SKU,   Segelkameradschaft Unterbacher See e.V.,  Duesseldorf
Fahrtensegeln:    SKS Schulungs- und Prüfungstörn 2009
 

 
03.04.  -  10.04.2009
 
   Lelystad Haven
 -   Volendam
   -   Den Helder
     -   Oudeschild
       -   Stavoren
         -   Enkhuizen
           -   Urk
             -   Flevo Marina
 -   und  zurück
 
 
Bavaria 40
'Katharina M.' - Bavaria 40
(Foto:  Isabella Faßbender)
 

Törnbericht
von Johannes Schütz 
 

Freitag, 03.04.2009
Endlich ist es soweit. Nach vielen Stunden Theorie soll es nun heute losgehen und die praktische Ausbildung zum SKS-Schein beginnen. Unser Törn beginnt in Lelystad. Um 16.00 Uhr kann es losgehen. Wolf erklärt uns die vielen Einrichtungen an Bord. Fragen über Fragen. Wo sind die Seeventile? Wo sind die Feuerlöscher? Wie wird das Gas abgestellt? Nach der Sicherheitseinweisung werfen wir die Leinen los und nehmen Kurs auf Volendam. Doch auf dem letzten Stück lässt uns der Wind im Stich und die Sicht wird diesig. Also werfen wir den Motor an und kurz nach 20.00 Uhr erreichen wir Volendam. Im Stadthafen findet ein großes Treffen von Plattbodenschiffen statt. Ein sehr schöner Anblick, nur leider kein Platz für uns. So fahren wir in die Marina von Volendam. Unser erster Segeltag geht zu Ende. Nach dem Abendbrot fallen alle zufrieden in die Kojen.
 
Einfahrt Volendam

Einfahrt nach Volendam - es schein sehr voll zu sein  
(Foto: Isabella Faßbender)
 

Samstag, 04.04.2009
Am nächsten Tag stehen wir früh auf. denn wir haben viel vor. Von Volendam wollen wir durch den Nordseekanal segeln, vorbei an Amsterdam zur Marina in Ijmuiden. Das sind 35-40 Seemeilen. Bei gutem Segelwetter (Windstärke 3-4) erreichen wir um kurz vor 12.00 Uhr den Kanal. Ab jetzt geht es unter Motor weiter. Der viele Verkehr ist zunächst ungewohnt, aber nach kurzer Zeit geht es gut voran. Wir sind auf dem Kanal mit dem kleinsten Schiff unterwegs. Nach vier Stunden Motorfahrt erreichen wir um 16.15 Uhr den Vorhafen von Ijmuiden.
Der Wetterbericht für den nächsten Tag ist nicht gut. Es soll kaum noch Wind geben (Windstärke 2-3 maximal). Bei diesem Wind wird die nächste geplante Etappe von Ijmiuden nach Texel lange dauern. Da wir unterwegs keinen Hafen für einen Zwischenstopp haben, können wir die Etappe auch nicht verkürzen.
Wir entschließen uns den Wind möglichst gut zu nutzen und setzen die Fahrt bei Windstärke 4 nach Texel fort. Um 20.00 Uhr schläft der Wind ein und wir bergen die Segel. Isabella und Cordula gehen unter Deck und kochen Gnocchi mit Tomatensauce. Leider verdirbt der Seegang einigen den Appetit. Kurz nach Einbruch der Nacht erreichen wir die erste Ansteuerungstonne des Fahrwassers nach Den Helder. Diesem gut betonnten Fahrwasser folgen wir nun unter Motor. Um kurz vor 24.00 Uhr ist ein langer Segeltag zu Ende. Wir fahren nicht mehr bis Texel, sondern legen in Den Helder an. Auf der Logge stehen 88 Seemeilen. Ohne viele Worte fallen alle in die Kojen.
Leider hatte an diesem Tag ein anderer Skipper nicht so viel Glück. Er ist vor der Küste in Seenot geraten. Wir verfolgen eine Zeit lang die Gespräche der Coast-Guard mit dem Skipper. Am nächsten Tag konnten wir dann im vereinseigenen Navtex-Gerät unter Warnungen sehen, dass sein Schiff auf See vor Anker lag. Die Coast-Guard hatte ihn noch in der Nacht vom Schiff geborgen.
 
kurz vor Durgerdam

Kurz vor Durgerdam - jetzt geht es in den Nordseekanal" 
(Wolf Ortlinghaus)
 

Sonntag, 05.04.2009
Heute haben wir etwas länger geschlafen. Doch um 8.00 Uhr wird es langsam unruhig im Schiff, passend zum Wetterbericht. Die Sonne lacht vom Himmel und nur noch einige Fetzen Frühnebel liegen auf dem Wasser. Allerdings ist es Windstill. Gut das wir gestern bis Den Helder gefahren sind. Nach einem guten Frühstück legen wir gegen 10.00 Uhr ab und fahren hinaus auf's Wattenmeer. Heute sollen die ersten Übungsstunden stattfinden. Die neue Markierungboje des Vereins wird auf den Namen "Harvey" getauft und immer wieder aus Seenot gerettet.
Nach gut einer Stunde geht es zurück in den Hafen. Hier üben wir nun das Anlegen am Steg. Bestes "Hafenkino" für die Crews auf den Nachbarschiffen. Die Übungen tun uns gut. Wir werden vertraut mit dem Boot. Und immer öfter tut das Boot was wir wollen. Wir bleiben zum Mittagessen im Hafen. Gegen 15.00 Uhr legen wir dann in Richtung Texel ab. Nahe der Hafenausfahrt über wir dann noch das Ankern. Wolf erklärt auch dieses Manöver ausführlich.
Die weitere Überfahrt nach Texel ist sehr angenehm. Bei wenig Wind erreichen wir um 17.00 Uhr Texel. Wir beeilen uns von Bord zu kommen, denn wir wollen noch Fisch kaufen. Aber wir sind zu spät dran. So bleibt uns nur die Fischbude direkt am Hafen, wo wir es uns schmecken lassen. Frischer Fisch ist eben doch etwas Besonderes.

 
Texelfähre
Texelfähre bei spiegelglatter Nordsee  
(Foto:  Wolf Ortlinghaus)  
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Montag, 06.04.2009
Isabella geht direkt nach dem Frühstück an Land, um Fisch zu kaufen. Das Personal ist erstaunt, dass jemand schon so früh Fisch kaufen will. Isabella kommt mit 3kg frischem Dorsch zurück an Bord.
Wir legen ab und üben wieder im Wattenmeer. Harvey fällt wieder über Bord und wir nehmen ihn unter Segel wieder auf. Dann zeigt uns Wolf das Beiliegen. Gegen 13.00 Uhr nehmen wir mit auflaufendem Wasser Kurs auf Kornwerderzand. Um 17.00 Uhr sind wir wieder im Ijsselmeer und nehmen Kurs auf Stavoren. Um kurz vor 20.00 Uhr haben wir den Stadthafen erreicht. Es ist im Gegensatz zur Hauptsaison leer im Hafen und wir können direkt an der Hafenmauer anlegen. Nach einem gemütlichen Anleger im Hafencafe kehren wir zurück an Bord und der Fisch wandert in die Pfanne. Was für ein Genuss.
 
Harvey und der Fischtrawler

"Harvey" und der Fischtrawler   (Foto: Wolf Ortlinghaus) 

Dienstag, 07.04.2009
Am Vorabend sind zwei weitere Boote von einem SKS-Prüfungstörn im Hafen Stavoren eingelaufen. Wir starten mit Hafenmanövern. Nach zwei Stunden haben alle an Bord genug geübt und wir nehmen Kurs auf das Ijsselmeer. Bei mäßigem Wind und geringem Wellengang üben wir in der Nähe von Stavoren erneut "Mann über Bord". Nach dem ausgiebigen Üben steuern wir Enkhuizen an. Um kurz nach 14.00 Uhr haben wir im Companie-Hafen festgemacht. Nachdem wir uns an einer Fischbude gestärkt haben, gehts noch einmal auf's Ijsselmeer. Wie nicht anders zu erwarten war, fällt unser Harvey immer wieder ins Wasser. Um 20.00 Uhr fahren wir zurück nach Enkhuizen. Bei den ganzen Übungen sind wir weit von Enkhuizen abgetrieben worden und die Dunkelheit bricht herein. So haben wir zum zweiten Mal die Gelegenheit zu einer Nachtansteuerung. Unter den vielen Lichtern von Enkhuizen machen wir schnell das Richtfeuer aus und sind nach einer Stunde gegen 21.00 Uhr wieder im Hafen.
 
Mittagspause

verdiente Mittagspause   (Isabella Faßbender) 

 
Mittwoch, 08.04.2009
Über Nacht hat es heftig gestürmt und für den Vormittag ist Windstärke 4-5 in Böen 6 angesagt. Am Nachmittag soll der Wind dann abnehmen. Um 9.30 Uhr legen wir ab. Wir setzen im Vorhafen das Großsegel mit dem zweiten Reff und die Fock rollen wir nur knapp zur Hälfte aus. So geht es wieder raus auf Ijsselmeer. Heute ist das Segeln ganz anderes: Bei einer Welle von ca. einem halben Meter fängt das Boot schnell an zu gieren. Das Kurshalten ist nun viel schwieriger. Zudem hat sich der Wetterbericht geirrt. Es gibt Böen der Windstärke 7. Wie nicht anders zu erwarten ist, fällt Harvey wieder von Bord. Nur mit Mühe sind wir in der Lage, die Boje im Auge zu behalten und manchmal sind wir froh, dass der kleine orangefarbende Wimpel aus dem Wellental wieder auftaucht. Auch der Aufschießer ist schwieriger. Die Wellen und der Gegenwind stoppen die Fahrt sehr schnell. Nach einiger Zeit gelingen jedoch auch diese Manöver. Leider ist bei einem dieser Manöver auch der erste Verlust zu beklagen. Cordula will gerade Harvey an Bord nehmen als die schlagenden Schoten der Fock sie am Kopf treffen. Ihr passiert zum Glück nichts, aber die Brille von Cordula liegt nun im Ijsselmeer.
Gegen Mittag lässt der Wind ein wenig nach und wir machen uns auf nach Urk. Dort legen wir um kurz von 14.00 Uhr an. Wir speisen hervorragend in einem Fischrestaurant und erholen uns von der rauhen See. Punkt 16.00 Uhr sind wir wieder unterwegs. Der Törn nähert sich dem Ende. Um 19.30 Uhr liegen wir am Steg der Flevo Marina. Wir haben bisher schon viel gelernt. Da wir noch einen Tag bis zur Prüfung haben, überlegen wir gemeinsam welche Dinge wir morgen noch üben wollen und welche Fragen zu klären sind.
 
Compagnie-Haven Enkhuizen

Compagnie-Haven Enkhuizen - Blick auf das Zuiderzeemuseum  
(Isabella Faßbender)
 

Donnerstag, 09.04.2009
Das Wetter ist sehr diesig und wir haben nur Windstärke 2. Auf dem Weg zur Schleuse ins Markermeer sind die Schifffahrtszeichen zum Teil nur schemenhaft im Dunst zu erkennen. Dank Kartenplotter ist die Ansteuerung der Schleuse kein Problem. Davor müssen wir nicht lange warten und so sind wir schon um 10.40 Uhr im Hafen von Lelystad. Dort üben wir dann wieder "Mann über Bord", diesmal unter Motor. Im Hafen steht das Anlegen am Steg auf dem Programm. Da die anderen SKS-Prüfungsboote noch nicht im Hafen sind, haben wir das Hafenbecken für uns allein.
Nach den Anlegemanövern fahren wir nochmal auf das Markermeer hinaus. Auf einem Vorwind-Kurs üben wir das Setzen eines "Bullenstander" und das Fahren von Vollkreisen bei mäßigem Wind. Im Hafen üben wir noch das Längsseitsgehen an der großen Hafenmauer und am Meldesteiger. Da der Wind aus auf den Meldesteiger treibt, ist dies gar nicht so einfach. Wolf zeigt uns dann wie man gut vom Steg mit Hilfe von Vorspring und Achterleine ablegen kann. Als wir wieder in der Box liegen, hat niemand mehr Lust, sich mit Prüfungsthemen zu beschäftigen. Vom Deck können wir nun die anderen SKS-Prüflinge beobachten, wie sie das Anlegen im Hafen üben. Wir genießen das Hafenkino und sind froh, dass wir in Ruhe am Morgen geübt haben. Nach einem guten Abendessen geht der letzte Übungstag langsam zu Ende.
 
Houtribschleuse

Houtribschleuse bei diesigem Wetter - wir fahren gleich in die linke Kammer  
(Isabella Faßbender)
 

Freitag, 10.04.2009 - Prüfungstag
Heute sind alle schnell aus dem Schlafsack. Das Schiff wird segelklar gemacht und für den Prüfer ein Kaffee gekocht. Pünktlich um 9.00 Uhr kommt der Prüfer an Bord. Nach kurzem Handschlag legt Cordula aus der Box ab. Es folgen nun reihum die Manöver. Wir holen unseren "Harvey" immer wieder aus dem Wasser. Unser Prüfer findet es lästig, dass wir so einen unvorsichtigen Mitsegler haben. Wir versichern ihm jedoch, dass Harvey ansonsten sehr pflegeleicht ist und vor allen Dingen kein Bier trinkt. Nach knapp drei Stunden ist die Prüfung vorbei und ich darf als krönenden Abschluss unsere Bavaria 40 wieder in der Box anlegen. Der Prüfer freut sich nun mitteilen zu dürfen, dass wir alle bestanden haben. Isabella zaubert aus den Vorräten eine kühle Flasche Sekt hervor. Tom hat die Flasche sofort an sich genommen und kräftig geschüttelt. Schließlich sollte die Prüfung wie in der Formel-1 gefeiert werden.
Wolf und Isabella haben uns für den Rest des Tages über das Ijsselmeer geschippert. Mit etwas Wehmut sind wir bei dem schönen Wetter von Bord gegangen.

 
Das Team - Crew und Schiff
      Das Team  -  Crew und Schiff    (Foto:  Klaus Schräpfer)

Wir haben mit Wolf einen erfahren Skipper gehabt. Er hat uns viel Wissen vermittelt, war stets ein ruhender Pol und hatte das Vertrauen, dass wir die gestellten Aufgaben mit der nötigen Sorgfalt angehen. Ich denke, wir konnten keine bessere Wahl treffen.
Wir haben in der Woche 293 Seemeilen zurückgelegt. Damit wurde das Klassenziel von 300 Seemeilen für die SKS-Ausbildung denkbar knapp verfehlt. Die Ausbildung in einem Segelverein bei sehr engagierten Seglern ist eben doch etwas Besonderes. Das gilt auch für den Theorie-Unterricht, an den wir gerne zurück denken.
 
Sonne über Volendam

    Abendsonne nach einem erfolgreichen Törn   (Foto:  Isabella Faßbender)  
 
©  2009  Johannes Schütz
 

 
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