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interessante Seefahrt
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Harrison's H 4
Harrisons Uhren
der lange Weg zur richtigen Länge (Longitude)
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Das Prinzip der Ermittlung der geographischen Länge war schon 1474
postuliert worden. Der deutsche Astronom Regiomontanus hatte
in jenem Jahr darauf hingewiesen, daß, da die Erde sich in 24 Stunden
um 360° oder in einer Stunde um 15° dreht, ein Seefahrer, der
sowohl die Ortszeit als auch die Zeit an seinem Heimathafen kennt, die
Anzahl der Grade, die er nach Westen vorangekommen ist, errechnen könne,
indem er den Zeitunterschied in Stunden mit 15 multipliziere.
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Das Prinzip der Ermittlung der geographischen Länge war schon 1474 postuliert
worden. Der deutsche Astronom Regiomontanus hatte in jenem Jahr
darauf hingewiesen, daß, da die Erde sich in 24 Stunden um 360° oder in einer
Stunde um 15° dreht, ein Seefahrer, der sowohl die Ortszeit als auch die Zeit an
seinem Heimathafen kennt, die Anzahl der Grade, die er nach Westen vorangekommen ist,
errechnen könne, indem er den Zeitunterschied in Stunden mit 15 multipliziere.
Die Ortszeit konnten die Seefahrer ohne weiteres durch Messen der Höhe von
Sonne oder Sternen über dem Horizont mit Hilfe optischer Instrumente
feststellen. Schwieriger war es, immer genau zu wissen, wie spät es gerade
im Heimathafen war. Dafür hätte man natürlich eine Uhr nehmen können. Doch
leider ging auf längeren Fahrten infolge der Schiffsbewegungen (unterschiedliche
Perpendikelausschläge) oder der Temperaturschwankungen (das Metall des
Uhrwerks dehnt sich oder zieht sich zusammen) jede Uhr allmählich falsch.
Anfang des 18. Jahrhunderts kam das britische Parlament zu der Erkenntnis,
die Seefahrt über große Entfernungen sei eine so wichtige
Angelegenheit, daß es die fürstliche Summe von 20.000 Pfund
- ein Vermögen, das einem Briten ein angenehmes Leben bis ans Ende
seiner Tage gewährleistete (ein Arbeiter verdiente gerade 10 Pfund im
Jahr) - demjenigen als Prämie zusicherte, der das Längenproblem
löste. Die Belohnung, über deren Vergabe ein Gremium von Fachleuten,
der sogenannte Board of Longitude, zu entscheiden hatte, fand fast ein halbes
Jahrhundert keine Abnehmer - aber nicht, weil sich niemand dafür
interessiert hätte. Vielmehr hatte sich das ganze Land mit dem
komplizierten Längenproblem beschäftigt.
Im Jahre 1752 entwickelte der deutsche Astronom Tobias Mayer einen
Satz von Mondtafeln zur Berechnung der Länge ausschließlich
durch optische Beobachtungen. Bei der neuen Methode mußten
extrem genaue Messungen des Winkels zwischen den Peilungen zum Mond
und einem der Fixsterne vorgenommen werden. Anhand umfangreicher
Tabellen, in denen dieser Winkel für einen Bezugsort und für
jede Stunde des Mondjahres angegeben waren, konnte der Seefahrer
recht genau errechnen, wie spät es zum Zeitpunkt seiner Beobachtung
dort war. Durch den Vergleich mit der Ortszeit auf dem Schiff - die sich
wiederum unschwer ermitteln ließ, indem man eine Gestirnshöhe
mit dem Sextanten maß und den Winkel anhand des Almanachs verglich
- konnte man die geographische Länge des Schiffes bestimmen. |
Der französische Astronom und Navigator Veron benutzte diese Tafeln
1766 an Bord von Louis Antoine de Bougainvilles Boudeuse, und Cook
selbst errechnete die Länge auf seiner ersten Pazifikfahrt ebenfalls
nach diesem System. Aber diese Methode war so umständlich, daß
selbst ein ausgebildeter Mathematiker vier Stunden brauchte, um eine
Länge zu bestimmen. Die meisten Kapitäne hatten weder Zeit noch
die Kenntnisse, sich mit dem Messen der Mondwinkel abzugeben, und deshalb
lehnte der britische Board of Longitude es schließlich ab, die vom
Parlament ausgesetzte Belohnung für diese Entwicklung zu vergeben.
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Harrison's H 1
die erste seetaugliche Uhr |
Das Genie, das eine wirklich praktische Methode der Errechnung
zurückgelegter Ost-West-Entfernungen entwickelte, war der
Uhrmacher und frühere Tischler John Harrison, der bei einem
Besuch seines Onkels in London von dem Preis erfuhr. Er beschloß
1714 im Alter von 21 Jahren die Lösung des Problems zu seiner
Lebensaufgabe zu machen. Nach 45 Jahren hatte er die Lösung
gefunden, und diese war von geradezu genialer Einfachheit. Sie bestand
in einer den Gang regelnden Unruhe aus Stahl und Messing. Da sich
diese Metalle in unterschiedlichem Ausmaß bei Hitze ausdehnen
und bei Kälte zusammenziehen, und zwar so, daß sich die
Bewegungen gegenseitig aufheben, hatten Temperaturschwankungen
keinen Einfluß mehr auf die Ganggenauigkeit der Uhr.
Im Jahre 1759 legte Harrison stolz seine Erfindung, die H4,
dem Board of Longitude vor, der sie auf einer Reise nach Barbados im
Jahre 1764 erfolgreich testete. Die Uhr erbrachte gleichgute Ergebnisse
wie 2 Jahre zuvor in Jamaika. Bei der Rückkehr nach England zeigte
der vierte time-keeper von Harrison eine Uhrzeit mit weniger als
einer Zehntelsekunde Differenz pro Tag an.
Zu Harrisons Enttäuschung war das Parlament jetzt nicht mehr so
freigebig. Das Board of Longitude hatte nämlich vor allem an der
Arbeit Harrisons auszusetzen, daß die H4 keinen großen
praktischen Wert hätte, weil sie einzigartig war, also nicht jedes
Schiff damit ausgerüstet werden könne. So beauftragte man
zum Gegenbeweis den Londoner Uhrmacher Kendall, eine exakte Kopie der
H4 herzustellen, eben jene K1.
Keinem geringeren als James Cook wurden auf seiner zweiten und dritten
Weltreise die K1 anvertraut, so daß die Entdeckung einer
Vielzahl von Inseln (darunter Hawaii) und deren Wiederauffinden letztlich
John Harrison und seinem Sohn zu verdanken sind. Entsprechende Dankbarkeit
klingt aus Cooks Worten, wenn er von der K1 als "der treuen Freundin" und
der "unfehlbaren Führerin" spricht.
Es dauerte schließlich 14 Jahre, bis Harrison die ganzen 20.000 Pfund
kassieren konnte. Sogar König Georg III. schaltete sich in dieses
grausame Spiel mit dem fast gebrochenen Manne ein, und er verwandte sich
leidenschaftlich für Harrison und gegen sein eigenes Parlament. |
Observatorium Greenwich
" Wo die Zeit beginnt ".
Wenn der Ball fällt, wie hier auf dem Bild,
ist es genau 1 Uhr mittags.
Der Vorgang ist bis London zu sehen. |
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