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interessante Seefahrt
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Die Sage vom fliegenden Holländer (1841)
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Der fliegende Holländer, ein "leibhaftiger" Holländer, hieß
Bernard Fokke und lebte zu Anfang des 17. Jahrhunderts.
Er war ein unternehmender Seemann, der, ohne sich an Wind und Wetter zu kehren,
immer mit vollen Segeln durchfuhr. Er hatte eiserne Stangen auf den Masten,
damit diese bei starkem Winde nicht über Bord wehen konnten, und legte bereits
damals die Reise von Batavia nach Holland in 90 Tagen zurück, die Hin- und
Rückreise machte er innerhalb von acht Monaten. Zu seiner Zeit kannten die
Schiffer den Weg nach Ostindien und die auf dem Weltmeer herrschenden Winde
und Strömungen noch nicht so genau. Sobald der Abend zu dunkeln anfing, zog der
vorsichtige Steuermann noch die Segel ein. Eine gewöhnlichen Reise von Holland
nach Java wurde auf das doppelte von Fokkes Fahrten geschätzt.
Zu jener Zeit kann es nicht befremden, daß so unglaublich schnelle Reisen, wie
die vom Schiffer Fokke, übernatürlichen Ursachen zugeschrieben wurden. Die einen
nannten ihn einen Zauberer. Andere sprachen von einem Bund mit dem Bösen und
dergleichen. Dieser Glaube wurde noch gestärkt durch Fokke's ganz ungewöhnliche
Größe und Körperkraft, durch ein höchst abschreckendes Äußere und ein rohes
zurückstoßendes Benehmen, so wie seine Gewohnheit, bei den geringsten
Hindernissen fürchterlich zu fluchen. |
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Als er nun zum letzten Mal den Hafen verlassen hatte und man nichts mehr von
ihm hörte, so hieß es: er sey des Teufels Beute geworden, welcher ihn zur Strafe
für seine Sünden verurteilt habe, auf ewig mit seinem Schiffe zwischen dem Cap
der guten Hoffnung und der Südspitze von Amerika herumzukreuzen, ohne jemals
einen Hafen besuchen zu dürfen. |
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Von diesem irrenden Schiffe wußten im vorigen Jahrhundert fast alle Seefahrer
der indischen Meere zu erzählen. Mancher Schiffer war des Nachts von dem
verzauberten höllischen Schiff angerufen worden und hatte es deutlich gesehen;
die Mannschaft am Bord desselben bestand nur aus dem Capitain, dem Bootsmann,
dem Koch und einem einzigen Matrosen, alle steinalt und mit langen Bärten.
Jede an sie gerichtete Frage blieb unbeantwortet, indem sie zur Folge hatte,
daß das Schiff augenblicklich verschwand.
Bisweilen wurde das Gespensterschiff auch am Tage gesehen und öfters hatten
Waghälse sich erkühnt, mit einer Schaluppe an Bord desselben zu gehen; allein
sobald sie es erreicht hatten, entschwand es wieder den Blicken.
Das Andenken des Schiffes Fokke wurde lange nach seinem Verschwinden durch
eine eherne Bildsäule bewahrt, welche ihm auf der Insel Kuiper errichtet wurde,
an einer Stelle, wo sie von allen Schiffen, welche von der Rhede von Batavia
segelten, ins Auge fallen mußte. Dieses Monument wurde von den Engländern, als
sie im Jahre 1811 Java erobert hatten, von der Kuiperinsel weggenommen. |
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