Fahrtensegeln:  
Das erste Mal - Müritztörn 2005
 

 
  September 2005
 
  Röbel
   - Waren
    - Sietow
     - Ludorf 
 
 
SY  'ALEX'  - Sun 20 
 
 

 
Törn-Bericht
von Michael Köhler

Wir, dass sind Renate und ich, wollen uns in dem wunderschönen Spätsommer 2005 hinaus auf die Müritz wagen – dem größten Deutschen Binnensee. Da wir eine weite Anreise haben, bleiben wir in der ersten Nacht in Lindow, in dem sehr schönen Hotel „Klosterblick“ und fahren am nächsten Tag die letzten Kilometer nach Röbel, wo wir unser Schiff die „Alex“ eine Sun 20 in Empfang nehmen. 

Neben unserer Alex liegt die 26 Fuss Yacht Monami vom gleichen Vercharterer und uns kommen leise Zweifel ob nicht ein etwas größeres Boot doch die bessere Wahl gewesen wäre. Aber mein Blümchen bewart Tapfer die Fassung und meint es wird schon gehen – auch weil die Monami bereits verchartert ist.

Die Einweisung ist freundlich, knapp und beschränkt sich auf das absolut notwendige. Das ein oder andere Detail hätte sicher nicht geschadet. Insbesondere Revier Informationen mit kritischen Stellen hätten sicher nicht nur uns geholfen, aber dazu später noch mehr. Über das Einweisen und Verstauen unserer Gepäckstücke ist es Mittag geworden. Mit leerem  Magen segelt es sich nicht gut und Renate weiß um meine schlechte Laune wenn ich Hunger haben. Also auf nach Röbel … mit dem Auto. Direkt am Hafen ist auf einem kleinen Schiff ein Verkaufsstand mit leckerem Fisch. Dann aber zurück und Leinen los. Wir wollen heute nach Süd-Osten in die Marina Classee.

Bis zur eigentlichen Müritz ist es einige wenige Kilometer. Noch ein wenig zaghaft kreuzen wir mit unserem uns noch unbekannten Boot langsam auf. Schon ein Unterschied ob man, wie wir die letzten Jahre, nur Jollen segelt oder eine, wenn auch „nur“ 20 Fuss lange, Yacht. Das Vorsorglich eingebundene Reff (über Reffleinen sehr einfach) ist genauso schnell wieder draußen da unnötig.

Ich bin noch sehr angespannt und etwas aufgeregt aber langsam im „freien“ Seeraum legt sich die Anspannung und ich genieße das Segeln. Renate legt sich einstweilen erst einmal zum Schlafen und genießt unsere großzügige Liegewiese.

Wir steuern die Marina Classee an und nehmen eine der jetzt zahlreichen Boxen. Man sollte nicht sofort die erste Reihe nehmen, da hier die Hausboote für neue Chartergäste bereitgestellt werden und es mitunter zugeht wie in einem Wespennest.

 

 
                    Morgenstimmung in Classee

Unser Boot ist im Hafen gewöhnungsbedürftig. Der Außenborder ist fest montiert und hilft nicht beim Steuern. Also reagiert das ganze Schiff sehr träge und erst mit einiger Fahrt. Keine optimale Lösung in meinen Augen.

Renate übernimmt den Hafenkapitän der hier auch eine Frau ist. Die Sanitäranlagen sind hier ganz OK. Um es vorwegzunehmen, wirklich schlimme Erlebnisse hatten wir auf der ganzen Reise nicht. Mal war es etwas sauberer bzw. die Anlagen einfach moderner, dafür hatten andere Anlagen andere Vorteile – Die beste Dusche (Reichlich und richtig heißes Wasser) gab es z.B. in Sietow – die war aber nicht einer der neusten. Also Badelatschen an und los…

Nach einem gemütlichen Wein als Aperitif geht es in das „Captains Inn“.

Unser Urteil ist etwas zwiespältig. Es ist – so weit wir beurteilen können – das einzige Restaurant in der Nähe. Ich gebe zu, dass eine Sprechende Speisekarte namens Antje (die sehr schnell und etwas undeutlich gesprochen hat) nicht wirklich unser Ding ist. Die Auswahl an Speisen ist sehr beschränkt (Fisch oder Fleisch oder beides zusammen – wohlgemerkt EIN Fisch Gericht und EIN Fleisch Gericht). Das Essen war sicher sehr Lecker – bei dem Preis (Hauptspeise 13 und 15 Euro) muss das aber auch so sein. Das ich ein Stück Alu im Salat hatte, könnte ein Ausrutscher gewesen sein. Auch sind wir ca. 10 – 12 gefragt worden ob den auch alles in Ordnung wäre – auch das war nicht wirklich angenehm.

Wir haben dann noch ungefragt zwei Espresso an den Tisch gebracht bekommen. Auf den Hinweis das ich keinen Espresso trinke, ist Renate dann gefragt worden ob Sie zwei (!) haben möchte. Super Service. Dass der Espresso dann auch noch auf der Rechnung stand wundert dann nicht mehr weiter. Mit einem verspäteten Sundowner geht der Tag dann schließlich zu Ende.

Frühstück machen auf einer Sun 20 ist schon etwas mühsam. Wir haben den Spirituskocher in die Pflicht geholt und ich scheue keine Mühe und mache uns sogar Spiegeleier mit Speck.

Um 11:00 Uhr legen wir dann ab und Segeln mit zunehmend schwächer werdendem Wind doch nicht nach Waren – unser eigentlichem Ziel heute. Also laufen wir unter AB-Fock nach Rechlin. Nach dem man der Betonnung gefolgt ist, fährt man von links kommend einmal am Hafen vorbei um am Ende der Mole diese zu Runden. Gast-Liegeplätze sind in der ersten Reihe nach dem Wellenbrecher.

Rechlin ist ein netter, nicht wirklich aufregender, kleiner Ort mit allem was man so braucht. Ein Drogerie- und Supermarkt (mit Bäcker) und div. Gaststätten sorgen für genügend Möglichkeiten Geld auszugeben.

Wir können das Hafen Restaurant „Spinnaker“ empfehlen. Nicht nur das es hier Köstrizer gibt (mögen wir beide sehr gerne) auch ist das Speisenangebot sehr lecker und preiswert. Hering und Brathering mit Bratkartoffel und Salat zu je 7,5 Euro. Es gibt sogar gedruckte Speisekarten (!). Die Bedienung ist freundlich und professionell.


                    Mastverleih in Abendstimmung in Rechlin

 Am nächsten Morgen wollen wir nun endlich unser „großes“ Ziel Waren anpeilen. Bei langsam auffrischendem Wind Segeln wir gemütlich über die Müritz.

Am Wind segelt die Sun20 recht gut. Aber egal wie wir die bescheidenen Trimm Möglichkeiten nutzen, ist eine doch recht ausgeprägte Luvgierigkeit vorhanden.

Bei ca. 3 Beaufort machen wir rund 4 Knoten und so kommt Waren langsam näher. Waren die größte und nördlichste Stadt an der Müritz lockt mit seiner schönen Altstadt und zahlreichen Geschäften zum Shopen und verweilen.

Aber davor müssen wir noch den Anlegeklassiker: „Anlegen in vollbesetzten Stadthafen mit jeder Menge Publikum“ Vermasseln. Renate geht beim Anlege Manöver über Bord und testet die Automatik Weste. Nicht schön, nicht ungefährlich aber noch mal Glück gehabt, es ist kein Kratzer an meine hübsche Mitseglerin gekommen.

Der Hafen von Waren

Damit wären wir bei dem ersten Kritikpunkt an unserem Vercharterer, beide an Bord befindlichen Westen waren nicht regelmäßig geprüft und gewartet worden. Das sollte heutzutage sicherlich nicht mehr sein.

Waren ist eine wunderschöne gut restaurierte Stadt mit eigenem Charme. Wir haben auch ein sehr gutes Fischrestaurant entdeckt: Das Fischerhaus. Etwas versteckt in einem Hinterhof gelegen in der Nähe des Markplatzes. In der direkten Nähe ist ein Postamt und damit auch wieder leicht zu finden.

Am nächsten Morgen wollen wir uns ein Frühstück in der Stadt gönnen. Oben am Markt ist ein Kaffee mit Sonne und Tischen drausen aber etwas unruhig. Ca. 200 Meter links (vom Hafen aus gesehen) ist das Restaurant „Alt Waren“ sehr preiswert, üppig und lecker. Die „gefühlten“ Preise sind doch angenehm niedrig.

Wir vertrödeln noch den Vormittag in Waren und machen uns erst um 14 Uhr auf.  Eigentlich wollen wir nur bis nach Klink, aber der Wind weht so schön Kräftig aus Süd das wir bis nach Sietow durchfahren. Mit dem Segelboot sollte man auf ein nicht bezeichnetes Flach rechts neben dem Hafen achten! Die grünen Tonnen also sehr großzügig an Steuerbord lassen und in einem großen Bogen in den Hafen einfahren.

Klink

Die Gastliegeplätze sind wiederum direkt hinter dem Wellenbrecher. In Sietow liegen wir mit vier (!) anderen Booten in sehr wohltuender Stille. Das Dorf ist klein und nett. Eine Kirche – die von Innen sehr einfach ist -  und eine Reihe von Restaurants direkt am Hafen.

Nach unserem Dorfspaziergang entscheiden wir uns für die Fischräucherrei „Am Seeberg“. Eine gute Wahl! Räucherfisch, Krautsalat und frisches Brot zwischen 6,50 und 8 Euro – sehr lecker.

Die Fischräucherei

Auch zu empfehlen ist das „Hafenrestaurant“ etwas rustikal – eher auch ein Imbiss - in einem Container untergebracht (nebenan ist auch der Hafenmeister) aber mit tollem Blick auf den Hafen und sehr preiswert (Backfisch mit Kartoffelsalat 3,50 - lecker und gut; Bier 1,- Euro; Weizen 2 Euro) Da will man nicht mehr selbst kochen!!!

Nach einer ruhigen Nacht lassen wir es ruhig angehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück – Renate war sogar Joggen – lassen wir das Boot im Hafen und gehen Richtung Kirche zu dem Hotel am Ort das auch einen Fahrrad Verleih betreibt. Hier leihen wir uns 2 Fahrräder und fahren per Rad Richtung Klink. Das dortige Schloß ist renoviert und beherbergt ein Hotel. Noch beeindruckender finden wir aber die sehr reizvolle Landschaft. Dichter Wald und offene Felder wechseln sich ab, „Mitten im Nichts“ fühlt man sich.

Da uns der Räucherfisch so gut geschmeckt hat kehren wir nochmals bei „unserer“ Räucherei ein. So gestärkt brechen wir doch noch auf und verlassen diesmal auf dem Wasser Sietow.

Auf einem schönen Amwind Kurs segeln wir Richtung Süden. Für die Nacht wollen wir in den Bolterkanal. Eigentlich ein Geheimtipp, gefällt es uns hier überhaupt nicht. Eng, dunkel und sehr trübes Wasser veranlassen uns sofort um zu drehen und so wechseln wir nochmals die See Seite und Renate segelt uns nach kurzer Diskussion nach Ludorf, einem Wasserwanderrastplatz und unser persönlicher Geheimtip. Für große Boote etwas eng, passt unsere Sun gerade so zwischen die Pfähle. Der Hafenmeister begrüsst uns herzlich brummig. Es gibt – entgegen Karte und Törn Führer – auch Duschen und WCs. Wir bekommen sogar eine Rolle Klopapier geschenkt.


                    Liegen in der Natur... Ludorf

Der nächste Ort ist eine gute halbe Stunde entfernt, das ist uns heute zu weit und so bleiben wir an Bord und genießen Linsensuppe aus der Dose.

Die Abendstimmung an diesem einsamen Fleck ist toll.

Am Morgen begrüßt uns die Sonne mal wieder mit einem schönen Sonnenaufgang.

Wir wollen zurück nach Sietow- dort hat es uns am besten gefallen. Also gibt es eigentlich nichts mehr zu berichten. Leider passiert auf dieser letzten Etappe dann doch noch eine kleine Havarie.

Es herrscht ein kräftiger Wind aus Nord-West bei der Ansteuerung von Sietow kommt uns ein Segelboot recht weit auf unserer Fahrwasser Seite  entgegen und wir korrigieren offensichtlich nicht genug wieder in Richtung Fahrwassermitte. Dann geht es ganz schnell. Renate wundert sich noch warum das Echolot plötzlich piept, das Ruder schlägt nach oben und eine Sekunde später laufen wir auf feinen Schlick auf. Natürlich Leggerwall. Super!

Ich bin ziemlich ärgerlich, auf mich, auf das andere Boot und darauf das so nahe beim Hafen eine solche Stelle nicht wenigsten mit einer Tonne oder Spiere gekennzeichnet ist.

Renate bleibt ziemlich cool und beäugt meine Versuche uns per geworfenem Anker und Aussenborder heraus zu ziehen etwas argwöhnisch. Es klappt auch nicht. Renate fahndet dann per Handy nach dem Hafenmeister und bekommt die Nummer über drei Stationen auch tatsächlich raus. Für sehr humane 10 Euro werden wir dann freigeschleppt.

 

                    Sietow

Leider kommt bei den ganzen Aktionen das Ruderblatt an unsere Schraube, was beiden nicht wirklich gut tut. Das ganze wird uns später fast 200 Euro von der Kaution kosten. Leider ist das Kartenmaterial an Bord unberichtigt und zeigt diese Untiefe auch nicht an. Herr Schmitz von Röbel Yacht Charter gibt bei der Rückgabe offen zu, das schon einige seiner Gäste an dieser Stelle aufgelaufen sind. Die fehlende Betonung sei nicht sein Problem „das müssen die machen […] „ und weiter: „schließlich haben Sie auch die Verantwortung für das Boot“. Er macht es sich also sehr einfach, zu einfach wie wir meinen und halten das nicht vereinbar mit der Sorgfaltspflicht, die ein Dienstleister gegenüber seinen Kunden hat. Wir fühlen uns jedenfalls nicht gut aufgehoben und werden sicher in Zukunft einen anderen Vercharterer wählen.

Der Hafenmeister teilt uns dann noch lakonisch mit, dass wir nicht das einzige Boot in der Saison sind, das an dieser Stelle aufgelaufen ist. Das bessert zwar ein wenig meine Stimmung, ist aber nicht wirklich befriedigend. Das preiswerte Bier (siehe oben) spült den Ärger runter und mit vollem Magen (lecker Backfisch) sieht die Welt ohnehin viel freundlicher aus.

Die Begrüßung am nächsten Vormittag in Röbel ist ziemlich kühl und geschäftsmäßig. Sicher ist das sehr subjektiv, aber ein guten Tag oder vielleicht sogar die Frage wie die Woche gefallen hat oder einfach nur ob man mit dem Boot zufrieden gewesen sei, wäre zumindest höflich gewesen. So hatten wir den Eindruck nicht wirklich wichtig zu sein und eher zu stören. Die Rechnung über fast 200 Euro (siehe oben), dass unzureichende Kartenmaterial (nicht eingetragene Untiefe, falsche Telefonnummern, alt etc.) und die eher kühle „Abfertigung“ lassen uns zu dem Schluss kommen das wir hier nicht ein zweites mal stören möchten und uns in Zukunft an der Müritz  lieber einen anderen Vercharterer als „Röbel Yacht Charter“ suchen.

Michael Köhler

Fragen und Anregungen:

Email: koehler@proBeat.de

Webseite: www.proBeat.de

 

 
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