wurden die Kapverdischen Inseln mit
Ansiedlern besetzt und schließlich fand man das fruchtbare Senegambien, das Hinterland
vom Kap Verde, womit das alte Vorurteil zerstört wurde, dass diese Zone wegen ihres Klimas
unbewohnbar und für den Ackerbau unbrauchbar sei.
Nach dem Tode Heinrichs ließ der Eifer der Portugiesen nach, belebte sich jedoch
gegen Ende des Jahrhunderts wieder. Ein wichtiges Jahr war das Jahr 1487, in dem zwei Schiffe
des Bartolomeo Diaz, an der westafrikanischen Küste südwärts fahrend,
die Südspitze Afrikas erreichten und sie umfuhren. Das Sturmkap, wie es der Entdecker
nannte, wurde nachher in Kap der Guten Hoffnung umgetauft, aber es wurde erst zehn Jahre
später wieder erreicht: von Vasco da Gama, als er mit drei Schiffen um das Kap der
Guten Hoffnung in östlicher Richtung fuhr und im Mai 1498 die Stadt Kalikut an der
Malabarküste erreichte (Südwestspitze Indiens). Damit war der lange gesuchte Seeweg nach
Ostindien gefunden. Die ungeheueren Gewinn abwerfenden Gewürzladungen von den neugefundenen
Küsten konnten beginnen. |